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Besprechung CD

SoloVoce 8553203

2 CD • 2h 07min • 2010

14.10.2010

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 5
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 6

Die populärste aller Opern – wahrscheinlich ist dies doch Verdis La Traviata, allein schon aufgrund der unschlagbaren Mega-Melodie des libiamo, libiamo. Auch was die Anzahl von Gesamtaufnahmen betrifft, dürfte La Traviata an vorderster Stelle liegen. Alles mögliche gibt es darunter: gute, auch sehr gute, sowie schwache und mittelmäßige Aufnahmen. Einer weiteren Kategorie wäre die Neueinspielung bei Solo voce (Gemeinschaftsproduktion mit dem Teatro Regio Parma) zuzuordnen, nämlich: absolut überflüssig. Die Wiedergabe verläuft ganz im Rahmen der Normalität, besitzt eine gewisse Gediegenheit, sonst aber nichts, was wirklich Aufmerksamkeit erregen könnte. Somit – kein Bedarf.

Es sei denn, man zählt sich zu jenem Kreis (oder Klub), der speziell an den Darbietungen des Gesangsduos Dessi-Armiliato interessiert ist. Dieses Künstlerpaar – die Bezeichnung gilt sowohl für das Privatleben als auch für die vielen gemeinsamen Bühnenauftritte – hat sich bereits mit zahlreichen Gesamtaufnahmen von Verdi-, Puccini-, Mascagni-Opern präsentiert. Bei der aktuellen La Traviata handelt es sich also um eine weitere Folge der Edition Dessi-Armiliato, an der beim einschlägigen Publikum allein schon aus Gründen der Vollständigkeit Nachfrage bestehen dürfte

Dazu ist zu sagen, dass beide, Sopran und Tenor, schätzenswerte Gesangskünstler und effektvolle Bühnendarsteller sind, die sich zu Recht viel Beifall auf den großen Opernbühnen erworben haben. Der reine Hör-Eindruck gibt allerdings ein anderes, weniger günstiges Bild wieder. Am ehesten sammeln sich die Pluspunkte bei Daniela Dessi, deren Stimmkultur außer Zweifel steht, die auch noch imstande ist, ihrem bereits etwas schwer gewordenen Organ präzise Koloraturen abzugewinnen. Auch der Vortrag, die Impulsivität der Darstellung, all das weist sie als Künstlerin von Rang aus. Freilich bleibt unüberhörbar, dass sich die Jugend aus dieser Stimme verabschiedet hat, dass vieles angestrengt und übermäßig forciert erklingt. Die vielen Aufenthalte im veristischen Revier (zu denken ist da an Zandonais Francesca da Rimini, eine ihrer besten Rollen) haben Spuren hinterlassen.

Fabio Armiliato ist ein rechter Draufgänger-Tenor, versteht sich auf Attacke und temperamentvolle Geste. Aber als Künstler befindet er sich auf einer viel tieferen Stufe als seine Partnerin. Keine Finesse, keine Noblesse lebt in seinem Gesang, der keine Mitte findet zwischen rücksichtsloser Härte und schmachtender Weinerlichkeit. Un dì felice, eterea – eine der Kardinalstellen der Partie: wie roh und schwerfällig klingt das bei diesem Sänger! Man muss gar nicht Tito Schipa und andere „Immortals“ heraufbeschwören, denn auch Bergonzi oder Pavarotti haben da ein Maß vorgegeben, an dem es kein „Vorbei“ mehr geben sollte.

Die Partie des Giorgio Germont wurde dem Bariton Claudio Sgura anvertraut. Ein junger, begabter Sänger, dessen kräftige Stimme von einem bedenklichen Tremolo befallen ist. Das Material ist voluminös, der Vortrag angemessen, aber die Unruhe der Tongebung wirft einen Schatten über eine bemühte Leistung. Die Randfiguren sind zutreffend besetzt, Chor und Orchester bieten ebenso einwandfreie Arbeit wie John Neschlings kompetente musikalische Gesamtleitung. Aber es bleibt dabei: wenn eine so oft gehörte Oper wie La Traviata neuerlich hervortritt, dann muss und soll etwas Besonderes daran sein. Und das ist hier nicht der Fall.

Die Wiedergabe (eine Studioprodukton) verzichtet auf die üblichen Striche, bringt Verdis Musik Ton für Ton, sämtliche Wiederholungen werden ausgeführt. Auch die gängigen Einlagetöne wie das dreigestrichene Es am Schluß von Violettas erster Arie oder die hohen C des Tenors finden nicht statt.

Clemens Höslinger [14.10.2010]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Giuseppe Verdi
1La Traviata (Opera in tre atti)

Interpreten der Einspielung

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