
Hungaroton HCD 32694
1 CD • 66min • 2011
10.01.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Spät erst, um 1960, hat sich die Musikforschung um die ungehobenen Schätze der sogenannten „Kleinmeister" aus der vorklassischen und klassischen Ära gekümmert. Schnell beteiligten sich auch die ausübenden Künstler an der Wiederbelebung so mancher zu Unrecht vergessener Klang- und Stilwelten. Ein über Jahrzehnte hinweg erfolgreicher Interpret, namhafter Ensembleleiter und unermüdlicher, nahezu alle Schloßbibliotheken und Klostersammlungen rastlos durchforstender Kenner der Materie war der unglaublich findige, unlängst verstorbene Klarinettenvirtuose Dieter Klöcker († 2011) als Solist, Gründer und Leiter des Consortium Classicum. Ergänzend zu den früher noch unzugänglichen Ostblockquellen folgt nun eine ungarische Ersteinspielung mit Werken des einst in Budapester Hof- und Kirchendiensten seine vielseitige, europaweite Laufbahn krönenden Georg Druschetzky (1745-1819). Fast übersieht man, dass auch Druschetzkys berühmtere Zeitgenossen Haydn, Mozart und Beethoven etliche köstliche Werkminiaturen für ähnliche Stadtpfeifer-Ensembles, Hautboistencorps und Bläserharmonien beigesteuert haben. Die Ergebnisse gehören allesamt zur Gattung der Serenaden-, Gesellschafts- und Unterhaltungsmusik. Genau diesen Ansprüchen genügt die vorliegenden Einspielung.
Besonders zu erwähnen ist die reizvolle Besetzung mit den zur Entstehungszeit der Werke neuartigen Bassethörnern aus der Klarinettenfamilie mit dem dunklen Timbre tiefer Alt- und Tenorlagen. Ungewöhnlich ist vor allem der aparte Klangreiz der Kombination von drei gleichen, nicht nur im 18. Jahrhundert kostspieligen Instrumenten für die in schlichten Stadpfeifereien ausgebildeten Musikanten. Entsprechend einfach sind die technischen Ansprüche, was diese Spielmusik im Hinblick auf eine perfektionierte Interpretation moderner Kammervirtuosen entsprechend interessant macht. Allesamt zeichnen sich die kurzen Sätzchen durch raffiniert ausgearbeitete Varianten ihrer Formen, Taktperioden, Rhythmik und Satztechniken aus. Bereits die Fülle an thematisch hübschen Gedanken verführt zum unbeschwert kurzweiligen Genuß. Das animiert die zweifellos ständig mit anspruchsvolleren Aufgaben konfrontierten modernen Bläser oft und gerne, die historisch behaglicheren Serenaden-Zeitmaße mit der Neigung zu souveräner Hast zu beschleunigen. Sehr zum Nachteil auch für das als Füllsel oder Anhang wirkende Druschetzky-Quartett für Soloklarinette mit begleitendem Streichertrio. Hier verschwimmen manche Geigenkapriolen bei einer aufnahmetechnisch unzulänglichen Klangbalance zugunsten des Blasinstrumentes geradezu in einen akustischen Nebel. Aber unter einem authentischen Freiluft-Himmel klingt sowieso alles anders.
Dr. Gerhard Pätzig [10.01.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Druschetzky | ||
1 | Divertimento F-Dur für 3 Bassetthörner | 00:13:53 |
10 | Divertimento B-Dur für 3 Bassetthörner | 00:17:42 |
16 | Divertimento F-Dur für 3 Bassetthörner | 00:18:00 |
25 | Quartett F-Dur für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello | 00:16:07 |
Interpreten der Einspielung
- Gábor Varga (Bassetthorn, Klarinette)
- Roland Csalló (Bassetthorn)
- György Salamon (Bassetthorn)
- János Rolla (Violine)
- Máté Szücs (Viola)
- István Várdai (Violoncello)