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Besprechung CD

Dora Deliyska

Études & Préludes

hänssler CLASSIC HC 22083

1 CD • 80min • 2021

01.04.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Ein interessantes Konzeptalbum legt die aus Bulgarien stammende Pianistin Dora Deliyska bei Hänssler Classic vor. Nach ihren ersten beiden CDs, in denen sie sich zunächst Bach und dann dem Walzer widmete, stellt sie auf ihrer neuen Aufnahme die Gattungen der Etüden und Präludien ganz in den Mittelpunkt des musikalischen Geschehens. „Emotionen ohne Struktur können belastend sein. Intellektuelle Ideen ohne Rahmen grenzen an Chaos. Deswegen habe ich immer die klare Struktur einer Komposition gesucht“, so schreibt sie selber in dem ausführlichen Booklet, in dem sie ihre Gedanken zu diesem neuen Projekt sowie ihre Vorgehensweise darstellt. In der Beschäftigung mit der Form der Étude und des Prélude gelingt es der Pianistin, sich zeitlich von Chopin über Debussy bis hin zu Ligeti und Kapustin zu bewegen. In dem Rahmen, den sie sich dabei gesetzt hat, orientiert sie sich ebenfalls an früheren Formen und Klavierzyklen: So beinhaltet die Aufnahme insgesamt 24 Stücke, je zwölf Études und zwölf Préludes. Der erste Teil besteht aus zwölf Études von Frédéric Chopin, Claude Debussy und György Ligeti. Dabei sind die Stücke nach Intervallen geordnet, und Dora Deliyska beginnt mit Ligetis Zauberlehrling, in dem sich ein Ton häufig wiederholt. Es folgt eine Etüde aus der Feder Debussys, die chromatisch angelegt ist. So geht es weiter bis hin zur Oktav und auch Arpeggien-Etüden als Beispiele für zerlegte Akkorde sind zu finden.

Klare Strukturen durch die Jahrhunderte

Im zweiten Teil der CD erklingen ebenfalls zwölf Préludes, dieses Mal von Chopin, Debussy und dem wiederentdeckten ukrainischen Komponisten Nikolai Kapustin, der in seinen Werken jazzige Anklänge aufkommen lässt. War im ersten Teil die Auswahl der Kompositionen noch aufgrund struktureller Dinge angeordnet, so dass die Komponisten sich stetig abwechselten, so bildet Deliyska hier nun Komponistenblöcke. So beginnt sie mit fünf Préludes von Chopin, auf die sie vier von Debussy folgen lässt, bevor sie mit drei Jazz-Préludes von Kapustin endet. Sie begründet die Anordnung in Blöcken damit, dass so die stilistischen Unterschiede zwischen den Komponisten deutlicher werden sollten. Diese Vorgehensweise ist nachvollziehbar, scheint aber nicht stringent zu sein im Vergleich zum ersten Teil, dessen Anordnung auf Intervallgrößen beruht. Für das Ohr hingegen ist es natürlich etwas ‚geschmeidiger‘, sich etwas länger en bloc bei einem Komponisten aufhalten zu dürfen. Technisch gesehen setzt Deliyska die Werke einwandfrei um, wobei sie manchmal einen etwas sehr harten Anschlag wählt. Dies wiederum ist natürlich auch Geschmackssache. Ihr gewähltes Konzept und die Zweiteiligkeit desselben erweist sich Hörfluss jedoch nicht immer als schlüssig. So sind die Brüche zwischen den Études des ersten Teils häufig sehr hart – der Aufbau aufgrund von Intervallen ist dann vielleicht doch etwas, was man nur erkennt und hört, wenn man es weiß. Fließende Übergänge zwischen den einzelnen Stücken, die vielleicht auch die ein oder andere Überraschung aufgrund der Gegenüberstellung dieser Komponisten hätten aufzeigen können, findet man eher nicht. Einfacher zu hören ist da ganz klar der zweite Teil mit seinen drei Komponistenblöcken – jedoch ob es sinnvoll ist, zwei so unterschiedliche Ansätze auf einer Aufnahme zu verwenden, sei mal dahingestellt. Eine CD, die technisch-künstlerisch zweifelsohne gut umgesetzt wurde, das Konzept dahinter wirft jedoch Fragen auf.

Verena Düren [01.04.2023]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
György Ligeti
1Etude Nr. 10 (Der Zauberlehrling) 00:02:26
Claude Debussy
2Pour les degrés chromatiques 00:02:23
Frédéric Chopin
3Etüde a-Moll op. 25 Nr. 11 00:04:05
György Ligeti
4Etude Nr. 4 (Fanfares) 00:03:48
Frédéric Chopin
5Etüde cis-Moll op. 25 Nr. 7 00:05:03
György Ligeti
6Cordes à vide (aus: Études pour piano Bd. 1) 00:03:04
Frédéric Chopin
7Etüde Des-Dur op. 25 Nr. 8 00:01:20
György Ligeti
8Étude Nr. 13 (L' escalier du diable) 00:06:23
Frédéric Chopin
9Etüde h-Moll op. 25 Nr. 10 00:04:02
Claude Debussy
10Pour les Arpèges composés 00:04:55
Frédéric Chopin
11Etüde As-Dur op. 25 Nr. 1 00:02:24
Claude Debussy
12Pour les accords 00:04:58
Frédéric Chopin
13Prélude Des-Dur op. 28 Nr. 15 (Regentropfen-Prélude) 00:05:34
14Prélude e-Moll op. 28 Nr. 4 00:01:48
15Prélude fis-Moll op. 28 Nr. 8 – Molto agitato 00:01:59
16Prélude Fis-Dur op. 28 Nr. 13 00:03:25
17Prélude b-Moll op. 28 Nr. 16 – Presto con fuoco 00:01:18
Claude Debussy
18Des pas sur la neige (aus: 12 Préludes (Livre I)) – Triste et lent 00:04:06
19General Lavine – excentric (aus Préludes Livre II) 00:02:43
20La puerta del vino (aus Préludes Livre II) 00:03:31
21Ce qu'a vu le vent d'ouest (aus: 12 Préludes (Livre I)) – Animé et tumultueux 00:03:39
Nikolai Kapustin
22Präludium Nr. 12 gis-Moll 00:02:29
23Präludium Nr. 11 H-Dur 00:02:11
24Präludium Nr. 6 h-Moll 00:02:02

Interpreten der Einspielung

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