Der belgische Opern- und Konzertsänger José van Dam (Bassbariton) wurde am 25. August 1940 in Brüssel geboren. Er studierte am Königlichen Konservatorium Brüssel, 1961 gab er sein Debüt an der Pariser Oper und war bis 1965 Ensemblemitglied. Von 1965–1967 war er in Genf, anschießend in Berlin, Köln und Mannheim. Seit Anfang 1990 gab er überwiegend Gastspiele oder sang am Théâtre de la Monnaie in Brüssel. Er war einer von Herberts von Karajans Lieblingssänger in dessen letztem Lebensjahrzehnt. Unter Karajan wirkte er bei zahlreichen Opernaufnahmen mit (u.a. Der fliegende Holländer, Parsifal, Salome, Pelléas et Mélisande, aber auch Ein deutsches Requiem und die Messa da requiem). Die Rolle des Golaud war über ein Vierteljahrhundert hinweg seine Paraderolle. Aber auch als Hans Sachs (Die Meistersinger von Nürnberg) war er spätestens seit der berühmten Aufnahme unter der Leitung von Georg Solti (1995) weltweit gefragt. Eine weitere Glanzpartie war die des Leporello aus Don Giovanni, in der er auch in der Verfilmung von Joseph Losey glänzte. 1988 spielte in dem Film Maestro die Rolle des Opernstars Dallayrac. Der Film wurde 1988 für den Oscar nominiert. Nicht zuletzt war er auch Gast bei den Salzburger Festspielen und bei der RuhrTriennale in Bochum. 1973 wurde van Dam mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet, 1998 verlieh ihm der belgische König den Ehrentitel eines Barons. José van Dam spricht akzentfrei sowohl französisch als auch deutsch und italienisch. Am 8. Mai 2010 verabschiedete sich van Dam von der Opernbühne im Théâtre de la Monnaie in einer Rolle von Jules Massenets Don Quichotte unter der Leitung von Marc Minkowski.
Tabellarische Biographie
25.8.1940 | geboren in Brüssel (Belgien). Studium am Konservatorium seiner Heimatstadt. |
1960-1965 | Engagement an der Pariser Oper, direkt nach Studienabschluß. Kleine und kleinste Pariten, bis ihm 1965 der Escamillo (Carmen) angeboten wird - später eine seiner Paraderollen, |
1965-1967 | Mitglied des Ensembles der Oper Genf. Dort u.a. Mitwirkung an der UA von Milhauds La mère coupable. |
1967-1973 | Mitglied im Ensemble der Deutschen Oper Berlin. Dort u.a. Mozart-Partien wie Figaro und Leporello. |
1968 | Debüt bei den Salzburger Festspielen als Die Zeit in Rappresentazione di anima e di Corpo (Das Spiel von Seele und Körper) von de' Cavalieri. Mitwirkung bei der UA von Luigi Dallapiccolas Oper Ulisse. |
1970 | Debüt an der Mailänder Scala und Londons Covent Garden, beide Male als Escamillo. |
1973 | Regelmäßige Auftritte an der Pariser Oper, wo er jetzt die großen Rollen seines Fachs singt: Philipp II. in Verdis Don Carlos, Golaud in Pélleas et Mélisande, Athanel in Thais etc. Auch bei den Salzburger Festspielen ist er regelmäßiger Gast, daneben auch an der Wiener Staatsoper. Unter Herbert von Karajan singt er den Amfortas (Parsifal) und wirkt bei zahlreichen Operneinspielungen mit. |
1975 | Met-Debüt, ebenfalls als Escamillo (Carmen). |
1978 | Leporello in Joseph Loseys Don Giovanni-Verfilmung. |
1980 | Rollendebüt als Holländer (Der fliegende Holländer), eine Partie, die zu seinen Glanzrollen zählt. |
1983 | Mitwirkung bei der UA von Olivier Messiaens Saint François d'Assise an der Pariser Oper. |
1985 | Debüt als Hans Sachs in Wagners Die Meistersinger von Nürnberg. |
1991 | Holländer an der Deutschen Oper Berlin. |
2005 | Schuberts Winterreise an der Frankfurter Oper. |
2006 | Rollendebüt als Vater Germont in Verdis La Traviata. |
2010 | Abschied von der Opernbühne am Théatre de la Monnaie, dem er 30 Jahre lang verbunden war, mit Jules Massenets Oper Don Quichotte (Titelpartie) unter der Leitung von Marc Minkowski. |
2012 | Konzertante Aufführung von Hector Berlioz' La Damnation de Faust (Méphistophélès) mit den Münchner Philharmonikern, dem Tölzer Knabenchor u.a. im Gasteig München. |