Der mexikanische Tenor Francisco Araiza gehört zu den herausragenden Sängern der „Karajan-Ära“ in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine internationale Kariere kam mit dem Engagement als Tamino durch Herbert von Karajan für die Einspielung von Mozarts Oper Die Zauberflöte 1980 sowie zu den Salzburger Festspielen so richtig in Fahrt. Zuvor hatte er allerdings auch schon bei den Festspielen in Aix-en-Provence und bei den Bayreuther Festspielen erfolgreiche Debüts gegeben. Araiza wurde am 4. Oktober 1950 in Mexiko-Stadt geboren. Er studierte Gesang am dortigen Conservatorio Nacional de Música, nachdem er ein Studium der Betriebswirtschaft abgeschlossen hatte. Sein Operndebüt gab er bereits mit zwanzig Jahren als Joaquino in Ludwig van Beethovens Fidelio an der Oper von Mexico City. 1974 war Araiza Preisträger beim ARD-Wettbewerb in München und wurde als der „geborene Mozart-Tenor“ gefeiert. Es folgte die Verpflichtung an das Badische Staatstheater Karlsruhe, 1977 wechselte Araiza als festes Ensemblemitglied an das Opernhaus Zürich. Bald wurde er auch von anderen bedeutenden Opernhäusern wie der Bayerischen Staatsoper München, der Staatsoper Wien, dem Royal Opera House Covent Garden oder der Metropolitan Opera New York eingeladen und sang unter den führenden Dirigenten seiner Zeit, angefangen von Karl Böhm, Carlos Kleiber, Karl Richter, Carlo Maria Giulini über Colin Davis, Neville Marriner, James Levine, Claudio Abbado, Riccardo Muti, Seiji Ozawa, Giuseppe Patane, Wolfgang Sawallisch, Nikolaus Harnoncourt bis zu Franz Welser-Möst und Daniel Barenboim. Seine Engagements brachten auch die Zusammenarbeit mit den bedeutenden Regisseuren seiner Zeit mit sich wie Jean-Pierre Ponnelle, Harry Kupfer, August Everding, Otto Schenk, Götz Friedrich, Giorgio Strehler, Franco Zeffirelli oder Roman Polański. 1988 wurde Araiza zum Kammersänger der Wiener Staatsoper ernannt und erhielt im Laufe seiner Sängerkarriere noch zahlreiche weitere Auszeichnungen, u.a. den Deutschen Schallplattenpreis, die Mozart-Medaille der Universität Mexiko, den Mario del Monaco-Preis sowie die Ehrendoktorwürde der Morelia Universidad Michoacana San Nicolas de Hidalgo Mexiko. Francisco Araiza ersang sich aber nicht nur als Mozart- und Rossini-Tenor einen Spitzenplatz in der damaligen Sängerelite, sondern war auch als Liedersänger gleichermaßen geschätzt bis er schließlich sein eigenes, eigentliches Ziel erreichte, 1990 in Venedig als Lohengrin debütierte und von da an auch als Wagner-Sänger gleichermaßen Erfolge feiern konnte. Seine Gesangskunst ist bestens dokumentiert: Über hundert Einspielungen auf CD und DVD hat Francisco Araiza vorzuweisen. Ab Ende der 1990er Jahre zog er sich vom aktiven Gesang allmählich zurück und betätigte sich zunehmend als Gesangslehrer, gab Meisterklassen und wurde gerne als Juror zu Gesangswettbewerben berufen. Von 2003 bis 2016 hatte er eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart inne. Anlässlich seines 40jährigen Bühnenjubiläums wurde Francisco Araiza 2011 vom Instituto de Bellas Artes y Literatura y la Compania Nacional de Opera in Mexiko-Stadt mit der Goldmedaille der schönen Künste geehrt. Und anlässlich seines 70. Geburtstages am 4. Oktober 2020 darf man ihm von Herzen weiterhin alles Gute wünschen und ihm mit größtem Respekt zu seiner künstlerischen Lebensleistung gratulieren.