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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Heinrich Kaminski Das geistliche a-cappella-Werk

OehmsClassics OC 608

1 CD/SACD stereo/surround • 79min • 2005

25.01.2006

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Heinrich Kaminski war zeit seines Lebens (1886–1946) ein Einzelgänger, Philosoph und religiöser Mystiker der Musik. Die Vergeistigung aller seiner schöpferischen Prozesse zeigt ihn aber auch als einen Rationalisten in der Anwendung seiner Kompositionstheorien. Damit war neben seinen vielfältigen, heutzutage nahezu unbekannten Instrumentalwerken sein Weg als Vertreter der Chor- und Kirchenmusik vorgegeben. Aber auch in diesem Genre stand er allein auf weiter Flur, gleichsam zwischen Baum und Borke als Spätromantiker (im Frühwerk) und Suchender nach neuen Wegen in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Erst die Gegenwart erkennt zögernd seine Bedeutung als einsamen Rufer beim Aufspüren eines überkonfessionellen Weltethos der Musik.

Die 1987 gegründete Kaminski-Gesellschaft widmet sich folgerichtig der Wiederentdeckung und Pflege von Kaminskis neuer Aktualität im Zeitalter des New Age und weit verbreiteter Meditationstechniken. In Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk wurde für die vorliegende Werkauswahl der für dieses Vorhaben prädestinierte "orpheus chor münchen" unter der Leitung von Gerd Guglhör gewonnen, ergänzt durch ein adäquates Solistenensemble und den Organisten Harald Feller. Im besten Sinne des Wortes sprengen er und die Mezzosopranistin Roxana Constantinescu mit Kaminskis Triptychon (nach Zarathustras Yasna 43, Ittivuttakam 27 und dem Wessobrunner Gebet) zwar den Rahmen der geistlichen a cappella-Chorbeiträge, fügen sich aber als musikalisch und künstlerisch kontrastierendes, willkommenes Element in das ohnehin nur wenig vertraute Komponistenporträt ein.

Kaminskis visionäre Spiritualität äußert sich in seinem Selbstverständnis von der komplexen Bedeutung der Einzeltöne in ihrem Verhältnis zur Tonalität, Klangfarbe und Harmonik. Zitat: "Der Ton ist das Zeugende! Der Akkord aber (als das aus ihm Resultierende) ein Gezeugtes!" (Kaminski). Gewagte Akkordspreizungen und eine opulente Dynamik mit abgemilderten Dissonanzschärfen und gelegentlichen Ansätzen zu Clusterbildungen stehen in einem ständigen Spannungswechsel. Das Bekenntnis des Komponisten zu einer klangvollen Seelenharmonie vor dem Hintergrund eines oft jedes Normalmaß überschreitenden Stimmenumfanges bedeuten für seine Interpreten eine ständige Herausforderung. Von einem Laienchor lassen sich solche künstlerischen Wagnisse mit befriedigender Tonkultur kaum bewältigen. Um so mehr überzeugen der Münchner Orpheus-Chor und die Solisten mit ihrer mustergültigen Annäherung an die kontemplativen Ideengehalte und Ausdrucksformen der Musik Kaminskis. Der dazugehörige akustische Rahmen hat in dem sekundenlangen Nachhall der Sankt-Ursula-Kirche in München seine transzendierende Entsprechung gefunden. Gleichwohl stellt sich die Problematik einer adäquaten Wiedergabe solcher textverschlingenden Großraum-Ästhetik im kleinflächig-privaten Ambiente. Als Hybrid-SACD (Super Audio CD) für die neuesten Abspielvorrichtungen kommt jedoch die Produktionsfirma allen Hör-Erwartungen deutlich entgegen.

Dr. Gerhard Pätzig [25.01.2006]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Heinrich Kaminski
1Psalm 130
2Alle Menschen müssen sterben
3Die Messe deutsch
4Die Erde – Zarathustra: Yasna 29
5Triptychon für Mezzosopran und Orgel
6Der Mensch
7Sechs Choräle
8Amen
9Frau Musika singt
10Drei Kanons über Sprüche des Angelus Silesius
11Maria durch ein Dornwald ging
12Maria und die arme Seele an der Himmelstür
13Joseph, lieber Joseph mein

Interpreten der Einspielung

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