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Besprechung CD

Karl Goldmark

Symphonic Poems Vol. 1

cpo 555 160-2

1 CD • 70min • 2017

15.10.2018

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Carl Goldmark, der mit Brahms befreundet war und im Wien der Jahrhundertwende in dem Ruf stand, der größte Musikdramatiker nach Wagner zu sein, lässt sich mit den Klischeevorstellungen über den Gegensatz zwischen Zukunftsmusikern und Klassizisten im deutschsprachigen Musikleben des mittleren und späten 19.  Jahrhunderts nicht fassen. Er hat sich weder einer Gattung verweigert, noch auf ein bestimmtes Schaffensgebiet außerordentlich konzentriert, und es anscheinend gar nicht problematisch gefunden, sowohl Kammermusikwerke in traditioneller Satzfolge, als auch programmatische Orchesterstücke zu schreiben. Letztere stehen im Mittelpunkt der jüngsten Goldmark-Veröffentlichung von cpo. Dass man sie dort unter dem Titel „Symphonische Dichtungen“ zusammenfasst, während der Komponist selbst von Ouvertüren sprach, erscheint durchaus bezeichnend für Goldmarks künstlerische Unabhängigkeit. Sakuntala, Penthesilea und Sappho sind unter formalen Aspekten problemlos als Konzertouvertüren erkennbar, doch hat das jeweilige Programm in allen drei Fällen stark auf den Komponisten eingewirkt und ihn dazu angeregt, jedem Werk einen besonderen Verlauf zu geben. Die exotische Atmosphäre der im alten Indien bzw. in der griechischen Antike angesiedelten Stoffe kam dabei seinen großen Stärken entgegen, denn Goldmark war einer der besten Intrumentationskünstler seiner Zeit, ein geborener Kolorist von unerschöpflicher Klangphantasie, außerdem ein einfallsreicher Harmoniker, der immer wieder durch interessante Wendungen überrascht, und gleichsam auch damit Farbkontraste erzeugt. Die Klimax der Penthesilea-Ouvertüre (Track 3, nach 14:53) möge als Beispiel dienen, wie innig Harmonik und Instrumentation in Goldmarks Denken verflochten sind: Um den schrecklichen Ausgang des Geschehens musikalisch umzusetzen, lässt der Komponist Fortissimo-Fanfaren der Bläser und Pianissimi der Streicher ineinander übergehen, während mediantische Ausweichungen die Zielgerichtetheit der Harmoniefolgen untergraben. Allerdings zeigt sich Goldmarks Meisterschaft auch in der Schlichtheit und Sparsamkeit: In den ersten zwei Minuten der Sappho-Ouvertüre braucht er nur drei Instrumente, zwei Harfen und eine Oboe, um den Hörer nach Griechenland zu geleiten.

Den „Symphonischen Dichtungen“ sind zwei einzelne Scherzi für Orchester beigegeben. Das erste ist ein brillantes kleines Intermezzo, dessen einzige Schwäche darin besteht, dass ihm als Umgebung die gewichtigen Symphoniesätze fehlen, zwischen denen es seine Wirkung optimal entfaltet hätte (es ist tatsächlich der einzig ausgeführte Satz einer geplanten Symphonie). Ganz anders verhält es sich mit dem zweiten, das eher eine Konzertouvertüre (mit langsamer Einleitung) im Scherzando-Charakter darstellt. Dieses Werk hat alles, was es braucht, um im Konzertsaal zu zünden!

Die Bamberger Symphoniker leisten unter der Leitung Fabrice Bollons hervorragende Arbeit. Sie haben sich die Werke ganz zu eigen gemacht und lassen es nicht an Liebe zum Detail fehlen. Sehr schön zeigt etwa der Übergang vom kriegerisch getönten Anfangsabschnitt zum langsamen Mittelteil der Penthesilea, wie behände Bollon seine Musiker sich auf jede neue Situation einstellen lässt (Track 3, 4:15 – 4:45).

Komplettiert wird die Produktion – ein „Vol. 1“, dem sich hoffentlich bald eine zweite Folge gleicher Qualität anschließt –, durch einen ausführlichen und erhellenden Essay, in dem sich Eckhardt van den Hoogen neben den vorgestellten Werken vor allem Goldmarks Beziehungen zur damaligen Musikpresse widmet.

Norbert Florian Schuck [15.10.2018]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Karl Goldmark
1Sakuntala op. 13 (Ouvertüre) 00:17:58
2Scherzo e-Moll op. 19 für Orchester
3Penthesilea op. 13 (Ouvertüre) 00:18:56
4Sappho op. 44 (Ouvertüre) 00:19:07
5Scherzo A-Dur op. 45 für Orchester 00:07:50

Interpreten der Einspielung

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