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Besprechung CD

Gioacchino Rossini

Petite Messe solennelle

MDG 102 0003-2

1 CD • 1h 33min • 1976

14.02.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Zunächst wundert man sich: Wer um Himmelswillen veröffentlicht eine Probe-, ja Test-Aufnahme, aus dem Jahr 1976 mit einem gestückelten bzw. geklebten Revox-Band neu als eine digitalisierte Aufnahme? Das machen nur absolute Klangfanatiker wie die von Dabringhaus und Grimm Audivision (von denen Reimund Grimm 2020 verstorben ist). Sie haben die aus der Aufnahme entstandene LP, bzw. die „Ur“-Bänder, digitalisiert und begründen damit eine neue Reihe ihrer Produktion mit dem Titel „MDG Preziosa“.

Eine Preziose in Aufnahmequalität und Gestaltung

Und um eine Preziose handelt es sich auch hier bei der genannten Aufnahme der Petite Messe solennelle von Gioacchino Rossini. Die Kostbarkeit – also die Preziose – ist vor allem der hervorragend eingefangene und abgebildete Raumklang der Abteikirche Marienfeld. Es ist ein offener, sehr natürlicher, lebendiger und nie übersteuerter oder „verbesserter“ Klang. Die beiden Klaviere und das Harmonium sind klanglich deutlich voneinander getrennt, die Chorstimmen, vor allem aber die Solistenstimmen sind nah dran am Mikrofon. Insgesamt genießt man die deutlich empfundene Live-Atmosphäre, die leichte Husten-Reaktionen der Zuhörer ebenso einfängt wie nicht immer hundertprozentig zeitlich exakte Zusammen-Einsätze der Solisten.

Raumklang wie eine Gloriole

Der wunderbare Raumklang umgibt die Sopranistin vor allem in ihrer Arie „O salutaris hostia“ (CD 2, Track 6) wie eine Gloriole. Gerda Hagner bemüht sich erfolgreich um einen eher innigen denn opernhaften Tonfall, was der Altistin Gabriele Schnaut weniger gelingt: Ihr hört man an, dass sie bald nach dieser Aufnahme ins hochdramatische Opernfach vor allem mit Wagner-Opern wechselt. Der viel zu früh gestorbene Tenor Aldo Baldin gefällt mit einer Stimme von ungewöhnlich sinnlichem Glanz und reiner Strahlkraft, seine prachtvolle „Domine-Deus“-Arie (CD 1, Track 4) singt er mit ungehemmter und ansteckender Freude. Karl Fäht ist ein echter „basso cantante“ mit balsamischem Timbre. Im Booklet sind die Biographien der Solisten abgedruckt, wie sie für die Originalaufnahme von 1976 geschrieben wurden.

Immer wieder neu befeuerter Chorklang

Der Bachchor Gütersloh, 1946 gegründet und noch immer existent (jetzt unter Leitung von Sigmund Bothmann), singt außerordentlich lebendig, hält locker die Spannung auch in heiklen Passagen, befeuert sich selber immer wieder in den großen Chorfugen – vor allem wird er unermüdlich inspiriert vom Dirigenten Hermann Kreutz, der eine mehr als respektable Dirigierleistung bietet. Er spannt große Bögen, entfaltet alles in großer, aber immer gelassen-gespannter Ruhe, hetzt nie. Und doch herrscht immer ein vorwärtsdrängendes Tempo wie zum Beispiel in der „Cum-sancto“-Fuge, das, sanft angetrieben von den beiden Klavieren und dem Harmonium, ins fast swingende Schwingen gerät und im „Et resurrexit“ ins befeuerte Schwingen.

Anfangs meine ich bei den Sängern ein wenig die Ironie zu spüren, mit der sie die gesangvolle Begeisterung für dieses „Kuriosum innerhalb der Geschichte der Messvertonungen“ (Michael Wersin) würzen, diesen Zwitter aus „musique sacrée“ und „sacrée musique“, wie Rossini selber spöttelte. Das leichte Vibrato bei den Frauenstimmen stört nicht, sondern klingt wie leicht erregt.

Die drei Instrumentalisten haben einen gehörigen Anteil am Gelingen dieser Aufnahme: Sie treiben das Geschehen sachte, aber nachdrücklich voran, feinsinnig und klangfarbig ist das deutlich an Bach geschulte „preludio religioso“ gespielt.

Lobend hervorzuheben ist auch das ausführliche Booklet, das über die Umstände der Aufnahme berichtet und die Messe kundig beschreibt.

Rainer W. Janka [14.02.2023]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Gioachino Rossini
1Petite Messe solennelle 01:33:26

Interpreten der Einspielung

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