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Besprechung CD zum Thema
Violinkonzerte

Cedille CDR 90000 068

2 CD • 1h 31min • 2002

20.02.2004

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Warum nicht mit der Tür ins Haus fallen? Dies ist eine CD, bei der alles stimmt!

Die Zusammenstellung: Warum ist nicht schon früher jemand auf die naheliegende Idee gekommen, das zweite Violinkonzert des großen Geigers Joseph Joachim mit dem seines Freundes Brahms zu koppeln? Hier ist es geschehen, und abgesehen davon, wie einleuchtend das ist, lässt das Nebeneinander der beiden Konzerte das Brahms-Werk in einem neuen Licht erscheinen, man erkennt das musikalische Umfeld, aus dem es geboren wurde.

Das Joachim-Konzert: Ein Meisterwerk, soviel ist nach dem Hören dieser Aufnahme klar. Man hatte ja bisher auch nicht allzu viel Gelegenheit dazu, zwei Aufnahmen gibt bzw. gab es: diejenige mit Aaron Rosand auf Vox ist allein schon deshalb indiskutabel, weil erster und dritter Satz gekürzt sind; das ist bei derjenigen mit Elmar Oliveira (IMP Masters) nicht der Fall, dafür hat man den Eindruck, Oliveira spiele das Werk aus einer Art musealen Interesses heraus, kurz: musikalisch eher akademisch. Das muss bei dem Joachim-Konzert natürlich daneben gehen, dieses hochromantische Konzert braucht den ganzen Einsatz des Interpreten – und den bringt Rachel Barton kompromisslos. Das fast 50minütige Konzert ist geigerisch außerordentlich schwierig, doch davon hört man nichts! Es verlangt, wie das Brahms-Konzert, einen Geiger, der mit dem Orchester verschmelzen kann, aber auch männlich auftrumpfen. Beides weiß Rachel Barton mit gerade der jeweils richtigen Dosierung zu tun. Wunderbar, wie sie sich mit ihrer ersten Kantilene nach dem sinfonischen Orchestervorspiel einführt, erregend, wie sie den feurigen dritten Satz darbietet. Sie liebt das Werk offensichtlich, das öffnet ihr den Weg in sein Innenleben. Und sie hat die gestalterische Kraft, es als Meisterwerk zu präsentieren. Joachims Melodien sind delikat und verführerisch, nur mit einem Hauch von Ungarn bestäubt; Rachel Barton geht damit nobel um; mit einem Folklore-Schlager wie Sarasates »Zigeunerweisen« darf dieses Konzert nicht in einen Topf werfen.

Das Instrument: Rachel Barton spielt die Guarneri »ex-Soldat« on 1742, ausgesucht von Brahms selbst für seine – und Joachims – Freundin Marie Soldat, die auf diesem Instrument das Brahms-Konzert auf ihren Tourneen spielte. Die »ex-Soldat« klingt, als sei sie für diese Stücke gemacht, dunkel, warm, farbenreich, Rachel Barton entlockt ihr betörende Töne.

Nicht nur sie spielt makellos, auch das Orchester unter dem erfahrenen Carlos Kalmar klingt hinreißend, besonders schön und fein ausgehört die Holzbläser.

Das Brahms-Konzert ist – wie gesagt – eine sinnvolle Ergänzung zu dem Stück Joseph Joachims; darüber hinaus ist es ist auch musikalisch gelungen. Barton nimmt es entspannt mit nicht zu schnellen Tempi, arbeitet mit kontrollierter Inbrunst, ist immer auf dem Quivive und gestaltet auch die kleinsten Details überzeugend. Nirgends gibt es offene Enden, vernachlässigte Töne oder Phrasen. Sie offeriert zwei Kadenzen, zum einen natürlich die von Joseph Joachim, zum anderen ihre eigene; beide Versionen sind so in den Satz eingebettet, dass man jeweils den ganzen ersten Satz zu Ende hören kann ohne den Track wechseln. Nicht nur in der Kadenz gelingen ihr himmlische Töne, zumal am Schluss des ersten Satzes treibt einem die pure Schönheit geradezu die Tränen in die Augen.

Das Beiheft bringt gute Anmerkungen der Solistin zu den Konzerten, die nicht nur von genauer Kenntnis der Sekundärliteratur zeugen, sondern auch von der inneren Affinität der Geigerin zu den Stücken.

Und schließlich: auch klangtechnisch sind die beiden Aufnahmen erste Klasse. Was nach dem wiederholten Genuss dieser beiden langen Stücke bleibt, ist das Gefühl, etwas Besonderes gehört zu haben. Und der Eindruck, dass es wirklich lohnt, sich über ein Aufnahmeprojekt ernsthafte Gedanken zu machen und diese verlustfrei umzusetzen. Besser kann eine CD kaum sein.

Dr. Sören Meyer-Eller [20.02.2004]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Joseph Joachim
1Violinkonzert Nr. 2 d-Moll op. 11 (im ungarischen Stil)
Johannes Brahms
2Konzert D-Dur op. 77 für Violine und Orchester

Interpreten der Einspielung

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