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Besprechung CD

Testament SBT2 1384

2 CD • 2h 21min • 1955

03.08.2006

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Nach 1951 (Parsifal, Götterdämmerung) und 1953 (Lohengrin) war der Fliegende Holländer (und der Ring des Nibelungen) des Jahres 1955 der dritte Anlauf der britischen Decca (bzw. deutschen Teldec), Livemitschnitte von den Bayreuther Festspielen zu veröffentlichen. Während der Ring unter anderem aus rechtlichen Gründen für über 50 Jahre im Archiv verschwand und erst jetzt von Testament veröffentlicht wird (Siegfried und Die Walküre sind bereits auf dem Markt), wurde der Holländer damals auf LP veröffentlicht, allerdings zunächst nur in der Mono-Version. Tatsächlich wendete die Decca damals bereits für den Ring und den Holländer die neue Stereo-Technik an, in der die Aufnahme jetzt erstmals auf CD erscheint. Wie beim Ring überrascht das Klangbild durch eine auf Bayreuth-Mitschnitten dieser Zeit ungekannte Frische, Plastizität, Transparenz und vor allem eine frappierend direkte Abbildung der Gesangsstimmen – kein Vergleich zur ursprünglichen Mono-Aufnahme. In der Rollengalerie Hermann Uhdes, eines Spezialisten für gebrochene und zwiespältige, sperrige und auch sinistre Charaktere wie Wozzeck, Telramund, Klingsor, Amfortas, Kreon (Orff) ist der Holländer eine besonders eindringliche Personifikation. Die Getriebenheit, Seelenpein und Erlösungssehnsucht dieses ruhelosen Ahasvers verkörpert Uhde mit einer Direktheit und Suggestivität, der man sich auch heute nicht entziehen kann. Dank seiner stimmlichen Intensität und gesanglichen Charakterisierungskunst kommt dieses Porträt auch auf Platte ungemein lebendig und glaubhaft zur Geltung. Ähnliches gilt für Astrid Varnays Senta, eine Partie, die sie zum erstenmal 1950 an der New Yorer Metropolitan Opera gesungen hatte und die sie hier erstmals in Bayreuth übernahm. Obwohl sie eine stimmlich sehr reife Senta ist, mit den bekannten Schärfen in der Höhe, sind doch einmal mehr ihre sorgsame Textbehandlung und artikulatorische Präzision bewundernswert. Ludwig Weber als Daland präsentiert sich auch noch mit 56 Jahren als vollsaftiger, kräftiger, voluminöser Bass, der neben Uhde und Varnay zu den zuverlässigsten Stützen des damaligen Neu-Bayreuth zählte. Einen Steuermann von liedhafter piano-Kultur gestaltet Josef Traxel, während das larmoyante Geknödle von Rudolf Lustigs temperamentlosem und fadem Erik wenig Freude bereitet. Joseph Keilberth am Pult macht seinem Ruf als „lateinischer“ Dirigententypus – im Gegensatz zum „germanischen“ Antipoden Knappertsbusch – hier alle Ehre, wirft sich mit unbändigem Feuer und zwingendem Elan in diese Partitur, entwickelt schon in der Ouvertüre einen Drive und eine Spannung, die er mühelos bis zum Schluss des hier pausenlos aufgeführten Werks durchhält.

Kurt Malisch † [03.08.2006]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Richard Wagner
1Der fliegende Holländer (Romantische Oper in drei Aufzügen)

Interpreten der Einspielung

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