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Besprechung CD/SACD stereo/surround

cpo 777 078-2

1 CD/SACD stereo/surround • 61min • 2002

29.06.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Die vier venezianischen Ospedali waren sowohl soziale wie kulturelle Einrichtungen der Stadt, denn die Musikausübung war eine der wirtschaftlichen Grundsäulen dieser Institutionen. Die Laufbahn der Kinder am Ospedale della Pietà war vorgezeichnet: Das Ospedale war, in der Art einer „Kinderklappe“ eine Zufluchtsstätte für unerwünschte Kinder. Die meist anonym abgelieferten Säuglinge wurden zunächst Pflegefamilien übergeben, mit sechs Jahren kamen sie in die Institution zurück, wo die Jungen bis zum 16. Lebensjahr mit einer Berufsausbildung versorgt wurden und dann das Ospedale verließen. Viele der Mädchen blieben ihr Leben lang dort, da ihnen ein gesichertes Leben und, besonders im musikalischen Bereich, gute berufliche Möglichkeiten geboten wurden. Anna Maria (1696-1782) gehörte zu Vivaldis Lieblingsschülerinnen am Ospedale della Pietà, schon früh erkannte er ihr Talent und nahm sie unter seine Fittiche (obwohl der Instrumentalunterricht für Mädchen erst im Alter von elf Jahren beginnen durfte). Als Anna Maria 16 Jahre alt war, veranlaßte Vivaldi, daß die beträchtliche Summe von 20 Dukaten ausgegeben wurde, um eine Violine eigens für Anna Maria zu kaufen, und mit der Zeit entwickelte sich das Mädchen zu einer Attraktion für Venedig. Da die „Töchter“ (diese Bezeichnung behielten die Bewohnerinnen eines Ospedale ihr Leben lang) durch strikte Regeln an ihr Haus gebunden waren, mußte man schon dorthin kommen, wenn man die erstklassige Musik des Instituts hören wollte. Und die Welt kam: allein aus dem deutschen Sprachraum bezeugten etliche Venedigreisende die Ebenbürtigkeit, wenn nicht Überlegenheit Anna Marias gegenüber ihren männlichen Kollegen. 1732 nimmt Johann Mattheson sie in sein Musicalisches Lexicon auf.

Sechs Violinkonzerte, die Vivaldi für dieses Ausnahmetalent komponiert hat, legt Federico Guglielmo mit seiner Gruppe L’Arte del Arco hier vor. Die Interpretation ist frisch, anmutig, und sie kann in den langsamen Sätzen durchaus an die Atmosphäre eines sonnigen, nach der Tageshitze angenehm abgekühlten Abends in der Lagunenstadt gemahnen. Diese atmosphärische Dichte ist letztlich die entscheidende Kategorie, die bei der unübersehbaren Zahl guter Aufnahmen mit Musik des prete rosso heute noch Interesse für eine weitere CD mit Vivaldi-Geigenkonzerten erwecken kann.

Das, besonders im italienischen Original des informativen Texts von Federico Guglielmo, schludrig editierte Beiheft kostet diese Referenz in der Gesamtwertung einen Punkt.

Detmar Huchting [29.06.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Antonio Vivaldi
1Violinkonzert h-Moll RV 387
2Violinkonzert A-Dur RV 343 (Con violini d'accordatura diversa)
3Violinkonzert D-Dur RV 229
4Violinkonzert A-Dur RV 349
5Violinkonzert d-Moll RV 248
6Violinkonzert B-Dur RV 366

Interpreten der Einspielung

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