
Actes Sud AT 34103
3 CD • 2h 37min • 1999
01.01.2001
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
So erfreulich diese Ersteinspielung von Pietro Mascagnis bedeutendster Oper ist, die er auch selbst für sein opus summum hielt, so bedauerlich ist es, daß nicht die vieraktige Originalfassung (Uraufführung: Mailänder Scala 1913) aufgenommen wurde, sondern die dreiaktige. Schon ab der zweiten Aufführung hatte Mascagni den zwar dramaturgisch entbehrlichen, aber musikalisch höchst wertvollen vierten Akt gestrichen, um dem Vorwurf der Überlänge eines "italienischen Tristan" zu entgehen. Mit Wagner hat dieses Werk tatsächlich einiges zu tun, insbesondere die von Mascagni entwickelte thematische Struktur erinnert an die Leitmotivtechnik des deutschen Komponisten. In der blutrünstigen Geschichte von der schönen Parisina d'Este und ihrem Liebhaber Ugo gelang dem Textdichter Gabriele d'Annunzio noch eine Steigerung der ähnlich verlaufenden Liebestragödie Francesca da Riminis, und damit eine ausschließlich von Gewalttätigkeit und erotischer Leidenschaft dominierte Handlung. Sie bot Mascagni die Möglichkeit, jene nach "Sperma und Kaffee" riechende Musik zu schreiben, die ihm vorschwebte. Um dieses morbid-dekadente Kolorit der Oper herauszuarbeiten, hätte es allerdings eines Dirigenten bedurft, der entschiedener als Enrique Diemecke die Kontraste schärft, die Akzente pointiert und die glühenden Farben aufpoliert, die Mascagnis Partitur auszeichnen. Die vokale Bilanz dieses Livemitschnitts ist gut, wenn auch nicht überragend. Denia Mazzola muß ihren lirico-spinto-Sopran bis an und über die Grenzen ihrer dynamischen Reichweite führen; einige grell-schrille Klänge bei hohen forte-Tönen kann sie nicht vermeiden. Ähnliches gilt für Vitali Taraschenko, der ebenfalls in heroisch-dramatischen Passagen mitunter überfordert wirkt, sich aber insgesamt sehr respektabel in dieser überaus heiklen, hochliegenden Partie schlägt. Neben diesen beiden ganz im Vordergrund stehenden Protagonisten behaupten sich Laura Briolis warm getönter Mezzo und Vladimir Vaneevs machtvoll auftrumpfender Baßbariton.
Kurt Malisch † [01.01.2001]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Pietro Mascagni | ||
1 | Parisina (1913) |
Interpreten der Einspielung
- Denia Mazzola (Sopran)
- Tea Demurishvili (Mezzosopran)
- Laura Brioli (Mezzosopran)
- Vitali Taraschenko (Tenor)
- Vladimir Vaneev (Bariton)
- Valery Ivanov (Baß)
- Choeur de la Radio lettone (Chor)
- Orchestre Philharmonique de Montpellier Languedoc-Roussillon (Orchester)
- Enrique Diemecke (Dirigent)