Georg Philipp Telemann
Paris Quartets Vol. 2
Channel Classics CCS SA 20604
1 SACD • 71min • 2003
06.09.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
1730 brachte Georg Philipp Telemann in Hamburg im Eigenverlag sechs Quadri heraus, die nicht zuletzt durch den vorzüglichen Nachdruck durch den Pariser Notenverleger Le Clerc im Jahr 1736 den Beinamen „Pariser Quartette“ erhielten. 1737 unternahm Telemann, möglicherweise ermuntert durch das allgemeine Lob für diese ersten Pariser Quartette, eine Reise in die französische Hauptstadt. Während seines achtmonatigen Aufenthalts in Paris traf er mit der Musikerelite Frankreichs zusammen, hörte seine Werke in hervorragenden Aufführungen und war von der begeisterten Aufnahme seiner Musik in Paris so angetan, daß er noch eine zweite Serie Quartette komponierte, die seine Eindrücke vom Pariser Musikleben widerspiegeln. Diese Stücke bescherten ihm abermals einen durchschlagenden Erfolg, dessen er sich in seiner Autobiographie von 1739 erinnert: „Die bewunderungswürdige Art, mit welcher die Quatuors von den Herren Blavet, Traversisten, Guignon, Violinisten, Forqueray dem Sohn, Gambisten, und Edouard, Violoncellisten, gespielt wurden, verdiente, wenn Worte zulänglich wären, hier eine Beschreibung. Genug, sie machten die Ohren des Hofes und der Stadt ungewöhnlich aufmerksam und erwarben mir, in kurzer Zeit, eine fast allgemeine Ehre, welche mit gehäufter Höflichkeit begleitet war.“
Die vorliegende zweite CD des Ensembles Florilegium mit Pariser Quartetten vereint drei Stücke aus der zweiten Sammlung mit dem Concerto Primo aus der ersten Serie. Diese Zusammenstellung beweist, daß beide Serien der Pariser Quartette nicht nur qualitativ, sondern auch stilistisch eine vollkommene Kongruenz aufweisen. Telemann war 1730, beim Erscheinen der von ihm selbst gestochenen Noten der Quadri, 49 Jahre alt und befand sich folglich 1737 beim Antritt seiner Reise nach Paris mit 56 Jahren in einem für damalige Zeiten hohen Lebensalter. So können die beiden Sammlungen der Pariser Quartette mit Fug und Recht als ein testamentarisches Legat seiner kammermusikalischen Kunst an Zeitgenossen und Nachwelt betrachtet werden. Unzweifelhaft gehören die Werke, schaut man sie aus der Vogelperspektive der heutigen, durchaus enzyklopädischen Kenntnis der Alten Musik an, zu den Gipfeln der Kammermusik des 18. Jahrhunderts.
Mit ihrer ebenso elegant wie temperamentvoll musizierten Einspielung brilliert das Ensemble Florilegium auf dieser CD: Mit virtuoser Perfektion, emotionaler Inspiriertheit, jener intellektuellen Reife, die der Bedeutung dieser Werke stets gerecht wird, und mit der Portion Witz und Beschwingtheit, die der Komponist selbst zum Genuß seiner Musik beisteuerte, machen die jungen Musiker verständlich, wie Telemann mit seiner Musik Zeitgenossen in der ganzen Welt begeisterte. Die Aufnahme der Pariser Quartette durch die Brüder Kuijken und Gustav Leonhardt konnte bisher als unbestrittene Referenzaufnahme gelten und behält diesen Charakter weiterhin. Florilegium allerdings fügt eine weitere Referenzaufnahme hinzu. Beide Interpretationsansätze bestätigen einander in der Verve und intellektuellen Unbestechlichkeit, die beiden gemeinsam ist, und in der musikantischen Verschiedenheit, die deutlich macht, daß die Musiker unterschiedlichen Generationen angehören.
Telemann könnte sein Kompliment an die Herren Blavet, Forqueray etc. auch an die Herren Kuijken und Leonhardt sowie an das Ensemble Florilegium weiterreichen und sicher sein, daß seiner Sache mit solchen Interpreten zu allen Zeiten gut gedient sein wird!
Detmar Huchting [06.09.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Philipp Telemann | ||
1 | Quartett Nr. 1 D-Dur (Pariser) | |
2 | Quartett Nr. 2 a-Moll (Pariser) | |
3 | Quartett Nr. 3 G-Dur (Pariser) | |
4 | Concerto primo G-Dur |
Interpreten der Einspielung
- Florilegium (Ensemble)