Anzeige

Teilen auf Facebook RSS-Feed Klassik Heute
Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

CD • SACD • DVD-Audio • DVD Video

Besprechung CD

Mozart

Die Klaviertrios nach dem Autograph

Gramola 99252

2 CD • 2h 09min • 2018

19.12.2021

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die Neuaufnahme aller Klaviertrios Wolfgang Amadeus Mozarts in normaler Besetzung – es gibt ja noch das sogenannte Kegelstatt-Trio KV 498 für Klarinette, Klavier und Bratsche – trägt den zunächst überraschenden Zusatz: nach dem Autograph. Nun ist ja bei kritischen Editionen durchaus bekannt, dass für die dann neu zu entwickelnden Notenausgaben oft – aus nachvollziehbaren Gründen – eben nicht das jeweilige Autograph als Primärquelle prädestiniert erscheint, sondern etwa der Erstdruck. Im Falle von Mozarts Trios ist das etwas komplizierter. Zur Zeit der Entstehung des entsprechenden Bandes (1965) der Neuen Mozart Ausgabe, die ja für viele Musiker Standard geworden ist, galten mehrere Autographen als verschollen oder waren zumindest nicht einsehbar. Als diese ab Ende der 1970er Jahre teilweise in Polen wieder auftauchten, wurde dies zwar in einem Nachtrag von 1984 im kritischen Bericht erwähnt, erwägenswerte Revisionen gingen jedoch nicht in die zweite Notenauflage ein – so dass eine detaillierte Beschäftigung mit den Autographen für die Interpreten hier durchaus wichtige Erkenntnisse liefert, wie im informativen Booklettext ausführlich dargelegt wird.

Klaviertrio als Familienbetrieb

Selbst bei vielen „festen“ Profi-Trios stellt die Kammermusik oft nur eine Nebentätigkeit dar. Das Wiener Mozart-Trio hingegen ist nicht an Orchesterarbeit gebunden. Zudem musizieren hier Mutter Irina (Klavier), Vater Diethard (Cello) und Sohn Daniel Auner (Violine) bereits seit 1991 gemeinsam, und das auf höchstem Niveau. Ihr perfektes Zusammenspiel zeigt sich schon am synchronen Vibrato der beiden Streicher – so etwas kennt man allenfalls von Streichquartetten – oder beim beherzten Unisono-Beginn von KV 548. Noch faszinierender ist, wie schön die drei klanglich harmonieren – eine Klasse für sich. Besonders Irina Auner beeindruckt mit makellosem, glasklarem Klavierspiel, äußerster Brillanz und feinster Artikulation auch bei schnellen Passagen im Piano, ohne linkes Pedal; überhaupt ist ihr Farbreichtum und Pedalgebrauch fantastisch. Spielt ihr Gatte mal nur den Bass mit, etwa im frühen Divertimento KV 254, entsteht ein neuer, definierter Klang von ganz eigenem Reiz. Daniel Auner hat sich wohl auch mit Leopolds Mozarts Violinschule auseinandergesetzt, ist nun beim Vibratogebrauch diskreter als noch vor einigen Jahren bei Live-Aufführungen.

Enorm stimmige, klangschöne Darbietungen

Insgesamt nehmen die Auners bei Mozart eher flüssige Tempi, setzen allerdings noch mehr auf klangliche Perfektion als in Konzerten, wo man einige Ecksätze schon mal etwas flotter von ihnen gehört hat. Dabei realisiert das Trio den typisch mozartschen Drive völlig unforciert. Violine und Cello bleiben meist dezent, Motivisches wird aber immer deutlich. Besonders gefällt die sorgfältige, wohldosierte und atmende Agogik der drei. Artikulation und Dynamik erscheinen enorm bewusst, werden bei scheinbaren Wiederholungen oft modifiziert – ein Ergebnis von Diethard Auners gründlicher Autographeneinsicht. Die Entwicklung Mozarts innerhalb des Genres wird schön deutlich, wobei sich ja besonders die Cellostimme immer weiter emanzipiert. Was generell ein wenig fehlt, ist das letzte emotionale Engagement; man zieht sich auf ein manchmal zu sicheres, akademisch wirkendes Understatement zurück. Höhepunkt bleibt das letzte Trio G-Dur KV 564 von 1788. Im langsamen Variationssatz, wo das Cello auch mal führt, entsteht so eine erstaunliche Dichte; der Klavierklang scheint zu schweben. Die wirklich gute, recht hoch ausgesteuerte Studio-Aufnahmetechnik unterstützt die Durchsichtigkeit der Darbietung – man hört jedoch die eher geringe Größe des Raumes, womit eine gewisse Intimität der Musik unterstrichen wird. Eine tadellose, nie langweilige Produktion, die über weite Strecken begeistern kann.

Martin Blaumeiser [19.12.2021]

Anzeige

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Wolfgang Amadeus Mozart
1Klaviertrio G-Dur KV 496 00:26:18
4Klaviertrio B-Dur KV 502 00:23:43
7Klaviertrio E-Dur KV 542 00:19:40
CD/SACD 2
1Klaviertrio C-Dur KV 548 00:22:23
4Divertimento B-Dur KV 254 00:20:01
7Klaviertrio G-Dur KV 564 00:17:00

Interpreten der Einspielung

Das könnte Sie auch interessieren

16.03.2022
»zur Besprechung«

Nicolaus Bruhns, Cantatas and Organ Works Vol. 1
Nicolaus Bruhns, Cantatas and Organ Works Vol. 1

19.12.2021
»zur Besprechung«

Mozart, Die Klaviertrios nach dem Autograph
Mozart, Die Klaviertrios nach dem Autograph

12.08.2020
»zur Besprechung«

Johann Sebastian Bach, Concertos for Harpsichord and Strings Vol. 1
Johann Sebastian Bach, Concertos for Harpsichord and Strings Vol. 1

10.04.2020
»zur Besprechung«

Johann Sebastian Bach, St Matthew Passion BWV 244
Johann Sebastian Bach, St Matthew Passion BWV 244

Anzeige

Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

Anzeige