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Besprechung CD

Michelangelo Rossi Toccate e Corenti d'intavolatura d'organo e cimbalo, Roma 1657

Alpha Productions 077

1 CD • 78min • 2004

12.09.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Zu Lebzeiten war Michelangelo Rossi vor allem als Geiger bekannt und berühmt; gegen Ende seines Lebens stand er in Diensten von Papst Innozenz X. Merkwürdigerweise ist uns von ihm keine reine Violinmusik überliefert, wohl aber Opern, Madrigale und der große Zyklus von Toccaten und Correnten, den Jörg-Andreas Bötticher zusammen mit zwei kurzen Werken von Zeitgenossen Rossis auf der vorliegenden CD eingespielt hat. Neueste Forschungen geben zur Vermutung Anlaß, dass die Stücke nicht erst (posthum) 1657 erschienen sind, sondern dass es sich dabei bereits um einen Nachdruck handelte. Man vermutet, dass die Toccaten schon in den 1630er Jahren erstmals gedruckt worden sind.

Diesen großartigen Stücken war ein erstaunliches „Nachleben“ beschieden: Johann Mattheson erwähnt sie in seinem „Vollkommenen Kapellmeister“ 1739, François-Joesph Fétis schreibt darüber in seiner „Biographie universelle des Musiciens“, Ende des 19. Jahrhunderts erscheint ein Artikel von Ernst v. Werra nebst einer ersten Neuausgabe der Toccata VI und dreier Correnten. Kein Geringerer als Béla Bartók legte schließlich im 20. Jahrhundert eine Edition der Toccata IX sowie ebenso drei Correnten vor.

Schon zu seiner Zeit sehen wir Rossi in einer lebendigen Tradition des Toccaten-Komponierens: Andrea Gabrieli, Merulo, Diruta bzw. Girolamo Frescobaldi, etwas später Johann Jacob Froberger. Rossi ziert seine Toccaten mit kurzen Correnten, gleichsam als „Nachtanz“. Eine schöne Zugabe zu Rossis Musik ist die große, temperamentvolle und vielgestaltige Ciaccona seines Zeitgenossen Bernardo Storace sowie eine kurze Passacaglia Luigi Rossis.

Jörg-Andreas Bötticher, seines Zeichens Cembaloprofessor an der renommierten Schola Cantorum Basiliensis, ist mit dieser Aufnahme ein großer Wurf gelungen. Sein Cembalospiel spricht – er artikuliert perfekt, gestaltet intelligent, versteht es klanglich zu zaubern, spielt mit der Zeit und lässt auch perlender, kraftvoller Virtuosität Raum. Der Klang der Aufnahme ist direkt, aber von angemessener Räumlichkeit – ideal also für das Cembalo. Der kenntnisreiche Einführungstext Thomas Dreschers und die luxuriöse, liebevolle Aufmachung der CD insgesamt runden das überaus positive Bild dieser Produktion ab. Schade nur, dass man es verabsäumt hat, dem genialen Interpreten der CD ein paar Zeilen zu widmen. Nachlässigkeit oder demütige Absicht?

Wie auch immer: dieser fantastischen Aufnahme ist ein breiter Käuferkreis zu wünschen.

Heinz Braun † [12.09.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Michelangelo Rossi
1Toccata prima
2Corrente seconda
3Toccata seconda
4Corrente quarta
5Toccata terza
6Corrente prima
7Toccata quarta
8Corrente (Fabritio Fontana)
9Toccata quinta
10Versetto II
11Versetto I
12Corrente nona
13Toccata sesta
14Ciaccona do-majeur (Barnardo Storace)
15Partite sopra La Romanesca
16Toccata settima
17Corrente settima
18Toccata ottava
19Corrente ottava
20Corrente decima
21Toccata nona
22Passacaille del seigneur Luigi (Luigi Rossi)
23Corrente sesta
24Toccata decima
25Corrente quinta
26Toccata
27Corrente seconda

Interpreten der Einspielung

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