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Besprechung CD

Liszt: Musik für Klavier und Orchester Vol. 2

Hyperion CDA67403/4

3 CD • 2h 38min • 1997, 1998

01.10.1999

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 6
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Mit dem Klavierkonzert in A-Dur und dem Totentanz, aber natürlich auch mit der Ungarischen Fantasie trifft Leslie Howard im Zuge seiner Liszt-Gesamtaufnahme auf stärkste pianistische Konkurrenz in einer reich bestückten CD-Auswahl. Hier freilich geht es nicht um brillant aufgeputzte Sonderleistungen, sondern um die verantwortungsvolle Bereitstellung von zuverlässig redigierten Materialien. Und natürlich um die vollständige Erfassung des Lisztschen Konzertkatalogs. So ist es keine Überraschung, wenn diese zweite Folge Liszt – Musik für Klavier und Orchester dem durchaus ambitionierten Leipziger Projekt mit Michel Béroff schon von der Konzeption her überlegen ist. Aber Leslie Howard macht auch als Interpret der bekannten Werke keine schlechte Figur, spielt das A-Dur-Konzert mit Muße in die Breite. Ein Liszt-Spiel, hinter dessen akustischer Vorderseite man stets das Bemühen verspürt, wie sehr dem Klavierwissenschaftler daran gelegen ist, den Hörer auf die unbekannteren Kapitel der monumentalen Liszt-Geschichte einzustimmen. Und hier enthält diese Kassette neben halbwegs bekannten Raritäten auch Staunenswertes. So etwa eine De Profundis-Fassung (1834/35), die auf Jay Rosenblatts Manuskriptrecherchen beruht und von Howard am Ende – nämlich mit sechs Takten – ergänzt bzw. vollendet wurde. Dieser kapitale (WD: 36'!) instrumentale Psaume pour Orchestre et piano principal muß zu den bedeutenderen Werken Liszts gerechnet werden.

Neu im Katalog sind auch die von Eduard Reuss und Liszt gemeinsam angefertigte Version des Concerto pathétique und Webers Konzertstück mit Liszts Bearbeitung des Soloparts. In der von Busoni 1919 herausgegebenen Version des Totentanzes stellt Howard am Ende eine frühere Variante der siebenten Variation zur Diskussion. Und schließlich hat er sich auch noch die Mühe gemacht, die von Sophie Menter erdachten, höchstwahrscheinlich in Zusammenarbeit mit Liszt verfaßten, von Tschaikowsky orchestrierten Ungarischen Zigeunerweisen einzuspielen. Der akribische Hörvergleich mit Cyprien Katsaris' EMI-Einspielung zeigt eine Reihe von instrumentalen Differenzen, die sicher auf unterschiedliche Lesarten und Quellenmaterialien zurückzuführen sind. Katsaris hatte für die beschleunigte Finalentwicklung mehr Atem und Spurtkraft; Howard wirkt hier ähnlich bemüht wie in den rasanten Passagen der Ungarischen Fantasie. Seine Leistung im Sinne einer gründlichen Liszt-Würdigung wird dadurch jedoch nicht geschmälert. Zufriedenstellend ist die Arbeit der Budapester Sinfoniker. Einmal mehr erweist sich Rickenbacher als ein Mann von hoher Raritätenkompetenz.

Peter Cossé † [01.10.1999]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Liszt
1Konzert Nr. 2 A-Dur S 125 für Klavier und Orchester
2De profundis S 691 für Klavier und Orchester (Instrumentaler Psalm)
3Concerto pathétique e-Moll S 365a (Fassung für Klavier und Orchester)
4Totentanz S 652 für 4 Klaviere
5Fantasie über ungarische Volksmelodien S 123 für Klavier und Orchester
Franz Schubert
6Wandererfantasie (Bearb. für Klavier und Orchester)
Carl Maria von Weber
7Konzertstück f-Moll op. 79
Sophie Menter
8Ungarische Zigeunerweisen (Konzert im ungarischen Stil)

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