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Die Lamentationes Jeremiae des englischen Komponisten John Tuder stammen aus dem 15. Jahrhundert und wurden einstimmig überliefert – es ist ungewiß, ob sie tatsächlich so konzipiert worden waren oder ob das vorhandene Material lediglich die Oberstimme einer mehrstimmigen Komposition enthält. Wie dem auch sei: die beiden Interpreten des Ensembles Diphona betrachten die Lamentationes als einstimmiges Werk; die Solostimme wurde nur durch kurze, lobenswert diskrete Flötenpassagen sowie etliche Bordunklänge des mittelalterlichen Instrumentes Symphonia ergänzt. Das Ergebnis ist zunächst hörenswert, denn die klare melodische Linienführung und die gute Artikulation von Maria Jonas stellen die Musik von Tuder in ihrer kargen Schönheit durchaus interessant dar. Der Reiz der Wiedergabe erschöpft sich allerdings recht schnell, vor allem wegen des schmalen, kühlen und vibratoarmen Timbres der Sängerin: wieder einmal hört man eine gut ausgebildete und kundig eingesetzte, aber völlig substanzarme Stimme ohne jeglichen individuellen Ausdruck.

Dr. Éva Pintér [01.12.2000]

Komponisten und Werke der Einspielung