Der deutsch-amerikanische Pianist, Dirigent und Komponist André Previn wurde als Andreas Ludwig Priwin am 6. April 1929 (oder 1930) in Berlin geboren – die Geburtsurkunde ging infolge der Flucht der Familie vor den Nazis 1938 verloren. Im Exil in den Vereinigsten Staaten hat die Familie die „amerikanisierte“ Namensversion von Verwandten übernommen, die bereits in den USA lebten. Seinen ersten Musikunterricht erhielt (damals noch) Andreas von seinem Vater, von 1936 bis 1938 dann am Stern’schen Konservatorium in Berlin. Als die Familie überstürzt Deutschland verlassen musste, floh sie zunächst nach Frankreich, wo Andreas ein Jahr lang das Pariser Konservatorium besuchte. Dort kam er u.a. in den Genuss, der Orgel-Improvisationsklasse von Marcel Dupré bewohnen zu können. Im Jahr 1939 übersiedelte die Familie in die Vereinigten Staaten und machte einen Neuanfang in Los Angeles. 1943 wurde André Previn amerikanischer Staatsbürger. Seinen weiteren Ausbildungsweg prägten berühmte Musikerpersönlichkeiten wie Joseph Achron, Ernst Toch, Mario Castelnuovo-Tedesco, Pierre Monteux, Jascha Heifetz oder Joseph Szigeti, seine Fähigkeiten als Jazzpianist, Komponist und Dirigent erarbeitete sich Previn allerdings weitgehend autodidaktisch. Bereits im Alter fünf fünfzehn Jahren gab er ein Jazzkonzert im Konzertsaal des Los Angeles Philharmonic Orchestra, 1945/46 machte er seine ersten Jazz-Schallplattenaufnahmen. Er spielte mit Jazzgrößen wie Ray Brown, Dizzy Gillespie oder Billie Holiday und erhielt 1956 die erste Goldene Schallplatte der Jazzgeschichte. Auch als Filmkomponist war André Previn sehr erfolgreich und erntete in diesem Bereich elf Grammy Awards und vier Oscars. In allen Genres und Stilrichtungen zuhause, leitete er auch bedeutende klassische Orchester und war Chefdirigent des Houston Symphony Orchestra (1967–1969), des London Symphony Orchestra (1969–1979), des Pittsburgh Symphony Orchestra (1976–1984), des Los Angeles Philharmonic Orchestra (1985–1989), des Royal Philharmonic Orchestra (1985–1991), sowie des Oslo Filharmoniske Orkester (2002–2006). Last but not least schuf Previn auch zahlreiche Kompositionen für klassische Musik, u.a. die Oper Endstation Sehnsucht (A Streetcar Named Desire) 1998 und ein Violinkonzert 2002 für Anne-Sophie Mutter, mit der er in fünfter Ehe von 2006 bis 2006 verheiratet war. Sein vielfältiges und höchst erfolgreiches künstlerisches Schaffen brachte ihm zahlreiche Ehrungen ein. 1996 wurde er mit dem Orden Knight Commander of the British Empire (KBE) ausgezeichnet, 2005 erhielt er den Glenn-Gould-Preis, 2011 das Große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland und 2012 wurde Previn in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Er starb am 28. Februar 2019 in New York.
Tabellarische Biographie
1929 | geboren am 6.4. in Berlin. Ausbildung am Konservatorium von Berlin und in Paris, Studium u.a. bei Mario Castelnuevo-Tedesco und Ernst Toch. |
1939 | Übersiedelung der Familie in die USA, wo der Großvater, Charles Previn, Musikdirektor bei den Universal Filmstudios in Hollywood ist. Previn studiert an der University of California, unternimmt aber schon erste Schritte als Jazzpianist und Arrangeur von Filmmusik. Während seines Militärdienstes Studium der Orchesterleitung bei Pierre Monteux. |
1963 | Debüt als Dirigent beim Saint Louis Symphony Orchestra. |
1967-1969 | Nachfolger von John Barbirolli beim Houston Symphony Orchestra. |
1968-1979 | Chefdirigent des London Symphony Orchestra. |
1976-1984 | Chefdirigent des Pittsburgh Symphony Orchestra. |
1986-1989 | Musicdirector des Los Angeles Philharmonic Orchestra. |
1993 | Ernennung zum Conductor Laureate des London Symphony Orchestra. |
1996 | Verleihung des Titels "Knight of the British Empire" (Sir) durch Königin Elizabeth II. Anne-Sophie Mutter bittet Previn um eine Kompostition für sich. Es entsteht Tango, Song and Dance für Violine und Klavier. |
1998 | Komposition der Oper "A Streetcar Named Desire" nach Tennessee Williams für die San Francsico Opera, Premiere 1998. |
2002 | Am 14.3.2002 UA des Violinkonzerts, das Previn für Anne-Sophie Mutter geschrieben hat mit dem Boston Symphony Orchestra unter Leitung des Komponisten. |
ab 2002/2003 | Mit Beginn der Spielzeit 2002/2003 übernahm André Previn die Leitung des Philharmonischen Orchesters Oslo. Auftritte mit Anne-Sophie Mutter in Oslo, Wien, Berlin und London. Zwei Konzerte im Oktober 2003 mit dem London Symphony Orchestra müssen beide Künstler jedoch wegen Krankeit (Grippe) kurzfristig absagen. |
2009 | Am 06. April feierte Sir André Previn seinen 80. Geburtstag. Die New Yorker Carnegie Hall veranstaltet aus diesem Anlass eine Konzertserie, die die Bandbreite des Komponisten und Dirigenten zeigen soll. |
2019 | Tod des Komponisten und Dirigenten im Alter von 89 Jahren am 28. Februar in New York. |