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Besprechung CD

OehmsClassics OC 833

1 CD • 55min • 2011

27.11.2012

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Man wird wohl noch viel von dem Pianisten Herbert Schuch hören. Aktuell beruft sich der vielfach preisgekrönte, 1979 geborene Künstler auf das Erbe der ganz Großen seines Faches, fühlt sich nach eigenem Bekunden unter anderem stark von Alfred Brendel inspiriert. Schuchs Technik ist von aufregender Rasanz und er vereint in seinem Spiel scheinbar mühelos alle Gegensätze. Da ist auf der einen Seite eine tiefe Musikalität, andererseits eine glasklare Prägnanz, mit der Schuch die innere Mechanik der jeweiligen Komposition offen legt. Mit Viktor Ullmans Klavierkonzert op. 25 und Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 op. 37 legt Herbert Schuch seine fünfte Veröffentlichung für das Label Oehms-Classics vor.

Gemeinsam ist diesen Kompositionen, dass sie Umbruchphasen markieren. Viktor Ullmanns Klavierkonzert aus dem Jahr 1939/40 steht am Beginn zur musikalischen Moderne. Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 markiert jenen Wendepunkt zwischen einer deutlichen Prägung durch die Wiener Klassik und ihre Befreiung daraus. Beide Werke setzen sich respektvoll mit dem Erbe auseinander, blicken aber auch kühn nach vorn. So wie es auch Herbert Schuch als Interpret hier beweist.

Das jüngere Werk steht auf dieser CD am Beginn. Ullmanns Konzert wird mit gehetzten, atemlosen Sechzehntelketten eröffnet, die in einen tragischen, erdrückend schwere Harmonien des Blechs münden. Viktor Ullmanns Lebensumstände waren zweifellose düster in dieser Zeit – und dieser Kontext findet in der Interpretation ein eindringliche Abbildung.

Herbert Schuch hämmert diese Sechzehntel mit kalter Präzision. Aber im nächsten Moment schaltet er radikal aufs schwärmerische, innige um. Setzt verspielte Glanzlichter inmitten der Düsternis. Stellt dem meisterhaft beherrschten perkussiven Moment so viel berührende, aber nie pathetische Sanglichkeit gegenüber. Das verleiht der Komposition Feuer und Leben und es werden viele musikalische Einflüsse aus Wiener Schule und Impressionismus, viel Emotionalität spürbar. Ullmanns op. 25 ist kein Solistenkonzert im eigentlichen Sinne. Vielmehr wirkt der Klavierpart organisch in die orchestrale Dramaturgie eingeflochten. Und man hört, dass die hellwache Kommunikation, das Nehmen und Geben ein Anliegen des Pianisten ist. Das WDR Sinfonieorchester unter Leitung von Olari Elts erweist sich als profunder, inspirierter Partner.

In den langsamen Sätzen erinnert eine bittersüße Aura an Mahler. Sehnsucht nach einem vergangenen heilen Zustand kommt auf, der sich jedoch bald wieder auflöst. Flucht, Vertreibung. Deportation, Ermordung - sowohl der Komponist, als auch die Widmungsträgerin des Werkes, die Pianistin Juliette Aranyi wurden 1944 in Auschwitz ermordet.

Versöhnlich muten danach die ersten Takte von Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 an. Doch in all der Gemessenheit und disziplierten Strenge einer klassischen Komposition lassen Herbert Schuch und das WDR Sinfonieorchester auch viel stürmische Leidenschaft lodern. Dur-Melodien werfen ihren melancholisch-grüblerischen Schatten durch sensibel aufgestufte Klangfarben in den Moll- Seitenthemen. Schuch empfindet tief und malt auf den Tasten beredte Bögen. Das Orchester setzt kraftvolle Zwischenspiele dagegen. Vielleicht hat das vorangegangene Ullmann-Konzert die Beethoven Rezeption beeinflußt, hat die Ohren geöffnet und sensibler gemacht. So wirkt Beethovens op. 37 als wäre es erst gestern komponiert worden.

Stefan Pieper [27.11.2012]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Viktor Ullmann
1Klavierkonzert op. 25 00:17:53
Ludwig van Beethoven
5Piano Concerto No. 3 c minor op. 37 00:37:06

Interpreten der Einspielung

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