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Besprechung CD

Liebeslied

Ensemble Reflektor

PASCHENrecords PR 200066

1 CD • 46min • 2020

26.11.2020

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Viele Sinfonieorchester bemühen sich erfolgreich um Publikum, in dem sie ihre Klassik-Partituren mal zuhause lassen und sich auf Pophits und Filmmusik-Adaptionen stürzen. Das ist oft originell, kann auch künstlerisch spannend sein und bringt so manche Erkenntnis mit sich. Bei der neuen CD „Liebeslied“ vom Ensemble Reflektor bleibt ein Fazit übrig: Wie großartig und zeitlos, ja überlegen, sind doch die Kompositionen von Brahms und Beethoven.

Spiel mit Kassik und Pop

Unkonventionell ist das Crossover-Unterfangen dieses Orchesters allemal: Johannes Brahms anmutiger Zyklus aus Liebeslieder-Walzern op. 52 und 65 zieht sich wie ein roter Faden durchs Programm. Dazwischen schaffen sich einschlägige, kaum tot zu kriegende Hits der Popgeschichte Gehör. Hat man sich gerade in die Frische der ersten beiden Walzer hinein gehört, funkt als radikaler Kontrast jenes I will always love you von Dolly Parton dazwischen, welches vor allem durch Withney Houston in die ewigen Formatradio-Top-100 erhoben wurde und doch im Kern eines geblieben ist: Eine der unsäglichsten Schnulzen der Musikgeschichte. Im opulenten Streicherkitsch der Orchesterbearbeitung bleibt es leider etwas unklar, ob das jetzt Ironie ist oder vielleicht doch nicht. Zur Erholung geht es mit Brahms weiter, den das Orchester frisch und leicht pulsieren lässt.

Mit großer Geste

Deutlich besser gelungen wirkt eine andere Pop-Adaption Nenas (!) Neue-Deutsche-Welle-Hymne Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Tiefes pathetisches Blech deutet zunächst überhaupt nicht auf so etwas hin, doch dann folgt keine große Oper auf die gewichtige Introduktion, sondern eine unverfängliche Dur-Melodie, die immer bekannter, vertrauer anmutet, zumindest, wenn man in den 1980ern groß geworden ist. Das Orchester unter Leitung von Thomas Klug sorgt dafür, dass es richtig abgeht: Stampfend Streicher-Arpeggien zeigen dem Original-Drumcomputer, wo der Hammer hängt.

Nach einem weiteren kurzen Brahms-Intermezzo offenbart Roberta Flacks Killing me softly wieder etwas wenig kompositorische Substanz, um ein ganzes Sinfonieorchester zu beschäftigen. Da hätte man mehr in die ironische Trickkiste greifen müssen, statt einfach noch mehr Streicher- und Blechbläser-Zuckerguss aufzutragen.

Nicht falsch verstehen: Das Orchester unter Thomas Krugs Leitung kann spielen – und wie! Dafür gibt es reichlich Gelegenheit, vor allem zum Finale des Programms: Beethovens Sinfonie Nr. 8 hilft zuverlässig, alle Dinge wieder zurecht zu rücken und zu ordnen. Präzise konturiert, mit kraftvollem Elan und druckvoll sich aufbauender Dynamik und mit einem sauberen und transparenten Klangbild verströmt die Sinfonie alles, was auch die Liebe zum Ausdruck bringt – denn wir haben Beethovens „Achte“ einmal mehr einem verliebten Überschwang des Komponisten zu verdanken, wie im Booklet zu lesen ist. Beethoven hat letztlich im Vergleich zu Withney Housten und Co. immer noch eindeutig die Nase vorn. Das wird auch nach weiteren 250 Jahren wohl immer noch so sein.

Stefan Pieper [26.11.2020]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johannes Brahms
1Rede, Mädchen, allzu liebes op. 52 Nr. 1 (aus: Liebeslieder op. 52) 00:01:07
2Am Gesteine rauscht die Flut op. 52 Nr. 2 00:00:42
Whitney Houston
3I Will Allways Love Your 00:04:41
Johannes Brahms
4Die grüne Hopfenranke op. 52 Nr. 5 00:01:30
5Ein kleiner, hübscher Vogel op. 52 Nr. 6 00:02:23
Nena
6Irgendwie, irgendwo, irgendwann 00:04:37
Johannes Brahms
7Nagen am Herzen fühl ich op. 65 Nr. 9 00:01:26
8Nein, es ist nicht auszukommen op. 52 Nr. 11 00:00:55
Roberta Flack
9Killing Me Softly 00:04:15
Johannes Brahms
10Wie des Abends schöne Röte op. 52 Nr. 4 00:00:52
Ludwig van Beethoven
11Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93 00:23:33

Interpreten der Einspielung

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