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Besprechung CD

Roger Norrington

Beethoven

SWRmusic 93.088

1 CD • 61min • 2002

08.08.2003

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Daß die Neunte den Musizierenden auch heute noch einiges in den Weg stellt, offenbart sich im Schlußstein dieser Gesamteinspielung. Norrington rettet sich im Kopfsatz für meinen Geschmack etwas zu oft in opernhafte Übertreibung. Warum zum Beispiel gleich zu Beginn diese kleinen Schweller hin zu den Zieltönen des Themas im Baß, welche dann von Violinen und Violen überdeckt werden, obwohl Beethoven doch ausdrücklich pp sempre notierte? Der Satz könnte für meinen Geschmack viel weniger solcher Norringtonischen Eigenarten und Kurzatmigkeit, dafür aber viel mehr Straffheit und Wucht vertragen. Im übrigen entfaltet sich die Sinfonie beredt, feurig und plastisch, wie man sie sich kaum mehr anders vorstellen kann. Im von jeher problematischen Trio (Tr. 3, 7’00) ist Norringtons Tempo meiner Auffassung nach allerdings zu langsam: Del Mars Vermutung, es seien Halbe = 160 gemeint, gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man bedenkt, daß das Triothema bereits das Freudenthema (in doppelter Vergrößerung; Halbe im Trio entsprechen Vierteln im Finale) vorausnimmt. Dies ist von Beethoven mit Halbe = 80 metronomisiert. Norrington stellt nun keine Temporelation zwischen Trio und Freudenthema her (vgl. Tr. 4, 2’07).

Ein Glücksfall ist das Adagio, für das sich Norrington viel mehr Zeit als früher nimmt (ohne freilich larmoyant zu werden wie viele Kollegen), und das herrlich zum Singen und Schwingen kommt. Die Schreckensfanfare kommt im Vergleich zu 1987 relativ harmlos daher; allerdings ist im Gegensatz zur früheren Aufnahme das umstrittene Tempo der Alla-Marcia-Sektion (Tr. 4, 8’28) weit zügiger und richtig getroffen. Der Chor singt tadellos und ohne in den Höhen zu brüllen, wie oft zu hören ist. Franz Josef Selig macht seinem Namen mit seinem rund und voll klingenden Wohlfühl-Baß wieder alle Ehre. Jonas Kaufmann paßt mit seinem eher baritonal gefärbten Tenor ebenso ausgezeichnet dazu wie der dunkle, edle Mezzosopran von Iris Vermillion. Nur die Sopranistin Camilla Nylund sticht unvorteilhaft heraus (warum müssen sinfonische Chorwerke eigentlich immer von dramatischen Sopranen mit Dauer-Vibrato besetzt werden?). Das paßt hier auch überhaupt nicht zum Vibrato-losen Spiel der Streicher. Im Ganzen hatte mich Norringtons Einspielung von 1987 doch mehr überzeugt, auch wenn diese Aufführung der Neunten einen durchaus würdigen Schlußpunkt eines der insgesamt spannendsten und bedeutendsten Sinfonie-Zyklen Beethovens auf CD darstellt.

Die Besprechungen des kompletten Beethoven-Zyklus:

Dr. Benjamin G. Cohrs [08.08.2003]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ludwig van Beethoven
1Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125 (mit Schlußchor über Verse aus Schillers "Ode an die Freude")

Interpreten der Einspielung

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