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Besprechung CD

Feininger Trio

Brahms • Korngold
Piano Trios

CAvi-music 8553513

1 CD • 60min • 2020

13.01.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Wohl kaum jemand, der das Klaviertrio op. 1 von Erich Wolfgang Korngold zum ersten Mal hört, käme auf die Idee, dass es sich um eine Komposition handelt, die ein Dreizehnjähriger „seinem lieben Papa“ widmete. Deshalb hat es durchaus seine Berechtigung, dass das Feininger Trio diesen Geniestreich dem mittleren der drei Klaviertrios von Johannes Brahms gegenüberstellt.

Brahms umstrittenstes Kammermusikwerk

Das C-Dur-Trio op. 87 von Johannes Brahms entstand im Umfeld des 2. Klavierkonzerts und des ersten Streichquintetts. Seine Ecksätze wurden vom Freundeskreis recht kritisch aufgenommen, da Brahms seine spezielle Technik der entwickelnden Variation auf die Sonatensatzform der Außensätze anwendet, sodass die Hauptthemen sich aus kurzen Motiven nach und nach entfalten, anstatt von Beginn an den Satzcharakter zu prägen. Clara Schumann, die bei der Durchspielprobe anwesend war, notierte hierzu: „Auch das Trio wurde probiert, so sehr ich aber bei einzelnem schwärme, so habe ich vom Ganzen keinen befriedigenden Eindruck, außer vom Andante, das wundervoll ist.“ Das Scherzo, dass den Mendelssohnschen Elfentypus ins absolut Sinistre wendet, dürfte ihr als Blasphemie erschienen sein. Zudem war der Komponist pianistisch etwas außer Form, weshalb Clara bemerkte: „Leider nur spielt Brahms immer schrecklicher – es ist nichts mehr als ein Schlagen, Stoßen, Grabbeln!“ Merke: Ohne intensives Üben war der höchst anspruchsvolle Klavierpart selbst für einen Brahms nicht realisierbar.

Das Wunder des Erich Wolfgang

Wohl kaum ein Komponist war so frühvollendet wie der 13-jährige Korngold. Sein Trio spielt meisterhaft mit den gängigen Jugendstil-Elementen, vom operettenhaften Walzer bis zur über den Tristan weit hinausgehenden koloristisch-morbiden Salome-Chromatik. Dabei ist sein Sinn für klangliche Valeurs, die sich später in den Opern Die tote Stadt oder Das Wunder der Heliane vollends entfalten sollten und ihn in Hollywood zum eigentlichen Schöpfer der symphonischen Filmmusik werden lassen sollten, bereits hier in nuce vorhanden.

Genialer Korngold trifft auf Brahms mit Bauch

Wie bereits bei der Besprechung von op. 101 bemerkt, ist mir der Brahms der Feiningers zu tapsig und behäbig. Selbstverständlich schreibt Brahms seinen üblichen dicken Klaviersatz, hat dabei aber den wesentlich trockneren, helleren und schlankeren Klang der Flügel um 1870 im Ohr und nicht unsere massiven modernen Flügel, die den Streicherklang zu verschlingen drohen. Das ist mir definitiv – wenngleich ungemein schön und kantabel gespielt – entschieden zu füllig. Bei Korngold scheint ein völlig anderes Ensemble auf der Klangbühne zu stehen. Hier stimmt die Balance, schimmern und leuchten die Farben. Sehr gelungen auch die Gestaltung der teils heftigen Dissonanzen aus dem Verständnis von Spannung und Entspannung heraus.

Aufnahmetechnisch ist der Korngold hervorragend, der Brahms jedoch zu diffus. Der offensichtlich aus dem Deutschen in ein umständliches Englisch übersetzte, nur einsprachige Booklet-Text führt zur Abwertung des Gesamteindrucks.

Fazit: Eine hinreißende Aufnahme des Korngold-Trios mit einem weniger gelungenen Brahms.

Thomas Baack [13.01.2023]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johannes Brahms
1Klaviertrio Nr. 2 C-Dur op. 87 00:28:12
Erich Wolfgang Korngold
5Klaviertrio D-Dur op. 1 00:31:23

Interpreten der Einspielung

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