Die Karriere des russisch-österreichischen Stardirigenten Kirill Petrenko war eigentlich vorgezeichnet, aber wie steil und erfolgreich diese tatsächlich werden würde, war freilich nicht vorauszusehen. Geboren wurde Petrenko am 11. Februar 1972 in Omsk, einer Stadt in Sibirien, die, wie er sagt, „von Waffenindustrie und Petrochemie lebte“. Sein Vater war Konzertmeister, seine Mutter Dramaturgin. Seine große Begabung konnte er bereits als Elfjähriger beweisen, als er in seiner Heimatstadt mit dem Sinfonieorchester von Omsk sein Debüt als Pianist gab. 1990 siedelte die Familie nach Österreich um, als sein Vater eine neue Stelle im Symphonieorchester Vorarlberg antrat. Inzwischen besitzt Petrenko die österreichische Staatsbürgerschaft. Er studierte am Landeskonservatorium Vorarlberg in Feldkirch Musik und schloss dort seine Klavierausbildung mit Auszeichnung ab. Das Studium setzte er dann an der Musikuniversität in Wien bei Uroš Lajovic fort und nahm desweiteren an Meisterkursen bei Peter Gülke, Chung Myung-Whun, Edward Downes, Péter Eötvös und Semyon Byshkow teil. 1995 gab er in Vorarlberg sein Debüt als Operndirigent. Von 1997 bis 1999 war Petrenko an der Volksoper Wien als Korrepetitor und Kapellmeister engagiert, dann erhielt er das Angebot vom Meininger Theater, die Leitung der Meininger Hofkapelle als Generalmusikdirektor zu übernehmen, die er bis 2002 innehatte. 2001 dirigierte er dabei an vier aufeinanderfolgenden Abenden Wagners Der Ring des Nibelungen in einer Inszenierung von Christine Mielitz. Petrenko hatte sich da bereits einen Namen gemacht, und so erfolgten konsequent Debüts an großen europäischen Opernhäusern (Wiener Staatsoper, Royal Opera House Covent Garden, Opéra National de Paris, Liceu Barcelona, Bayerische Staatsoper, Oper Frankfurt, Sächsische Staatsoper Dresden) sowie beim Maggio Musicale Fiorentino und an der New Yorker Met. 2002 erfolgte der Ruf als Generalmusikdirektor an die Komische Oper Berlin, die er bis 2007 leitete. In dieser Zeit wurde er von der Zeitschrift Opernwelt nach Pierre Boulez auf den 2. Platz als „Dirigent des Jahres“ gewählt, 2007, 2009, 2014, 2015 und 2020 erhielt er diese Auszeichnung zu wiederholten Malen – allerdings auf Platz 1. Nach 2007 übernahm Petrenko zahlreiche Dirigate nicht nur von Operninszenierungen an verschiedenen Opernhäusern in Europa, sondern war auch als Gastdirigent bei den großen Orchestern gefragt, so bei den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouw-Orchester, dem Cleveland Orchestra, dem Bayerischen Staatsorchester, dem London Philharmonic Orchestra, dem Israel Philharmonic Orchestra, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, den Hamburger Philharmonikern, dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester, dem WDR Rundfunkorchester Köln, dem NDR Sinfonieorchester Hamburg, dem Radio-Symphonieorchester Wien und den Wiener Symphonikern. Zur Spielzeit 2013/2014 wurde Petrenko zum Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper berufen, die er bis zum Ende der Saison 2019/202 leitete. 2013 wurde er außerdem zu den Bayreuther Festspielen eingeladen und dirigierte dort 2013, 2014 und 2015 jeweils den Ring des Nibelungen. Am 22. Juni 2015 war von den Berliner Philharmonikern zum Nachfolger von Sir Simon Rattle gewählt worden. Seit 19. August 2019 ist Kyrill Petrenko nun Chefdirigent und Künstlerischer Leiter eines der bedeutendsten und traditionsreichsten Orchester der Welt.
Tabellarische Biographie
1972 | geboren im westsibirischen Omsk als Sohn Orchestermusikers und einer TV-Ansagerin. |
1990 | Emigration mit der Familie aus der Sowjetunion und Übersiedelung nach Vorarlberg, wo der Vater ein Engagement als Orchestermusiker erhält. |
1995 | Operndebüt mit Brittens We Make An Opera in Vorarlberg. |
1997-1999 | Kapellmeister an der Wiener Volksoper. |
1999-2002 | GMD am Meininger Theater. Dort Debüt mit Lady Macbeth von Mzensk. Internationale Resonanz erhielt seine Ring-Produktion, die an vier auf einander folgenden Abenden gezeigt wurde (Regie: Christine Mielitz, Bühnenbild: Alfred Hrdlicka). Weitere Opern in Meiningen waren Der Rosenkavalier, Rigoletto, Die verkaufte Braut, La Traviata und Peter Grimes. |
ab 2002/2003 | Mit Beginn der Saison 2002/2003 ist Kirill Petrenko GMD an der Komischen Oper Berlin. Hier hat er neben zahlreichen Repertoire-Vorstellungen Premieren von Die Entführung aus dem Serail, Don Giovanni, Peter Grimes, Jenufa und Die Hochzeit des Figaro einstudiert. |
2006 | Am 09. Februar 2006 Debüt bei den Berliner Philharmonikern mit Rachmaninoffs zweiter Sinfonie und dem zweiten Violinkonzert von Bela Bartók (Solist: Christian Tetzlaff). Wiederholungskonzerte am 10. und 11. Februar. |
2007 | Ende des Vertrages als GMD der Komischen Oper Berlin. Seither freier Dirigent. |
2008 | Im Juli (10. und 11.) Dirigat beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit Vadim Repin als Solist in einem Programm mit sinfonischen Tanzen von Turina, Rachmaninoff und der Symphonie espagnole von Lalo. |
2010 | Berufung a, 7. Okt. 2010 zum GMD an die Bayerischen Staatsoper ab 1. Sept. 2013, zunächst für die Dauer von 5 Jahren, als Nachfolger von Kent Nagano, der seinen Vertrag nicht über 2013 hinaus verlängern wollte. |
2011 | Dirigat einer Tosca-Aufführungsserie an der Bayerischen Staatsoper. |
2013 | Dirigent des neuen Bayereuter Ring zum 200. Geburtstag von Richard Wagner. Mit Beginn der Spielzeit 2013/14 GMD an der Bayerischen Staatsoper. Als erste Produktion leitet Petrenko eine Neuproduktion von Die Frau ohne Schatten, als zweites Puccinis Tosca. |
2014 | Ring-Dirigat in Bayreuth. Gastdirigat nach vierjähriger Pause an der Wiener Staatsoper (Der Rosenkavalier). |
2015 | Am 21. Juni wählen die Berliner Philharmoniker Petrenko zu ihrem neuen Chefdirigenten und Nachfolger von Sir Simon Rattle ab 2018. Ring-Dirigat bei den Bayreuther Festspielen. |
2016 | Am 2. April (15.30 Uhr) und 3. April (11.00 Uhr) steht der Münchner GMD Kirill Petrenko erstmals am Pult der Wiener Philharmoniker im Großen Saal des Musikverein. Er dirigiert Mendelssohns Symphonie Nr. 3 in e-Moll op. 56 ("Schottische") und nach der Pause Gustav Mahlers Lied von der Erde mit Elisabeth Kulman (Mezzosopran) und Robert Dean Smith (Tenor). Das Bayerische Staatsorchester und Kirill Petrenko gehen vom 5. bis 21. September aiuf Tournee mit Konzerten in Mailand, Luzern, Dortmund, Bonn, Paris, Luxemburg, Berlin, Wien und Frankfurt. |
2017 | Am Nationaltheater dirigiert Petrenko die Opern Tannhäuser Lady Macbeth von Mzensk und die Puccini-Opern Il tabarro, Suor Angelica und Gianni Schicchi. |
2018 | Im März dirigiert Kirill Petrenko eine Serie von Wagners Bühnenweihfestspiel Parsifalmit Nina Stemme (Kundry), Burkhard Fritz (Parsifal), René Pape (Gurnemanz) und Michael Nagy (Amfortas). Die Inszenierung von Pierre Audi entstand 2018 in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler Georg Baselitz, der das Bühnenbild gestaltete. |
2019 | Erstmals dirigiert Kirill Petrenko die beiden "Oper-für-alle"-Veranstaltungen: am 6. Juli die Salome, mit der die Münchner Opernfestspiele eröffnet werden und am 20. Juli ein Konzert mit Broadway-Musical-Melodien mit Golda Schultz und Thomas Hampson als Solisten. Am 23. und 24. August tritt Kirill Petrenko im Rahmen der Saisoneröffnungskonzerte sein Amt als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker an. Das traditionelle Konzert zur Saisoneröffnung am 23. August wird in diesem Jahr um ein Open-Air-Konzert am 24. August vor dem Brandenburger Tor ergänzt. |