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Besprechung CD

cpo 777 464-2

1 CD • 74min • 2009

29.11.2012

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

„Georg Alfred Schumann, mit dem berühmteren Herrn aus Zwickau weder genetisch verwandt noch verschwägert, erblickte am 25. Oktober 1866 im sächsischen Königstein das Licht der Welt. Er starb, als erster Deutscher von Theodor Heuss mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik ausgezeichnet und auch sonst hochdekoriert, am 23. Mai 1952 in Berlin, wo er sich in den Nachkriegsjahren – übrigens gemeinsam mit Hans Chemin-Petit und Sergiu Celibidache – erfolgreich um den Wiederaufbau eines manierlichen Musiklebens bemüht hatte. Als Kind einer vielgliedrigen Musikerfamilie war er natüürlich schnell in die richtigen Bahnen geraten, die ihn nach dem Dresdner Anfangsunterricht über das Leipziger Konservatorium eines Carl Reinecke und Salomon Jadassohn als Chordirigent nach Danzig und Bremen führten, ehe er die Leitung der Berliner Singakademie übernahm. Als Pianist formierte er ein eigenes Klaviertrio, zu dessen erster Zusammensetzung Carl Halir an der Geige und Hugo Dechert am Violoncello gehörten. Seit 1918 war er Vizepräsident, seit 1934 Präsident der Preußischen Akademie der Künste, an der er zudem über dreißig Jahre die Meisterklasse für Komposition leitete.ì

Es ist nicht einzusehen, warum ich die Kurzbiographie umschreiben sollte, mit der ich vor einem Jahr meine Besprechung der Georg-Schumannschen-Klaviertrios begann. Erstens hat sich an dem Lebenslauf in den letzten sechzig Jahren nichts geändert, und zweitens – was mir weit wichtiger erscheint – hat der Komponist, als er mit einundzwanzig Jahren seine Sinfonie in h-Moll zu Papier brachte, ja auch in vollen Zügen übernommen, was sich an hochromantischer Literatur auf der Szene tummelte. Vor meinen Augen entwirft dieses Stück, das bei einem Preisausschreiben des Berliner Konzerthauses den Lorbeer errang und bei verschiedenen Aufführungen mit vielversprechenden Hymnen überhäuft wurde, das Bild eines, bis in die pomadigen Haarspitzen hinein motivierten, sicherlich sehr begabten Jünglings, wie man ihm vor allem in Kolportageromanen des 19. Jahrhunderts begegnen kann: Erzfleißig, unermüdlich nach dem „Höchsten" greifend, im stillen Kämmerlein hoffend und bangend, dass sich doch der Traum erfüllen möge. Die Substanz, mit der er operiert, hat er gelernt, den Umgang mit den Mitteln beherrscht er – nur an dem Atem, eine bald fünfundvierzigminütige Pièce über alle Tiefen und Untiefen zu manövrieren, an dem gebricht's ihm noch.

Da ist die Serenade op. 34 aus dem Jahre 1901, die ich als erstes der beiden hier versammelten Werke anzuhören vorschlage, schon ein ganz anderes Kaliber. Vor allem, weil sie aus der musikalischen Erbmasse des Namensvetters Robert und seiner Kollegen eine eigene Diktion destilliert hat, dann aber auch, weil sie – in ihren Dimensionen konziser und freundlicher gehalten – mit einem niedlichen kleinen Programm versehen ist, in dem es, wie der kenntnisreiche Begleittext kundtut, um die „Geschichte eines abgewiesenen Liebhabers" geht. Unter anderem ereignet sich hier ein wahrhaft amüsanter „nächtlicher Spuk", der sich als Schabernack gleichfalls verliebter Rivalen entpuppt (und vielleicht deshalb der Walpurgisnacht aus J. J. Raffs Frühlingssinfonie nicht ganz unähnlich ist). Dass das eigentliche Ständchen mit seinem beglückend schönen Klarinettensolo nicht den gewünschten Erfolg zeitigte, scheint indessen nicht nur an der böswilligen Konkurrenz gelegen zu haben: Mitunter öffnet sich, wie wir's vom unsterblichen Tobias Knopp kennen, nächtens das Fenster, und der achtsame Vater gießt die Schale des Zornes über den hoffnungsvollen Sänger aus ...

Die Darbietung beider Werke und ihre klangliche Realisation lassen nichts zu wünschen übrig.

Rasmus van Rijn [29.11.2012]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Georg Schumann
1Sinfonie h-Moll (Preis-Sinfonie) 00:43:40
5Serenade op. 34 für großes Orchester 00:29:46

Interpreten der Einspielung

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