Warum toben Völker
Psalmen im Dialog mit Musik von Ernst Bloch
arcantus arc 24049
1 CD • 53min • 2023
03.11.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
„Warum toben Völker“, die erste Zeile aus dem Psalm 2 spricht alle Menschen an, die Frieden suchen, und sie gibt das Motto vor für ein Gemeinschaftsprojekt von Annette Schavan und Julius Berger. Im Mittelpunkt steht neben ausgewählten Psalmen aus der hebräischen Bibel Musik des Komponisten Ernest Bloch (1880 – 1959), dessen Tonsprache jüdische Quellen mit der europäischen Kunstmusik zusammen führt. Annette Schavan trägt zehn Psalmen mit klarer, ernster Stimme und ganz ohne aufgesetztes Pathos vor, der Cellist Julius Berger und das Duo GRAD, das aus dem Vibraphonisten Andrei Pushkarev und dem Marimba-Spieler Pavel Beliaev besteht, spielen in eigenen Bearbeitungen Ausschnitte aus Werken Blochs.
Einheit von Musik und Sprache
Dabei steht entweder der Text im Vordergrund, begleitet von den drei Instrumentalisten, oder man hört den Cellisten, der mit den Schlagzeugern ein perfektes Trio bildet. Dass vor allem jüdisch geprägte Musik erklingt, versteht sich von der Thematik her von selbst. Mehrere Ausschnitte stammen aus Blochs Zyklus Jewish Life von 1924, vertreten sind auch Sätze aus der Suite von 1919, die eigentlich für Bratsche und Klavier gedacht war. Diese Musikbeiträge werden getragen von der ausdrucksstark singenden Cellostimme, die durch alle Klangregister wandert und damit den Text der Psalmen gleichsam deutet und verstärkt. Die typisch jüdische Melodik, die unter anderem charakterisiert ist durch fallende übermäßige Sekunden, fügt sich genuin der menschlichen Stimme zu.
Eindrucksvolle Melodik
Von besonders starker Wirkung sind Eingang und Schluss: Julius Berger gestaltet die Méditation Hébraïque und den Satz „Nigun“ aus Baal Shem mit großer Intensität und überlegener Technik, während seine beiden Partner ihn feinfühlig begleiten. So wird deutlich, dass die Psalmen eigentlich auf dem Boden des Gesanges, der Musik erwachsen sind.
Gelungenes Beiheft
Das opulente Booklet wird bereichert durch Fotos aus der sinnvoll gewählten Spielstätte, der Berliner Gedenkkirche „Maria Regina Martyrum“. In deutscher und englischer Sprache wird nicht nur das künstlerisch-religiöse Vorhaben kommentiert, sondern auch die rezitierten Psalm-Texte werden abgedruckt.
Prof. Klaus Trapp [03.11.2024]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ernest Bloch | ||
1 | Méditation hébraïque | 00:06:44 |
2 | Suite (1919: I Lento) | 00:08:36 |
3 | SuiteSuite (1919: III Lento) | 00:06:34 |
4 | Jewish Song (aus From Jewish Life - Drei Skizzen für Violoncello und Klavier) | 00:03:41 |
5 | Supplication (aus From Jewish Life - Drei Skizzen für Violoncello und Klavier) | 00:04:25 |
6 | Voice in the Wilderness (1. Moderato) | 00:05:35 |
7 | Prayer (aus From Jewish Life - Drei Skizzen für Violoncello und Klavier) | 00:07:58 |
8 | Psalm 150 (Lobet Gott in seinem Heiligtum) | 00:01:17 |
9 | Nigun (aus Baal Shem für Violine, Klarinette und Streicher (Suite)) | 00:07:52 |
Interpreten der Einspielung
- Annette Schavan (Rezitation)
- Julius Berger (Violoncello)
- GRAD Percussion Duo (Schlagzeug)