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Besprechung CD

Caecilia-Concert

Buxtehude & Co.

Challenge Classics CC72179

1 CD • 76min • 2006

23.07.2007

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Hätten die fünf Musikanten der seit 2001 bestehenden Gruppe Caecilia-Concert als ausgewiesene Theoretiker einer „authentischen“ Aufführungspraxis vor der Veröffentlichung des vorliegenden Programmes ihre Besetzungspläne verraten, so hätte man sie sicherlich vor dem künstlerischen Risiko eines harmonischen Zusammenklanges gewarnt: Eine einsame, darmbesaitete Barockgeige im Verein mit durchdringenden Zinkentönen, brummendem Dulzian-Schnarren, engmensurierter Tenorposaune und Cembalo im gelegentlich sprunghaften Wechsel mit dem Flötenregister eines Orgelportativs – kann das gut gehen? Es sind Gegensätze, die man sich krasser nicht vorstellen kann! Erfahrung hatten die Instrumentalisten internationaler Herkunft und Ausbildung allesamt im Amsterdamer Zentrum historisierender Virtuosenschulung bei den prominenten Lehrern und Professoren genossen. Die Amerikanerin Kathryn Cok als empfindsame Beherrscherin barocker Tasteninstrumente, die Engländerin Fiona Russell als unglaublich versierte Zinkenistin (mit dem „stilgerechten“ Zusatz-Hobby einer Falknerin) und ihr Landsmann Adam Woolf als unbegrenzt virtuoser Blechbläser der gesamten historischen und modernen Posaunenfamilie, schließlich als einheimische Niederländer die Geigerin Annabelle Ferdinand und Wouter Verschuren als Experte auf Barockfagott und Dulzian. Alle fünf haben als Mitwirkende in den führenden Ensembles der historischen Spielpraxis ihren Ruf in Fachkreisen längst gefestigt.

Nun also ist die Eigengründung als Auswahlgruppe und Vorzeigemuster eines „broken consort“ dazugekommen. Und mit welchem Effekt! Man muß nach altbarocker Art gar von einem sensationellen Affekt reden! Alles, was hier geblasen, gegeigt und clavizimbelt wird, ist für die Hörer des 21. Jahrhunderts eine absolut neue und spannende Begegnung mit Alter Musik aus der Zeit vor rund 350 Jahren. Denn der fast allzu vertraute, barockisierende Gleichklang der Generalbaßmusik im Pulsschlag der Schwelltöne, deren „Authentizität“ zitatenreich begründet zu sein scheint, wird hier durch farbenreiche, aufregende Spaltklänge ersetzt. Es handelt sich schlicht um Barockinterpretationen von neuer, unerhörter Vitalität und Musikalität. Das Ergebnis ist ohne Frage reif für eine der nächsten Bestenlisten!

Das Geheimnis: Hier wird nicht irgendwie mit vorhandenen Urtext-Ausgaben herumexperimentiert, weil originale Besetzungsangaben fehlen, sondern weil eine perfekte Beherrschung des Instrumentariums selbst den anspruchsvollsten Passagen rhythmisch, klangrein und im sensibel ausbalancierten Zusammenwirken „starker“ und „lieblicher“ Instrumente einen neuen Atem und eine neue Faszination verleihen. Immerhin handelt es sich durchweg um eine frühe, meisterhafte Literatur des konzertierenden Stils mit einer Fülle von Kapriolen in Mini-Notenwerten und einer penibel angewandten Verzierungspraxis. Da verstummen alle Diskussionen um den Originalklang derartiger Herausforderungen für die damaligen Stadtpfeifer mit deren Intonationsproblemen vor dem Hintergrund einer früher noch unbekannten wohltemperierten Stimmung ohne standardisierten Kammerton ‚a‘. Auch der Stimmenumfang der vom Caecilia-Concert in waghalsigen Trio-, Quartett- und Quintettbesetzungen erklingenden Blasinstrumente nötigt zu einer Verbeugung gegenüber dem makellosen Barockgenuß. Damit präsentiert das vorliegende Programm im gegenwärtigen Buxtehude-Jahr 2007 eine beispielhafte, zugleich hoch aktuelle Auswahl der epochalen „norddeutschen Schule“ des 17. Jahrhunderts. Jenseits aller „Welt-Ersteinspielungen“ garantiert allein schon das wagemutige, gelungene Hörerlebnis voller ungewöhnlicher Klangfarben und Instrumentenpaarungen dank einer durchweg souverän und stilgerecht beherrschten Musizierweise den Erfolg der CD und den Beifall für diese Produktion.

Dr. Gerhard Pätzig [23.07.2007]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johann Philipp Krieger
1Chaconne (aus: Sonata in F) 00:04:49
Matthias Weckmann
2Sonata IX 00:06:20
Dietrich Becker
3Sonata (à 3) 00:07:44
Dietrich Buxtehude
4Sonate in D BuxWV 267 für Viola da gamba, Violine und B.c. 00:08:49
Matthias Weckmann
5Sonata IV 00:04:04
Dietrich Becker
6Sonata (à 2) 00:08:50
Johann Theile
7Sonata (à 2) 00:04:40
Dietrich Buxtehude
8Aria More Palatino BuxWV 247 00:13:52
9Triosonate c minor op. 2 No. 4 BuxWV 262 for Violin, Viola da gamba and B.c. 00:08:54
Matthias Weckmann
10Sonata VIII 00:03:00
11Sonata V 00:05:06

Interpreten der Einspielung

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