Ensemble Esperanza
Southern Tunes
Ars Produktion ARS 38 247
1 CD/SACD stereo/surround • 77min • 2017
09.03.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Über dieses zweite Album des jungen Ensembles Esperanza könnte ich mich lang und breit auslassen oder aber mit ein paar wenigen Worten skizzieren, was die Freunde vorzüglichsten Streicherspiels in dieser Ars Produktion erwartet, und ich entscheide mich ausnahmsweise einmal für die zweite Variante. Nach den 2017 beim selben Label erschienenen Suiten des Nordens (von Grieg, Holst, Bridge und Nielsen) präsentiert uns die Formation unter der Leitung der phänomenalen Chouchane Siranossian eine vierteilige Reise durch südliche Regionen, von denen man sich nur schwer wieder losreißen kann. Das enorm differenzierte, zugleich bewundernswert transparente und homogene Zusammenspiel, die knirschend hingesetzten Akzente, die ungemein zart ausgesponnenen, solistischen Seidenfäden, die durch den Raum wandernden Impulse, die berstende Musizierfreunde und das tief empfundene Verständnis der Partitur – all das wirkt verändernd aufs Gemüt und somit auf unsere Einstellung den versammelten Werken gegenüber, die ja nicht eben zu den ausgesprochenen Favoriten der Programmgestalter gehören.
Ottorino Respighis Suite für Streicher, sonst gern als recht anämisches Dingelchen gehandelt, ist bei rechtem Lichte betrachtet ein Wunder an Temperament und Kompositionskunst; Nino Rotas Concerto grosso wagt sich in Regionen vor, die sonst beinahe ausschließlich von Charakteren wie Dimitrij Schostakowitsch und vor allem Sergej Prokofieff beherrscht werden; und Eduard Toldràs Meeresansichten mischen funkelnd sprühende Gischtwolken mit einer eigentümlich nebelhaften Stimmung, in deren dichten Schwaden wir wundersam konturierte Umrisse und Gestalten wahrnehmen.
Die neun Miniaturen aber, die Sergej Zacharowitsch Aslamazian, der einstige Cellist des Komitas-Quartetts, nach der Musik des armenischen Komponisten, Wissenschaftlers und Kirchenmannes Soghomon Gevorki Soghomonian alias Komitas Vardapet eingerichtet hat, lassen selbst die virtuosesten, sensibelsten und mitreißendsten Ereignisse dieser Aufnahme hinter sich: Sie sind konzentrierte Facetten einer Volksseele, mithin elementare Erscheinungen, die in der vorliegenden Verabreichungsform mehr von Geschichte und Geschichten, Hoffnungen, Sehnsüchten und Träumen erzählen als tausend dicke Bücher. Das müßte der Truppe um Chouchane Siranossian erstmal einer nachmachen!
Rasmus van Rijn [09.03.2018]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Eduard Toldrà | ||
1 | Vistes al mar | 00:15:45 |
Ottorino Respighi | ||
4 | Suite per archi | 00:25:02 |
Soghomon Soghomonian Komitas | ||
10 | Miniatures | 00:20:55 |
Nino Rota | ||
19 | Concerto per archi | 00:14:53 |
Interpreten der Einspielung
- Ensemble Esperanza (Ensemble)