Fröst & Friends
BIS 1823
1 CD/SACD stereo/surround • 64min • 2009
23.07.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Geburtstagsparade eines begnadeten Klarinettisten! Was in der Regel schlicht als „Zugabe“ (encore) bezeichnet wird, präsentiert hier der schwedische Bläservirtuose Martin Fröst als 40jähriger Jubilar des Jahres 2010 gemeinsam mit einer Elitetruppe gleichrangiger Instrumentalisten „fröst & friends“ und der phänomenalen Mezzosopranistin Malena Ernman (The Flight of the Bumble-Bee!). Brillante Mark- und Edelsteine aller Geschmackskategorien vom scheinbar abgegriffenen Klischee bewährter Reißer im neuen Outfit (Csárdás von Monti) bis hin zu maßgeschneiderten, zeitgenössischen Kapriolen ausgefeilter Extrem-Artistik sorgen über 64 Minuten lang für eine ständige Hoch- und Wechselspannung. Selbst einige allseits vertraute Titel haben im Erfahrungsschatz einer erfolgreichen zehnjährigen Podiumspraxis des Solisten zu neuen Spiel- und Vortragsformen gefunden. Sie scheinen ausschließlich seiner eigenen, sagenhaften, auch eitlen Kunstfertigkeit im spieltechnischen Umgang mit der Klarinette vorbehalten zu sein.
So erklingt Bach-Gounods berühmtes Ave Maria keinesfalls als sentimentale Bläsermelodie. Fröst überläßt dies lieber dem dafür prädestinierten Celloklang seines Duo-Partners Torleif Thedéen und zelebriert stattdessen zur Verblüffung des Kenners die „begleitenden“ Sechzehntelketten des Cembalo-Originals aus dem C-Dur-Praeludium BWV 846. Fröst kommentiert sein Wagnis im Beiheft als „außerordentliche Atemübung, nützlich zur Schulung der Intonation“. Wagemutig, überzeugend, perfekt! Und dann Bachs selbst für Geiger perfides Presto aus der g-Moll-Solosonate für unbegleitete Violine BWV 1001: ein Kompendium aller Raffinessen der Vortragskunst. Tadellose Beherrschung jeder dynamischen Nuance und Tonkultur in sämtlichen Registerlagen feiern eine Sternstunde. Non-Stop geht es weiter. Vom Klezmerstil bis zum Broadway-Showbusiness sind Kurzweil, zirzensisches Staunen und Bewunderung kaum zu bremsen. Martin Fröst versteht sein Geschäft. Den optischen Beweis dafür liefert ein Kurz-Video auf seiner Homepage mit Rimsky-Korssakoffs Hummelflug als effektvoll choreographiertem Bildkommentar zum Audio-Track 6 der CD. Summa summarum fehlt eigentlich nichts, um ihn zum Paganini der Klarinettisten des 21. Jahrhunderts zu küren.
Dr. Gerhard Pätzig [23.07.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Alexander Scriabin | ||
1 | Prélude H-Dur op. 16 Nr. 1 | 00:03:03 |
2 | Ave Maria | 00:02:32 |
3 | 4. Satz, Presto | 00:03:15 |
Johannes Brahms | ||
4 | Wie Melodien zieht es mir op. 105 Nr. 1 | 00:02:02 |
trad. | ||
5 | Let's Be Happy | 00:03:23 |
Nikolai Rimsky-Korssakoff | ||
6 | Der Hummelflug | 00:01:07 |
Fritz Kreisler | ||
7 | Liebesleid | 00:03:41 |
André Messager | ||
8 | Solo de concours | 00:05:40 |
Sergej Rachmaninow | ||
9 | Vocalise | 00:06:08 |
Frédéric Chopin | ||
10 | Nocturne Es-Dur op. 9 Nr. 2 | 00:04:42 |
Robert Schumann | ||
11 | Dein Angesicht op. 127 Nr. 2 (aus: Fünf Lieder und Gesänge op. 127) | 00:02:21 |
Vittorio Monti | ||
12 | Csárdas für Violine und Zimbal | 00:04:52 |
Anders Hillborg | ||
13 | Peacock Moment | 00:01:08 |
Martin Fröst | ||
14 | Improvisation (über ein Thema von Malcolm Arnold) | 00:02:26 |
Charles Chaplin | ||
15 | Smile | 00:04:02 |
Göran Fröst | ||
16 | Brudvals för Karin och Martin | 00:03:07 |
Svante Henryson | ||
17 | Off Pist | 00:04:33 |
Eden Ahbez | ||
18 | Nature Boy | 00:02:38 |
Interpreten der Einspielung
- Martin Fröst (Klarinette)
- Roland Pöntinen (Klavier)
- Thorleif Thedéen (Violoncello)