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Besprechung CD

Magnus Lindberg

Pekka Kuusisto

Ondine ODE 1175-2

1 CD • 67min • 2010, 2013

27.09.2013

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

„Pekka Kuusisto, 1. finnischer Preisträger des Sibelius-Wettberwerbes [sic!] in Helsinki, ist der adäquate Solist des Violinkonzertes unter der Leitung des Komponisten. Lindberg bezieht sich in seinem Violinkonzert bewusst auf das große nationale Vorbild Sibelius, entwickelt aber als Postmoderner einen eigenen Stil und wartet mit spektraler Klanggestaltung und geschärfter Harmonik auf. Das Konzert setzt aber auch die lyrische Tradition, bei der das Soloinstrument die Führung übernimmt und das Orchester als differenzierte Klangkulisse und Impulsgeber dient, fort."

Wie's das Schicksal wollte, fand ich praktisch zur selben Zeit, als ich mich mit der gegenwärtigen CD beschäftigen sollte, im Courier eines bekannten deutschen Versandhandels die eingangs zitierte Annonce, die mir endlich einmal erklärte, warum man Elaborate dieser Art gern als Waschzettel bezeichnet. Dabei wäre ich über die Floskeln und den präzis wiedergegebenen Druckfehler ja noch mit leisem Achselzucken hinweggegangen, doch die irreführende Behauptung, Magnus Lindberg selbst sei der Dirigent seines Violinkonzertes, mochte ich keinesfalls unkommentiert durchgehen lassen: Wer sich mit seinen eigenen Produktionen so wenig auskennt wie der Verfasser (m/w) des Obigen, der hat nicht einmal das Cover näher inspiziert. Dieses und die detaillierte Inlay-Card belehren uns ganz eindeutig darüber, dass Lindberg mitnichten die Einspielung seines 2006 entstandenen Violinkonzertes leitet: Das tut vielmehr der Solist Pekka Kuusisto, der mir hier weitaus verhaltener und schmächtiger vorkommen will als in früheren Aufnahmen, wo er sich meiner „9" oder „10" fast immer sicher sein konnte. An der musikalischen Doppelbelastung scheint mir diese schüchterne Lustlosigkeit indes nicht zu liegen, sondern vielmehr an dem Mißverhältnis zwischen der virtuosen Aufgabenstellung und den weder zwingenden noch bezwingenden Inhalten.

Und der Eindruck, dass der kompositionstechnisch mit allen Wassern gewaschene und mit allen Eisen beschlagene Magnus Lindberg überaus zielgruppenorientiert zu arbeiten weiß, bestätigen die beiden nachfolgenden Schöpfungen: Das erste der sechs Jubiläen, die Orchesterfassung eines Klavierstücks zum 75. Geburtstag von Pierre Boulez, klingt in seiner geschäftigen Nervosität nach den Bauklötzchen der Alt-Avantgarde – beim ersten, vorschriftsmäßig erfolgenden Gongschlag ist es wieder 1955 –, während das abschließende Souvenir (2010) zu den Sachen gehört, die Lindberg als Hauskomponist der New Yorker Philharmoniker zu Papier gebracht hat, und sich dementsprechend mit eher postromantischen Schönklängen schmückt.

Noch deutlicher wird die künstlerische Linie, wenn ich die vor gut drei Jahren erschienene Produktion mit der vokalsinfonischen Graffiti (2009) und dem Orchesterstück Seht die Sonne (2007) heranziehe: Beide Kreationen gingen auf das Konto von Simon Rattle, waren für die Berliner Philharmoniker und das San Francisco Symphony Orchestra gedacht und demonstrierten ihrerseits die Kunstfertigkeit der gezielten, zweckdienlichen Auswählung. Den Ausführenden dieser älteren Produktion war es freilich noch gelungen, die Naht-, Löt- und Klebestellen der „spektralen Klanggestaltung und geschärften Harmonikì durch viel Enthusiasmus zu überdecken. Jetzt fehlt dieser vergnügliche Aspekt auch dort, wo Magnus Lindberg tatsächlich die musikalische Leitung oblag – in den Jubilees und im Souvenir, die erst drei Jahre nach dem Violinkonzert eingespielt wurden und sich auch in akustischer Hinsicht deutlich von der älteren Aufnahme unterscheiden.

Rasmus van Rijn [27.09.2013]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Magnus Lindberg
1Violinkonzert 00:24:02
4Jubilees für Orchester (2002) 00:17:53
10Souvenir 00:24:30

Interpreten der Einspielung

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