Paint Me Blue
Sabam KC2017
1 CD • 65min • 2016
10.08.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der belgische Gitarrist Koen Claeys legt in seiner aktuellen CD ureigene persönliche Referenzen offen. Das ist Musik, die er schon früh in sich aufsog, die ihn über lange Zeiträume beschäftigte und von der er sich jetzt für sein CD-Debut herausgefordert fühlte. Auch die Titelgebung dieser neuen CD ist kein Zufall: Angespielt wird auf jene „blue notes“, die zwischen den Halbtonschritten die klassische „saubere“ Intonation verlassen. Koen Claeys fasst den Terminus aber noch weiter auf: „blue“ meint vor allem persönlich, mit viel eigenwillig subjektivem Ausdruck. Diesem Anspruch wird der 27jährige mit hohem Engagement gerecht.
Patriotismus ist im Spiel, wenn er das Eröffnungsstück dem Mundharmonikaspieler John „Toots“ Thielemann und dessen Komposition Bluesette widmet. Bei einer Hommage an sein großes Idol, den Pianisten Keith Jarret, zeigt sich ganz besonders die interpretatorische Eigenständigkeit des 1990 in Leuven geborenen Saitenkünstlers.Tiefgründig ausgehört wirkt, wie der belgische Gitarrist alles melodiöse, liedhafte aus dem pianistischen Original heraus destilliert. Überhaupt zeigt Koen Claeys viel Größe darin – wenn es darum geht, die musikalische Essenz eines „Originals“ zu einer ganz persönlichen Botschaft umzuformen - das kann nur, wer wie Koen Claeys seine Lieblingsstücke tief verinnerlicht hat!
Auch George Gershwins Rhapsody in Blue entfaltet auf den sechs Saiten seine ganze schillernde Ausdrucksbandbreite. Das Kunststück des Belgiers: An die Stelle opulenter Orchesterfarben und -effekte tritt eine ausgesprochen bewegliche Agogik. Das Tempo dehnen und strecken, Zäsuren setzen und Musik in bestem Sinne sprechen zu lassen, ist Sache des Belgiers, der auch schon in Cuba konzertierte und zahlreiche Preise gewonnen hat. Tiefempfunden lässt er Jacques Brels berühmte Chancon Ne me quitte pas zu einem herzzerreißenden Lied ohne Worte werden. Virtuos kommt Cole Porters Night and Day daher in einer Bearbeitung durch Joe Pass und virtuos neu in Szene gesetzt von Koen Claeys, der immer wieder wunderbar druckvoll die Melodiestimme über federleicht pulsierende Begleitfiguren legt.
Und dann rückt Koen Claeys noch einmal Keith Jarrett zu Leibe, und zwar dem legendären Köln-Concert. So liedhaft, kantabel, melodiös, im besten Sinne klassisch, haben wir diesen Jazzmusiker, der viel mehr als das ist, selten gehört.
Stefan Pieper [10.08.2017]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Toots Thielemans | ||
1 | Bluesette | 00:04:37 |
Keith Jarrett | ||
2 | Paint My Heart Red | 00:07:28 |
Georges Gershwin | ||
3 | Rhapsody in Blue für Klavier und Orchester | 00:18:47 |
Keith Jarrett | ||
4 | My Song | 00:07:48 |
Jacques Brel | ||
5 | Ne me quitte pas | 00:04:56 |
Leo Brouwer | ||
6 | Variations on a Theme by Django Reinhardt | 00:10:30 |
Cole Porter | ||
7 | Night and Day | 00:03:59 |
Keith Jarrett | ||
8 | The Köln Concert II | 00:06:34 |
Interpreten der Einspielung
- Koen Claeys (Gitarre)