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Besprechung CD

cpo 777 435-2

2 CD • 2h 02min • 2008

21.10.2010

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Den Ruhm, der ihm als Erzähler schon zu Lebzeiten zuteil wurde, hätte Ernst Theodor Amadeus Hoffmann lieber als Komponist geerntet. Aber dieses Glück blieb ihm versagt. Heute wissen auch fortgeschrittene Musikliebhaber oft nicht, dass er Opern geschrieben hat. Von seiner 1816 in Berlin uraufgeführten Undine gibt es immerhin Mitschnitte von Rundfunk-Produktionen aus München und Berlin. Das Singspiel Liebe und Eifersucht (1807) war dagegen bis vor kurzem noch nicht einmal dem Titel nach bekannt. Aus einem ganz einfachen Grund: Es wurde nie aufgeführt, obwohl der Komponist mit verschiedenen Theatern in Verhandlungen stand. Nach Hoffmanns Tod verschwand es im Archiv und galt lange Zeit als verschollen. Erst in den 1960er Jahren wurde es wieder entdeckt und schließlich bei Schott als Partitur veröffentlicht. 2002 erlebte es seine erste Aufführung in Kulmbach in einer freien Produktion von Peter P. Pachl, zwei Klaviere ersetzten bei dieser Gelegenheit das Orchester. Die Ludwigsburger Schlossfestspiele brachten dann sechs Jahre später in Zusammenarbeit mit dem Münchner Gärtnerplatztheater die offizielle „Uraufführung" heraus, deren Audio-Mitschnitt jetzt bei cpo vorliegt.

Quelle dieser erotischen Verwirrungskomödie ist das Stück La Banda y la Flor (Die Schärpe und die Blume) von Calderón de la Barca, das Hoffmann in der Übersetzung August Wilhelm von Schlegels kannte. Seine Umgestaltung des Textes in ein Opernlibretto macht die ohnehin verzwickte Handlung des Stüücks noch konfuser und ist auch sprachlich nicht auf der Höhe seiner Erzählungen. In vielen steifen Formulierungen schlägt da der spätere Kammergerichtsrat durch.

Worum geht es? Enrico liebt Lisida, ohne sich ihr zu erklären, wird wiederum von deren Schwester Cloris geliebt, um die sich der Herzog von Florenz, Enricos Arbeitgeber, vergebens bemüht. In dessen Auftrag macht sich Enrico an die von seinem Freund Ottavio verehrte Base Nisa heran, um Aufklärung über die Gefühlslage ihrer Verwandten zu erhalten. Die gleiche Tour versucht er dann noch bei der Kammerjungfer Celia, die von seinem Diener Ponlevi geliebt wird. Bevor es zum Happy End kommt, bei dem jedes Töpfchen sein Deckelchen findet, zieht sich der Schwerenöter wider Willen noch drei Forderungen zum Duell an den Hals.

Dieser Handlung zu folgen, ist auf Dauer etwas ermüdend und wer das inszenieren soll, ist nicht zu beneiden. Die Musik freilich lohnt das Zuhören, denn Hoffmann macht aus seiner Bewunderung für Mozart keinen Hehl, dessen Vorbild aus jeder Nummer hervortritt, ohne dass man von Epigonentum sprechen könnte. Schön gearbeitete Ensembles, drei spannungsreiche Finali und ein farbenreich kommentierendes Orchester sprengen den Charakter des reinen Singspiels, wecken Reminiszenzen an Cosi fan tutte, gar Don Giovanni, und halten den Hörer bei guter Laune.

Die Ludwigsburger Aufführung ist vor allem im orchestralen Bereich ein überzeugendes Plädoyer für die Qualitäten von Hoffmanns Musik. Michael Hofstetter und die auf Originalklanginstrumenten spielenden Musiker bringen die Partitur zum Glitzern und Funkeln. Nicht ganz so glänzend ist es um die gesanglichen Darbietungen bestellt. Robert Sellier bringt in der Rolle des Enrico nur bescheidene tenorale Verführungskraft auf, Stefan Sevenich meistert die dankbare Dienerrolle mehr routiniert als inspiriert und die Frauenpartien sind durchweg zu leicht besetzt. Die Schwestern Lisida und Cloris verlangen Stimmen vom Kaliber Donna Anna und Donna Elvira, hier aber hört man zwei artige Zerlinen, wobei Christina Gerstberger durchaus Stimmqualität erkennen läßt.

Ekkehard Pluta [21.10.2010]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann
1Liebe und Eifersucht AV 33 (Die Schärpe und die Blume)

Interpreten der Einspielung

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