John Adams: Neues Klavierkonzert für Víkingur Ólafsson
UA mit dem San Francisco Symphony Orchestra und David Robertson
Vor zwei Jahren hatte Víkingur Ólafsson mit John Adams’ drittem Klavierkonzert Must the Devil Have All the Good Tunes? den Komponisten begeistert. Nun hat Adams ein neues Klavierkonzert für den isländischen Pianisten geschrieben – After the Fall kommt am 16. Januar bei der San Francisco Symphony unter David Robertson zur Uraufführung und geht anschließend international auf Tour: Am 22. Januar findet die Europa-Premiere beim Tonhalle Orchester Zürich statt, wo Ólafsson in dieser Saison Fokus-Künstler ist; es dirigiert Paavo Järvi. In dieser Besetzung sind auch die deutsche (Hamburg 16. März) und die französische Erstaufführung (Paris 18. März) zu erleben. Im Mai steht das Werk dann bei den Wiener Symphonikern unter Lahav Shani auf dem Programm.
Zitate und Querverweise
After the Fall, in Auftrag gegeben von insgesamt nicht weniger als neun international renommierten Orchestern und Institutionen, folgt der klassisch dreiteiligen Konzertform, wobei die ‚Sätze‘ ineinander übergehen. Der Titel ist eine Anspielung auf ein anderes Klavierkonzert: No Such Spring seines Sohnes Samuel Carl Adams, 2023 von Conor Hanick mit der San Francisco Symphony unter Esa-Pekka Salonen uraufgeführt. „Ich war so überwältigt von diesem Werk, dass ich wirklich dachte, ich könnte nie wieder ein Klavierkonzert schreiben“, so Adams senior. Die doppelte Bedeutung von „fall“ – Herbst sowie Verlust des Paradieses – gemahnt den Komponisten an Boulez’ Diktum, dass die Ära der Avantgarden und der Erkundung vorbei sei. After the Fall nun umfasst, wie Adams’ Musik allgemein, genau die Dinge, die Boulez als Symptome des Sündenfalls bezeichnete: ständige Wiederkehr, Konsolidierung, Zitat. Aber: „Risiken müssen eingegangen werden!“ Adams inszeniert ein musikalisches Spiegelkabinett, das gegen Ende vom Wohltemperiertem Klavier infiltriert wird – eine Reverenz an den Bach-Interpreten Ólafsson.