Helmut Eder Musik für die Felsenreitschule
OehmsClassics OC 539
1 CD • 79min • 1976, 1986
31.08.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In der Reihe Salzburger Festspieldokumente widmet sich eine Neuveröffentlichung dem im Jahr 2005 verstorbenen österreichischen Komponisten Helmut Eder. Zusammengefaßt sind hier zwei Werke, die Eder für jeweils drei Orchestergruppen komponierte – das Divertimento für Koloratursopran op. 64 und die große Messe Missa est für drei Soli, zwei gemischte Chöre, Schola und drei Orchestergruppen op. 86. Es handelt sich jeweils um ORF-Mitschnitte der Uraufführung (op. 64: 14. August 1976; op. 86: 23. August 1986). Der Eindruck ist unterschiedlich: Das Divertimento ist meinem Eindruck nach ein recht schwaches Gelegenheits-Stück – im Booklet unfreiwillig in einer zitierten Pressestimme als „Muster einer Auftragskomposition“ bezeichnet. Das Mozarteum Orchester Salzburg unter Theodor Guschlbauer entledigt sich der Aufgabe mit Routine, ja beinahe schon lustlos und manchmal wackelig im Zusammenspiel (wohlgemerkt: innerhalb der Gruppen); besonders irritiert das schneidig-forsche Blech.
Von ganz anderem Kaliber ist die knapp einstündige Messe, in der sich Eder mit den großen Vorbildern des Genres auseinandersetzt (nicht zuletzt ist er durch seine praktische Ausgabe von Mozarts unvollendeter c-Moll-Messe einem breiten Publikum bekannt geworden). Die je drei Klanggruppen, Solisten und Chorgruppen werden in immer neuen, fantasievollen Klangkombinationen wirkungsvoll eingesetzt und verdeutlichen die komplexen Schichtungen und sich überlagernden Strukturen der Komposition – eines der spannendsten neueren Werke der Kirchenmusik, das ich in den letzten Jahren gehört habe. Die Tonsprache ist ekstatisch-visionär und kann ohne weiteres neben herausragenden Werken der Kirchenmusik des 20. Jahrhunderts bestehen – beispielsweise Frank Martins Oratorien und Messen oder Hindemiths Apparebit repentina dies –, auch wenn das Werk aufgrund des enormen Apparates für herkömmliche kirchenmusikalische Aufführungen wohl kaum in Frage kommt. Leopold Hager widmete sich der Aufführung mit Hingabe und inspirierte seine Mitstreiter zu einem außergewöhnlichen Konzert. Die künstlerische Gesamtwertung entspricht dem Mittelwert einer 6 für das Divertimento und einer 10 für die Messe. Klanglich wurden die ORF-Mitschnitte hervorragend digitalisiert und restauriert und vermitteln einen adäquaten Eindruck von den räumlichen Verhältnissen.
Dr. Benjamin G. Cohrs [31.08.2005]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Helmut Eder | ||
1 | Divertimento op. 64 für Koloratursopran und 3 Orchestergruppen | |
2 | Große Messe op. 86 für Soli, 2 gemischte Chöre, Choralschola und Orchestergruppen ("... Missa est") |
Interpreten der Einspielung
- May Sandoz (Sopran)
- Mozarteumorchester Salzburg (Orchester)
- Theodor Guschlbauer (Dirigent)
- Eva Lind (Sopran)
- Marjana Lipovšek (Mezzosopran)
- Robert Holl (Baß)
- ORF-Chor (Chor)
- Arnold Schönberg Chor (Chor)
- Choralschola St. Stephan Passau (Chor)
- Radio-Symphonieorchester Wien (Orchester)
- Leopold Hager (Dirigent)