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Besprechung CD

The Auryn Series XXIII

Auryn's Haydn: op. 76

Tacet 182

2 CD • 26min • 2009

18.09.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Zu den wichtigsten Leistungen im Verlauf des Haydn-Jahres 2009 – und zweifellos weit darüber hinaus! – zählen für mich die Einspielungen des Auryn Quartetts. Klanglich superb von der Tacet-Technik eingefangen, führt das Ensemble mit Matthias Lingenfelder an der geigerischen „Spitze“ in eine Welt des musikalischen Urerlebens fernab von allen akademischen Grenzziehungen zwischen klassischen und romantischen, zwischen konservativen und avantgardistischen Verhaltensmustern. Haydn – das zeigen erneut (oder in diesem Fall noch stärker!) die Einspielungen der Auryns – befand sich auf wundersame Weise auf dem ästhetischen Boden seiner Zeit, lieferte, was begehrt war – und im selben Moment entfernte er sich aus diesem Raster gepflegter, genehmer Kammermusik, notierte gleichsam abgehoben vom musikantischen Benimm die Zukunft autonomen Komponierens. Den vier Quartett-Interpreten scheint diese beruflich-schöpferische Doppelfunktion ans streicherische Herz gewachsen zu sein, denn sie führen den Hörer durch diesen faszinierenden, gleichwohl übersichtlichen Irrgarten des Gewohnten und des Unerhörten mit einer Sicherheit und mit einer kontrollierten Leidenschaft, die kaum je in der Geschichte des medial dokumentierten Quartettspiels erreicht worden ist.

Der Gesamtklang des Ensembles wirkt ausgewogen, harmonisch in den verhaltenen Schönheiten der langsamen Sätze. Man atmet, gibt sich wechselseitig Raum, respektiert Solistisches des Partners, aber man arbeitet, kämpft in den aggressiveren Passagen auch – mit Achtung freilich – gegeneinander. Kammermusik auf hohem Niveau ist ja alles andere als ein feiertäglicher Betriebsausflug, sondern das Ergebnis von oft schmerzhafter, langwieriger Meinungsbildung. Dieser Prozess sollte im Stadium einer gewachsenen – dabei keineswegs endgültigen“ – Interpretation auch weiterhin zu spüren sein. Dadurch vibriert es, lebt es, wenn eine Musikerformation im Studio auf das Vorbereitete zurückgreift. Im Rückgriff aber auf das Geprobte sollte sich das Terrain der gestalterischen Freiheit öffnen, sollte das Überraschende, das Unerwartete wie in einer ersten, keuschen und zugleich erotischen Begegnung zum Wegweiser werden.

Dies und manches mehr vermitteln diese Einspielungen der sechs von Graf Joseph Erdödy bestellten, 1799 und 1800 im Druck erschienenen Quartette, deren musikalische Außerordentlichkeiten auch im Zusammenhang mit dem freieren Dienstverhältnis des Komponisten, aber auch als Resonanz auf die großen Erfolge während seiner zwei langen England-Reisen zu verstehen sind. Haydn emanzipierte auf paradoxe Weise sozusagen zum angestellten Herr seiner selbst. Die Menuette – der Form und dem tänzerischen Duktus nach eine schöne Altertümlichkeit – mutierten in diesen Quartetten fast durchweg in Richtung Scherzo! „Presto“ fliegt das Menuet des G-Dur-Quartetts (op. 76,1) vorüber – und ebenso atemlos gibt sich das Menuett des Quartetts op. 76,6.

„Gott erhalte Franz den Kaiser“ tönt es fürbittlich im Poco Adagio. Cantabile des C-Dur-Quartetts op. 76,3. Haydn hatte sein monarchietreues Lied zur Absolutheit von Quartett-Variationen erhoben und somit in die kammermusikalische Praxis eingespeist. Ich scheue mich nicht, an Haydn anzuknüpfen: Man erhalte uns das Auryn Quartett! Seit nunmehr 28 Jahren konzertieren Matthias Lingenfelder, Jens Oppermann, Stewart Eaton und Andreas Arndt in der Urbesetzung von 1981. Eine Wegstrecke, auf die nur wenige Streichquartette zurückblicken können!

Vergleichsaufnahmen: Amadeus Quartett (DG), Quartetto Italiano (Philips).

Peter Cossé † [18.09.2009]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Joseph Haydn
1Streichquartett G-Dur op. 76 Nr. 1 Hob. III:75 (1797) 00:24:50
5Streichquartett d-Moll op. 76 Nr. 2 Hob. III:76 00:22:32
9Streichquartett C-Dur op. 76 Nr. 3 Hob.III: 77 (Kaiser-Quartett) 00:28:14
CD/SACD 2
1Streichquartett B-Dur op. 76 Nr. 4 Hob. III:78 (Sonnenaufgang) 00:24:23
5Streichquartett D-Dur op. 76 Nr. 5 Hob. III:79 00:20:27
9Streichquartett Es-Dur op. 76 Nr. 6 Hob. III:80 00:25:45

Interpreten der Einspielung

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