Norman O'Neill
Piano Trio op. 7
MDG 903 2237-6
1 CD/SACD stereo/surround • 61min • 2021
09.06.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der 1875 geborene Norman O'Neill ist vor allen durch seine zahlreichen Bühnenmusiken in Erinnerung geblieben. Seit 1909 als Musikdirektor am Londoner Haymarket Theatre tätig, komponierte er bis zu seinem Unfalltod im Jahre 1934 die Musik zu rund drei Dutzend Theaterstücken, die in Form von Orchestersuiten auch im Konzertsaal erfolgreich war. Die vorliegende CD beschäftigt sich aber nicht mit diesem Bereich seines Schaffens, sondern stellt O'Neill als Kammermusikkomponisten vor. Bei den eingespielten Werken handelt es sich beinahe ausschließlich um frühe Arbeiten, die O'Neill während oder kurz nach seiner Studienzeit komponierte. In den 1890er Jahren war er Mitglied der sogenannten Frankfurt Group gewesen, eines Freundeskreises von fünf englischsprachigen Komponisten, die ihre Ausbildung an Dr. Hoch's Konservatorium in Frankfurt am Main absolvierten (die anderen waren die Engländer Balfour Gardiner, Roger Quilter und Cyril Scott, sowie der Australier Percy Grainger).
Frankfurter Tradition
Die drei mehrsätzigen Kammermusikwerke – ein Klaviertrio, eine Violoncellosonate und eine viersätzige Suite für Violine und Klavier, die aber kaum weniger eine Sonate darstellt als die anderen beiden Stücke – verleugnen keineswegs ihre Wurzeln in der deutschen Tradition, die O'Neill in Frankfurt bei dem Brahms-Adepten Iwan Knorr vermittelt bekam. Die einzelnen Sätze sind streng nach den bewährten Modellen der Sonaten-, Lied- und Variationsform aufgebaut. Man hört, dass der junge O'Neill seinen Kontrapunkt beherrscht und das musikalische Material geschickt auf die verwendeten Instrumente zu verteilen versteht. Die Musik ist solide nach allen am Konservatorium hochgehaltenen Regeln der Kunst gestaltet, hat, kurzum, „Hand und Fuß“, und stellt ihrem Autor ein gutes Zeugnis aus. Persönliche Züge lassen sich vor allem anhand einiger klanglicher und harmonischer Details ausmachen. So nutzt O'Neill mehrfach die Höhen und Tiefen des Klaviers effektvoll aus und gelangt an bestimmten Stellen, etwa in der Durchführung des Kopfsatzes des Klaviertrios, zu Harmonien, die verraten, dass der junge Komponist durchaus neugierig darauf ist, zeitgenössische Musik abseits der Brahms-Tradition zu erkunden. Den stärksten Eindruck hinterlassen unter diesen Frühwerken die stimmungsvollen Mittelsätze des Trios und der Suite.
Eine originelle Miniatur
Ergänzt werden die Jugendwerke durch ein dreiminütiges Soliloquy für Kontrabass mit Klavierbegleitung von 1926, zweifellos das originellste Stück des Albums und eine echte Bereicherung der Kontrabass-Literatur. Es ist kein Dialog zwischen Kontrabass und Klavier. Das Klavier stellt gewissermaßen die Landschaft (oder die Bühne) dar, vor welcher das Streichinstrument ein versonnenes Selbstgespräch führt, ohne eigentlich auf die Umgebung zu reagieren. Harmonisch ist das Stück vom französischen Impressionismus nicht unbeeinflusst geblieben.
Die Aufführungen durch das Ensemble Color (Sarah Hiller, Klavier, und Florian Streich, Violoncello), ergänzt durch Fabian Rieser, Violine, und Fátima Agüero Vacas, Kontrabass, verraten ein liebevolles Studium der dargebotenen Musik und sind durchweg geeignet, von O'Neills Kammermusikwerken ein vorteilhaftes Bild zu vermitteln.
Norbert Florian Schuck [09.06.2023]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Norman O'Neill | ||
1 | Klaviertrio a-Moll op. 7 | 00:22:45 |
5 | Soliloquy für Kontrabass und Klavier | 00:02:59 |
6 | Sonate a-Moll für Violoncello und Klavier | 00:15:05 |
9 | Suite h-Moll für Violine und Klavier | 00:19:40 |
Interpreten der Einspielung
- Florian Streich (Violoncello)
- Sarah Hiller (Klavier)
- Fabian Rieser (Violine)
- Fátima Agüero Vacas (Kontrabass)