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Besprechung CD/SACD stereo/surround

vexations

Noriko Ogawa plays Erik Satie on an 1890 Erard Piano

BIS 2325

1 CD/SACD stereo/surround • 81min • 2018

19.08.2020

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 6

Man muss das völlig zu Recht Vexations („Quälereien“) betitelte Werk von Erik Satie gehört haben, um zu wissen, dass man es eigentlich nicht gehört haben muss. Achtzehn Noten Thema. Harmonisiert. Simplistisch, sich immer und ewig wiederholend, und vom Vortragenden nicht Können, sondern Durchhaltevermögen fordernd. Für’s Archiv und die Neugier ist es gut, Aufnahmen zu haben. Ansonsten taugt das Werk eigentlich nur für Publicity-Stunts.

Es ist eine der Ironien der Musikgeschichte, dass Satie von vielen für seine beste Musik als „Salonkomponist“ abgetan und für seine Schlechteste bewundert wird. Es zeigt, dass es immer Menschen gibt, die bereit sind, einen zum Genie zu erklären, vorrausgesetzt man schafft nur etwas genügend Absurdes. Tatsächlich wissen wir nicht, was Satie mit dem halben Papier einer musikalischen Skizze und der wilden Bedieungsanleitung bezweckte; ein sarkastischer Scherz ist zumindest nahliegend...

Hier wird Zeit zu Staub

Deswegen haben Noriko Ogawa und das Label BIS, für welches sie den gesammten (also auch den wunderbaren) Satie einspielt, beschlossen, es bei einer SACD mit 142 Variationen zu belassen. Das deutet schon auf ein schnelles Tempo hin; so mancher Pianist (Jeroen van Veen, zum Beispiel) braucht für so viele Variationen schon vier mal so lange. Noriko Ogawa spielt auf einem schön klingenden, hervorragend aufgenommenen historischen Érard und zieht ihr Tempo erstmal zielstrebig durch. Nach 70 Minuten lockert sich das ganze etwas, mit deutlicheren dyanmischen Kontrasten, Oktavierungen und, ganz zum Schluss, einem flotten Tempowechsel, der auf alle, die es solange ausgehalten haben, durchaus humorvoll wirken kann und vielleicht sogar einen Lacher der Erleicherung generiert. Ob es das wert ist?

Faszinierend oder langweilig?

Die Idee die Vexations ernst zu nehmen entspringt vielleicht John Cages Diktum dass, „wenn etwas nach zwei Minuten langweilig ist, man es vier Minuten probieren soll. Wenn es dann immer noch langweilig ist, acht. Dann sechzehn. Dann zweiunddreissig. Irgendwann wird man bemerken, dass es überhaupt nicht langweilig ist.“ Und wenn etwas auch nach 80 Minuten noch langweilig ist? Man könnte sich weiter hineinstürzen und so lange weitermachen, bis man entweder den Verstand verliert oder so viel Zeit investiert hat, dass man sich nicht mehr eingestehen kann und darf, dass es eigentlich grauenhaft war und ist. Dann doch lieber Virgil Thomspons Ratschlag befolgen, der da meinte: „Alles ist es wert dreimal gemacht zu werden. Das erste Mal, um über die Berührungsängste zu kommen. Das zweite Mal, um es zu lernen. Und das dritte Mal, um herauszufinden ob man es mag oder nicht.“

Jens F. Laurson [19.08.2020]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Erik Satie
1Vexations (1-142) 01:20:32

Interpreten der Einspielung

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