Quer Bach 3
Slixs
Hey!Classics HCL-022948
1 CD • 49min • [P] 2022
03.01.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Vokalensembles liegen im Trend und wetteifern intensiv um die Gunst des Publikums – nicht einfach bei dem hervorragenden Niveau und so viel Kreativität der vielen Sängerinnen und Sänger, die sich einem gemeinsamen rein vokalen Programm widmen. Sehr weit vorn ist hier das professionelle Vokalensemble Slixs, das von den King's Singers geschätzt wurde, was auch der gefeierte Bobby McFerrin erkannt und die hochtalentierten Stimmartisten mit auf Tour genommen hat. Wenn man schon derartige Lorbeeren errungen hat, darf man es auch mit „der besten Musik der Welt“ aufnehmen. Dieses Prädikat klingt natürlich vermessen und wird hier auch mit einem Augenzwinkern bedacht. Aber Johann Sebastian Bachs nach Vollkommenheit strebende Polyphonie hat alles, um auf der aktuellen, dritten CD „Quer Bach 3“ von Slixs eine weibliche und fünf männliche Stimmen zum himmlischen Ganzen zu vereinen.
Der gestalterische Eigenanteil ist beachtlich. Slixs haben hier nachgeholfen und sich ausschließlich Bachs Instrumentalwerke heraus gegriffen und adaptiert. Und so gehen hier sechs Gesangsstimmen voll und ganz in einer instrumentalen Rolle auf. Das angewendete Verfahren ähnelt dem im Jazz gebräuchlichen „Scat-Gesang“. Es geht also um das Singen von rhythmisch und melodisch aneinander gereihten Silbenfolgen ohne Wortbedeutung. Weil Katharina Debus, Michael Eimann, Gregorio Hernàndez, Karsten Müller, Thomas Piontek und Konrad Zeiner dies so vortrefflich beherrschen, ist die Wirkung verblüffend.
Vertraut und verblüffend neu zugleich
Virtuose komplexe Kompositionen wie das Konzert für Violine und Oboe, Stücke aus dem Wohltemperierten Klavier, den Goldberg-Variationen und dem Riesen-Kosmos der Kunst der Fuge entfalten auch im neuen vokalen Gewandt alles, was Bach hier wollte und genial in Töne gesetzt hat. Zugleich ist etwas völlig Neues entstanden. Auf diese hervorragend ausgebildeten, einfühlsamen menschlichen Stimmen übertragen, atmet Bachs Instrumentalmusik eine ganz neue Leichtigkeit, die fast schon jazzig, verspielt und dadurch musik-komödiantisch wirkt.
Variabel und präzise
Präzision und Variabilität bei Slixs werden der selbstgestellten Aufgabe mühelos gerecht. Jeder Einzelton wurde in seiner Funktion genau verstanden. Zugleich gelingt ein derart geschmeidiges Legato, dass man hier endlos schwelgen könnte. Der Erkenntniswert bei vielen dieser Transkriptionen kommt ebenso wenig zu kurz: Das Präludium aus Bachs c-Moll-Solo-Cellosuite jetzt als A-Cappella-Nummer für ein Sextett? Hier wird erst mal richtig deutlich, wie viel Tonmaterial und Struktur Bach hier dem Einzelsolisten „aufgetragen“ hat. Zu diesem Zeitpunkt dominiert beim Hören aber längst auch ein anderer Eindruck: Alles wirkt hier so, als hätte Bach diese Stücke exklusiv für dieses hochmotivierte ostdeutsche Gesangsensemble geschrieben.
Das Finale weitet den Klangraum – nicht minder eindrücklich nun mit einem Vivaldi-Orgelkonzert: Jetzt vereint sich der Gesang dieser universellen Vocal-Band mit dem Spiel von Michael Schönheit, welches vor allem im getragenen zweiten Satz zu einer weiteren Gesangsstimme wird, während in den Ecksätzen ein filigranes, in leuchtender Transparenz realisiertes Fugen-Geflecht in bestem Sinne bezaubert.
Stefan Pieper [03.01.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Konzert c-Moll BWV 1060R, 1. Satz Allegro | 00:05:24 |
2 | Fuge Nr. 2 c-Moll BWV 847 (aus: Das Wohltemperierte Klavier Buch I BWV 846-869) | 00:01:53 |
3 | Partita Nr. 1 B-Dur BWV 825, Menuett I und II | 00:03:18 |
4 | Sonate Nr. 5 f-Moll BWV 1018 für Violine und Klavier | 00:05:59 |
5 | Goldberg-Variationen BWV 988 (Variation 24) | 00:01:56 |
6 | Goldberg-Variationen BWV 988 (Variation 3) | 00:02:03 |
7 | Goldberg-Variationen BWV 988 (Variation 10) | 00:01:44 |
8 | Sonate Nr. 2 a-Moll BWV 1003 für Violine solo: III. Andante | 00:04:48 |
9 | Präludium c-Moll BWV 934 | 00:02:19 |
10 | Suite Nr. 4 Es-Dur BWV 1010 für Violoncello solo: V. Bourrée I | 00:01:29 |
11 | Die Kunst der Fuge BWV 1080 (Contrapunctus I) | 00:03:01 |
12 | Konzert Nr. 4 A-Dur BWV 1055, 1. Satz Allegro | 00:04:37 |
13 | Konzert d-Moll BWV 596 (nach Antonio Vivaldi Violinkonzert RV 522: Part I) | 00:01:33 |
14 | Konzert d-Moll BWV 596 (nach Antonio Vivaldi Violinkonzert RV 522: Part II) | 00:03:15 |
15 | Konzert d-Moll BWV 596 (nach Antonio Vivaldi Violinkonzert RV 522: Part III) | 00:02:41 |
16 | Konzert d-Moll BWV 596 (nach Antonio Vivaldi Violinkonzert RV 522: Part IV) | 00:03:14 |
Interpreten der Einspielung
- Slixs (Vokalensemble)