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Besprechung CD

Hungaroton HCD 32336

1 CD • 70min • 2005

15.11.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 6
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Einen Vertreter der ungarischen Speerspitze des modernen Komponierens kann man den 1949 geborenen János Vajda nicht nennen, aber die drei hier versammelten Stücke zeigen ein durchaus professionelles musikantisches Niveau. Das ist gefällige und damit funktionale Musik fürs Promenadenkonzert, nicht nur, weil der Tonfall sich entsprechend auf Operette, klassische Filmmusik und – etwas entfernter – das Broadway-Musical bezieht, sondern weil die Formung dieser Musiksprache nach den regelmäßigen, metrisch etwas zu quadratischen und damit vorausschaubaren Mustern dieser Genre-Musik geschieht. Kleine Dissonanzen wirken dabei nie als Störungen der Ordnung, nur als deren würzende Abweichung, und damit als Bestätigung der Regel, die Vajda nie auch nur entfernt in Frage stellt. Das muß er auch gar nicht, will er doch offenkundig auch gar keine Neue Musik schreiben; durch die enge Anbindung an eine Tradition der Promenaden-Komposition nimmt er freilich in Kauf, daß ihm nicht viel Raum für eine eigene Personalstilistik oder auch nur Nationalstilistik bleibt: Was das ungarische Moment etwa am „Adagio. All´ungherese“, dem langsamen Satz der Sinfonietta von 2002, sein soll, bleibt sehr vage.

Für die Interpretation bedeutet der bewußt bescheiden gehaltene Anspruch keine Erleichterung, weil gerade auf dem sinfonischen Gebiet die leichte Muse schwer auszuführen ist. Besonders die Bläser des Debrecen Philharmonic Orchestra machen sich in der Tondichtung Titanic gut, zumal sie Vajda in den Meeresmusik-Passagen mit einigen schönen instrumentatorischen Reminiszenzen aus Debussys La mer versorgt hat, aber auch mit interessanteren Effekten wie etwa der schattenhaften Kopplung tiefster sowie höchster Holzbläser. Ansonsten hat Vajda in dieser Titanic-Paraphrase (2000) weniger eine Rekapitulation des Hollywood-Erfolgs im Sinn, als vielmehr eine Nacherzählung im Sinne der berühmten standfesten Bord-Kapelle: Vajda legt auch Wert auf die Tanzmusik-Aspekte der Zeit, Charleston und Shimmy etwa – mit der formalen Pointe, daß es dann auch einen Choral am Ende der Reise gibt.

In der Sinfonietta spielt der Streicherkörper genügend präzise zusammen und ist zu einer leicht federnden Artikulation fähig. Der Dirigent Imre Kollár scheint so gut wie alles Mögliche aus der Sinfonietta herauszuholen, nicht zuletzt, weil er besonderen Wert auf eine feine Dynamik legt. Einen etwas seltsamen Eindruck hinterläßt hingegen das Oratorium Once, or never nach einem Märchen von József Palkó, weniger wegen des politisch leicht inkorrekten Inhalts, immerhin ist es ein sehr germanischer, besser gesagt: sehr deutscher Erzengel, der Adam und Eva schließlich aus dem Paradies verjagt. Schwerer jedoch wiegt, daß in diesem Stück trotz Vajdas Sinn für musikalisches timing die verschiedenen Stil-Ebenen nicht recht zusammenzugehen zu gehen scheinen: Die Zitate, etwa Rákóczi-Marsch oder deutsche Marsch-Musik, sind zu stark, als daß Vajda genügend mit Eigenem begegnen könnte. Das sind eben die Grenzen der Promenaden-Komposition.

Prof. Michael B. Weiß [15.11.2005]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
János Vajda
1Sinfonietta
2Titanic (Sinfonische Dichtung)
3Once, or never (Oratorium nach einer Erzählung von József Palkó)

Interpreten der Einspielung

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