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Aribert Reimann

dt. Komponist

Biographie

Der deutsche Komponist und Pianist Aribert Reimann wurde am 4. März 1936 in Berlin in ein von Musik geprägtes Elternhaus geboren. Sein Vater war Kirchenmusiker, seine Mutter eine namhafte Altistin und Gesangspädagogin. Als Zehnjähriger komponierte Reimann bereits erste Klavierlieder. Musiktheater und Lied wurden zu den Keimzellen für Reimanns künstlerisches Schaffen. Seine Arbeit als Opernkomponist begann er 1965 mit Ein Traumspiel nach dem gleichlautenden Schauspiel von August Strindberg. 1971 folgte bei den Schwetzinger Festspielen Melusine nach einem Text Yvan Golls. Mit der Oper Lear (1978, Bayerische Staatsoper) überzeugte er sowohl Fachleute als auch ein breites Publikum durch seinen charakteristischen Personalstil – das Werk erlebte über 30 Produktionen weltweit. Mit Das Schloss nach dem berühmten Text Franz Kafkas verwirklichte Reimann von 1990 bis 1992 ein weiteres Opernprojekt nach einer Literaturvorlage: Die kammermusikalisch fragile Musiktextur spiegelt die alptraumhaft-labyrinthische Atmosphäre des Textes. Auch für seine Oper Bernarda Albas Haus greift Reimann auf einen Text aus dem Kanon der Weltliteratur zurück. Seine intensive Auseinandersetzung mit Federico García Lorcas letztem Schauspiel wurde 2000 ebenfalls in München uraufgeführt. Mit Medea schließlich steht gut 30 Jahre nach dem Erfolg mit Lear der ferne, weibliche Gegenentwurf zu jenem König auf der Bühne. Neben den Opern und Liedkompositionen auf Texte unter anderem Paul Celans und James Joyces schuf Reimann rund 40 Werke absoluter Musik, zahlreiche Kammermusikstücke und Orchesterwerke, wie beispielsweise die Miniaturen für Streichquartett (2004/2005), die beiden Klavierkonzerte (1961 und 1972), Sieben Fragmente für Orchester (1988) oder das Orchesterwerk Zeit-Inseln (2004). Das dem zeitgenössischen Klarinettisten und Komponisten Jörg Widmann gewidmete Werk Cantus für Klarinette und Orchester wurde am 13. Januar 2006 im großen Sendesaal des WDR in Köln uraufgeführt. Inspiriert wurde Reimann zu diesem Werk durch die Kompositionen für Klarinette von Claude Debussy. Reimann wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland sowie mit dem Verdienstorden des Landes Berlin. 2011 wurde ihm der Ernst von Siemens Musikpreis für sein Lebenswerk zugesprochen. Auf Einladung von Walter Fink war er 1997 der siebte Komponist im jährlichen Komponistenporträt des Rheingau Musik Festival. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Tabellarische Biographie

4.3.1936geboren in Berlin in eine musikalische Familie: der Vater war Organist, die Mutter Sängerin und Gesangspädagogin.
1955Nach dem Abitur studierte Reimann an der Berliner Musikhochschule Komposition bei Boris blacher und Ernst Pepping sowie Klavier bei Otto Rausch.
1957Auftritte als Pinist und Liedbegleiter
1958Studium der Musikwissenchaft in Wien.
1959UA des Balletts "Stoffreste" nach einem Libretto von Günter Grass an den Städtischen Bühnen Essen.
1965UA von Ein Traumspiegel nach einem Text von August Strindberg in Kiel.
1971UA von Melusine bei den Schwetzinger Festpielen (nach dem Schauspiel von Ivan Goll).
1978UA von Lear an der Bayerischen Staatsoper.
1984UA in Berlin von Die Gespenstersonate (nach August Strindberg).
1986UA von Troades (nach Eiuripides in der Fassung von Franz Werfel). Auszeichnung mit dem Prix de composition musicale de la Fondation Prince Pierre de Monaco.
1991Auszeichnung mit dem Frankfurter Musikpreis.
1992UA von Das Schloss (nach Franz Kafkas Roman).
2000UA von Bernarda Albas Haus (nach Federico Garcia Lorca) an der Bayerischen Staatsoper.
2010UA in Wien von Medea (nach Franz Grillparzer) als Auftragswerk der Wiener Staatsoper.
2011Auszeichnung mit dem Siemens Musikpreis.
2014Staatsoper Hamburg zeigt Reimanns Lear mit Bo Skovhus in der Titelrolle.
2016Aribert Reimann feierte am 4. März seinen 80. Geburtstag. Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin würdigte den bedeutenden Berliner Komponisten mit gleich drei Konzerten: einem Kammerkonzert in der Villa Elisabeth am Geburtstag selbst in Anwesenheit des Jubilars und zwei Symphoniekonzerten am 12. und 13. März in der Philharmonie mit DSO-Chefdirigent Tugan Sokhiev und Sopranistin Claudia Barainsky.
2017Berliner Erstaufführung von Reimanns Medea am 21. Mai an der Komischen Oper Berlin, Inszenierung: Benedict Andrews.
2019Premiere von Medea am 23. März 2019 am Aalto theater Essen mit einer persönlichen Einführung durch dem Komponisten. Aribert Reimann ist in der Saison 2019/2020 Capell-Compositeur der Sächsischen Staatskapelle Dresden.
2021Am 21. Mai (Premiere) und 23. Mai (Premiere +) bringt der österreichi­sche Drehbuchautor und Regisseur Julian Pölsler die Kammeroper Die Gespenster­sonate von Aribert Reimann nach dem gleichnamigen Schauspiel von August Strindberg auf die Bühne des Großen Hauses des Theaters Lübeck. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Andreas Wolf.
2023Anlässlich der in dieser Spielzeit in Spielstätte Semper Zwei zur Premiere gebrachten Neuproduktion Die Gespenstersonate findet am Freitag, 21. April 2023 von 10 bis 17.15 Uhr eine Tagung zu Ehren des Komponisten Aribert Reimann statt. Die Teilnahme an der Veranstaltung im Kleinen Saal der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden ist kostenlos. Durchgeführt wird das Symposium »Ein Tag für Aribert Reimann« von der Semperoper Dresden gemeinsam mit der Hochschule für Musik im Rahmen der 31. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik / HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste. Neben Vorträgen von Musikexperten aus Dresden, München und Paris sowie musikalischen Beiträgen der Hochschule und der Sächsischen Staatskapelle Dresden werden die Dresdner Professoren Dr. Jörn Peter Hiekel und Ekkehard Klemm gemeinsam mit Aribert Reimann im Gespräch seinen Weg als Opernkomponisten nachzeichnen.
2024Aribert Reimann ist mit dem von der GEMA 2009 gegründeten Deutschen Musikautorenpreis füer sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Seit letztem Jahr ist der Preis in "Deutscher Musikautor*innenpreis" umbenannt worden. Es war am 8. Februar sein letzter öffentlicher Auftritt. Am 10. Februar feierte Reimanns Lear an der Staatsope Hannover Premiere. Die Probenarbeit hat der Komponist noch begleitet. Er starb am 13. März 2024 im Alter von 88 Jahren. Am 21. März steht die letzte Vorstellung von Lear auf dem Programm, die dem Komponisten gewidmen wird.

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