Michael Tilson Thomas, ehemaliger Chefdirigent des San Francisco Symphony Orchestra, feiert am 21. Dezember 2024 seinen 80. Geburtstag. Der vielseitige Musiker ist als Dirigent, Pianist, Dozent und Komponist erfolgreich. Er hat mehr als 200 Schallplattenaufnahmen veröffentlicht, konzertiert regelmäßig mit bekannten Orchestern aus aller Welt, und ist in zahlreichen Fernseh- und Videoaufnahmen aufgetreten. Michael Tilson Thomas wurde am 21.12.1944 in Los Angeles geboren. In seiner Familie gehört er bereits der dritten Künstlergeneration an. Mit Strawinsky, Boulez, Stockhausen und Copland arbeitete Tilson Thomas an den Erstaufführungen ihrer Kompositionen während der Montagabendkonzerte in Los Angeles. Gleichzeitig arbeitete als er Pianist und Dirigent mit Gregor Piatigorsky und Jascha Heifetz. Als Schüler von Friedelind Wagner war er musikalischer Assistent und stellvertretender Dirigent bei den Bayreuther Festspielen. Nach der Verleihung des Koussewitzky Preises in Tanglewood wurde er 1969 zum stellvertretenden Dirigenten des Boston Sinfonieorchesters berufen. Im gleichen Jahre feierte er mit dem Boston Sinfonieorchester sein Debüt in New York und wurde international bekannt, als er den musikalischen Leiter William Steinberg mitten im Konzert ablöste. Später wurde Tilson Thomas zum ersten Gastdirigenten des Boston Sinfonieorchesters ernannt. Diese Position hatte er bis 1974 inne. Von 1971 bis 1979 war er musikalischer Leiter des Buffalo Sinfonieorchesters sowie von 1981 bis 1985 Gastdirigent der Los Angeles Philharmoniker. Ab 1986 war Michael Tilson Thomas Chefdirigent der Londoner Sinfoniker. Während dieser Zeit entstanden einige von der Kritik hochgelobte Aufnahmen, das Orchester und sein Leiter unternahmen internationale Gastspiele und traten bei hochangesehenen Konzertreihen und Festivals in London auf. Inzwischen hat Tilson Thomas bei den Londoner Sinfonikern die Rolle des leitenden Gastdirigenten übernommen. Im Juni 1990 eröffnete er zusammen mit Leonard Bernstein die Pazifischen Musikfestspiele im japanischen Sapporo. Seither kehrt er jeden Sommer als künstlerischer Leiter zu diesem Festival zurück. Im Juni 1993 wurde Michael Tilson Thomas zum Chefdirigenten des San Fransisco Symphonie Orchestras ernannt, eine Posititon, die er bis heute inne hat. Im Februar 1998 rief er die New World Symphony ins Leben, ein nationales Orchester für die begabtesten Schüler der amerikanischen Konservatorien. Neben einer regelmässigen Konzertsaison in Miami, im Bundesstaat Florida, war dieses Orchester schon in Frankreich, Großbritannien, Südamerika, Japan und den Vereinigten Staaten zu hören. Im Jahre 1990 unternahm Tilson Thomas mit dem Orchester eine US-Tournee, bei der seine eigene Komposition Aus dem Tagebuch der Anne Frank zur Aufführung kam. Das Werk entstand im Auftrag der UNICEF; Erzählerin war Audrey Hepburn. Seither wurde die Komposition in japanischer, hebräischer, französischer und niederländischer Sprache aufgeführt.
Tabellarische Biographie
1944 | Geboren am 21. Dezember in Los Angeles |
1954 | Besuch der University of Southern California Preparatory School; Klavierschüler von Dorothy Bishop |
1962 | Studien an der University of Southern California; Klavierstudium bei John Crown, Dirigieren und Komposition bei Ingolf Dahl |
1963 | Pianist und Dirigent der „Montagabend"-Konzerte in Los Angeles, Zusammenarbeit mit Gregor Piatigorsky und Jascha Heifetz |
1966 | Student bei Friedelind Wagner, Assistenzdirigent in Bayreuth |
1967 | Ersteinspielung der vierhändigen Version des „Sacre du printemps" (mit Ralph Grierson) für EMI unter Aufsicht Igor Strawinskys |
1968 | Gewinner des Koussevitzky-Preises in Tanglewood |
1969 | Am 22. Oktober springt MTT für William Steinberg im Lincoln Center in einem Konzert mit dem Boston Symphony Orchestra ein. In der Saison 1969-1970 dirigiert er 37 Konzerte mit diesem Orchester |
1970 | „Appointed Associate Conductor" des Boston Symphony Orchestra, London-Debüt mit dem London Symphony Orchestra. Beginn der Aufnahmetätigkeit für CBS |
1972 | Zu Gast bei folgenden Orchestern: Israel Philharmonic, London Symphony, Los Angeles Philharmonic, New York Philharmonic. In den folgenden Jahren Gastdirigate mit weiteren internationalen Orchestern und Auftritte bei Festivals. Beginn einer jahrelangen Mitarbeit an Fernsehsendungen |
1973 | Music Director des Buffalo Philharmonic Orchestra, Music Director des Ojai Festival |
1981 | Principal Guest Conductor des Los Angeles Philharmonic Orchestra (bis 1985) |
1982 | Gastdirigat bei den Berliner Philharmonikern |
1983 | Artistic Director Los Angeles Philharmonic Institute (bis 1985) |
1984 | Principal Guest Conductor des Los Angeles Philharmonic |
1988 | Principal Conductor des London Symphony Orchestra, Artistic Advisor des New World Symphony Orchestra |
1990 | MTT führt mit New World Symphony seine Komposition „Aus dem Tagebuch der Anne Frank" auf |
1994 | MTT wird Music Director des San Francisco Symphony Orchestra |
1995 | Aufnahmetätigkeit für RCA/BMG - 25 Aufnahmeprojekte bis zum Jahr 2000 |
2002 | Michael Tilson Thomas und das London Symphony Orchestra unternehmen eine Kurz-Tournee durch Deutschland und sind an drei aufeinander folgenden Tagen im Berliner Konzerthaus zu erleben. Den Auftakt macht das Orchester mit Mahlers Sinfonie Nr. 9 D-Dur, morgen ist die Sinfonie Nr. 15 von Schostakowitsch und dessen Cellokonzert Nr. 2 op. 126 zu hören und am 11.11. spielt das Orchester Werke von Berg, Schönberg und Mahlers Adagio aus der 10. Sinfonie. Anne-Sophie Mutter ist die Solistin des Berg-Violinkonzertes, Lynn Harrell der Interpret des Cellokonzertes. Nächste Station der Tournee ist Frankfurt am Main und schließlich das Festspielhaus Baden-Baden, wo die beiden Konzerte mit den Solisten Lynn Harrell (Violoncello) und Anne-Sophie Mutter (Violine) am 13. und 14. November wiederholt werden. |
2003 | In Frühjahr geht das San Francisco Symphony Orchestra unter der Leitung von Michael Tilson Thomas vom 7. bis 25. Mai auf Europa-Tournee. Das Orchester gastiert an jeweils zwei Abenden in Dublin, London, Köln, Wien und Prag sowie jeweils an einem Abend in Brighton, Brüssel, Amsterdam, Düsseldorf und Paris, wo die Tournee endet. Auf dem Programm stehen neben Mahlers 9. Sinfonie, Tschaikowskys Manfred Sinfonie und Coplands 3. Sinfonie zwei Werke, die auf der Tournee ihre Europa-Premiere erleben werden, und zwar John Adams My Father Knew Charles Ives und die Poems of Emily Dickinson von Michael Tilson Thomas mit Barbara Bonney als Solistin. Die Komposition erlebte in der letzten Saison in San Francisco ihre Uraufführung mit Renée Fleming. Die zweite Solistin auf der Tournee ist Hilary Hahn, die das Violinkonzert in D von Igor Strawinsky spielen wird. |
2004 | Im November Europa-Tournee mit dem San Francisco Symphony Orchestra und Leif Ove Andsnes (Spanien, Italien und Griechenland). Mit zwei Konzerten in Athen gastiert das Orchester erstmals in Griechenland. Zum sechzigsten Geburtstag des Dirigenten im Dezember feiert das Orchester mit dem Dirigenten und mit prominenten Künstlern - darunter Frederica von Stade und Thomas Hampson - in einem Gala-Konzert. |
2006 | Michael Tilson Thomas und das San Francisco Symphony Orchestra unternehmen vom 9. bis 13. Februar 2006 erstmals zu einer Konzerttournee nach China reisen. Zur Eröffnung des "Hong Kong Arts Festival" gibt das Orchester insgesamt drei Konzerte (am 9., 10. und 11. Februar) und reist dann nach Shanghai weiter, wo es am 12. Februar ein Konzert gibt und am 13. Februar eine von zwölf Orchestermitglider geleitete Meisterklasse am Shanghai Konservatorium abhält. Das 1927 geründete Institut gilt heute als eine der bedeutendsten Ausbildungsstätten für klassische Musik in China. Solist bei der China-Tournee des San Francsico Symphony Orchestra ist der Cellist Lynn Harrell. Die Programme umfassen Werke von Copland, Strawinsky, Brahms, Schumann, Mahler, Dvorák und Ives. |
2007 | In drei Konzerten vom 01. bis 03. Februar 2007 spielt das San Francisco Symphony Orchestra unter der Leitung seines Chefdirigenten Michael Tilson Thomas die Uraufführung des vierten Concerto for Orchestra des britischen Komponisten Robin Holloway. Europa-Tournee. Insgesamt gibt das Orchester 13 Konzerte, die es nach Edinburgh, London, Hannover, Berlin, Köln, Düsseldorf, Frankfurt und Luzern führen. Als Solisten sind mit dabei Deborah Voigt (Sopran), Julia Fischer (Violine) und Yefim Bronfman (Klavier). Konzert beim Musikfest Berlin. |
2013 | Michael Tilson Thomas dirigiert im April nach längerer Pause wieder Konzerte mit den Wiener Philharmonikern. Er ist regelmäßiger Gast bei den führenden Orchestern in Europa und den USA. Seine mehr als 120 Einspielungen brachten ihm bisher 10 Grammy Awards ein. Auf dem Programm der bevorstehenden Konzerte in Wien (6. und 7.4.), London (9.4.), Yerevan (11-4.) und Kiew (12.4.) stehen Werke von Schubert und Brahms. Der Solist im Klavierkonzert Nr. 2 von Brahms ist Yefim Bronfman. |
2014 | Im März Europatournee und dabei erstmals im Konzerthaus Dortmund. Auf dem Programm stehen The Alcotts aus A Concord Symphony von Charles Ives in der Orchestrierung von Henry Brant, das erste Violinkonzert von Sergej Prokofjew mit der Solistin Julia Fischer und die Sinfonie Nr. 7 von Ludwig van Beethoven. Weitere Stationen der Europatournee des amerikanischen Orchesters vom 14. bis 26. März mit insgesamt elf Konzerten sind London, Paris, Wien, Prag, Genf, Luxemburg und Birmingham. Zum weiteren Tourneerepertoire gehören Mahlers Sinfonie Nr. 3 (London, Paris, Genf, Wien) mit der Mezzosopranistin Sasha Cooke und jeweils ortsansässigen Chören. Im Herbst starten Chefdirigent und Orchester in ihre 20. gemeinsame Saison. |
2015 | Michael Tilson Thomas und das San Francisco Symphony Orchestra geben vom 27. August bis 14. September 13 Konzerten in neun Städten in Europa. Mit den Solisten Yuja Wang (Klavier), Jeremy Denk (Klavier) und dem St. Lawrence String Quartet geben sie jeweils zwei Konzerte beim Edinburgh International Festival, bei den BBC Proms, beim Lucerne Festival und beim George Enescu Festival in Bukarest sowie je ein Konzert beim Rheingau Musik Festival und beim Musikfest Berlin, im Concertgebouw Amsterdam, in der Philharmonie Luxemburg und geben ihr Debüt in der neuen Philharmonie in Paris. |
2019 | Michael Tilson Thomas und das San Francisco Symphony Orchestra gehen vom 19. bis 29. März auf eine nationale Abschiedstournee durch acht amerikanische Städte, da der Dirigent nach 25 Jahren am Pult des Orchesters zum Ende der Saison 2019/20 seine Karriere als Music Director beendet. Im Juni musste Tilson Thomas wegen Herzproblemen eine ärztlich verordnete Ruhepausebis 3. September einlegen. |
2021 | Anfang August wurde nach einer Reihe von Untersuchungen ein Gehirntumor bei Michael Tilson Thomas festgestellt. Nach einer sofortigen OP im UCSF Medical Center in San Francisco, die erfreulicherweise erfolgreich verlief, mussten eine Reihe geplanter Konzertprojekte abgesagt werden. Sie betreffen Engagements mit dem National Symphony Orchestra zum 50-jährigen Bestehen des Kennedy Centers, Konzerte mit dem Indianapolis Orchestra, der New World Symphony und dem Chicago Symphony Orchestra. Der Dirigent hofft, im November wieder am Dirigentenpult stehen zu können. |