Am 1. Oktober 1903 wurde in Kiew einer der größten Pianisten des 20. Jahrhunderts geboren: Vladimir Horowitz. Sein Vater war Elektroingenieur, seine Mutter ausgebildete Pianistin und von ihr erhielt er den ersten Unterricht. Seine Ausbildung am Konservatorium seiner Heimatstadt beendete er mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen 1920 und konzertiert anschließend mehrere Jahre in allen Teilen der damaligen Sowjetunion. 1925 verläßt er die UdSSR und gibt erste Konzerte in Deutschland, die er selbst organisieren muss, da er hierzulande und auch in anderen europäischen Metropolen noch völlig unbekannt ist. Doch der Erfolg kommt schnell und 1928 debütiert er in den USA unter der Leitung von Sir Thoma Beecham. Auch seine erste Schallplatte entsteht in diesem Jahr. Nach mehrjährigem Aufenthalt in Paris übersiedelt er 1939 endgültig in die USA. Seine aufreibende Konzerttägtigkeit wird immer wieder von Phasen des Rückzugs unterbrochen, so auch ab 1953, wo er sich vom Konzertleben für 12 Jahr zurückzieht. Ab 1965 tritt er auch wieder öffentlich auf, doch wer ihn im Konzert erleben will muss in den nächsten 15 Jahren dafür nach New York reisen. Ab 1980 ist er dann wieder bereit, in Paris, London oder Mailand aufzutreten, vom Publikum frenetisch gefeiert. Sogar die alte Heimat besucht er 1986 und gibt Konzerte im damaligen Leningrad und in Moskau. Das musikbegeisterte Publikum in Japan hat Gelegenheit, den gefeierten Pianisten auf einer Tournee zu erleben, wenige Jahre vor seinem Tod. Vladimir Horowitz starb am 5. November 1989 in New York. Sein künstlerisches Vermächtnis ist auf zahlreichen Tonträgern und DVDs verfügbar und gehört für Klavierenthusiasten zu den Referenz-Aufnahmen.
Tabellarische Biographie
1.10.1903 | geboren in Kiew (damals Sowjetunion) als Sohn eines Elektroingenieurs und einer Pianistin. Erster Klavierunterricht ab dem sechsten Lebensjahr bei der Mutter, einer ausgebildeten Pianistin. |
1918 | Unterricht am Konservatorium vom Kiev ursprünglich mit der Absicht, Komponist zu werden. |
1920 | Alexander Scriabin ermutigt ihn, Pianist zu werden. Erstes öffentliches Konzert in Charkow. Im gleichen Jahr verlässt er das Konservatorium, wo er vielfach mit Preisen ausgezeichnet wurde. Debütkonzerte in Moskau und Petersburg folgen. |
1921-1925 | Konzerte in der ganzen Sowjetunion, vielfach mit dem Geiger Nathan Milstein, mit dem er künstlerisch und freundschaftlich verbunden ist, aber auch Solokonzerte. Allein in Leningrad ist er bereits so populär, dass er in einer Saison dort 23 Konzerte gibt. |
1925 | Horowitz verläßt die UdSSR und geht zunächst nach Deutschland. Da ihn niemand kennt, muss er selbst die Konzertäle anmieten. |
1926 | Debüt-Konzert in Berlin (Januar). In Hamburg springt er kurzfristig für einen erkrankten Kollegen ein und feiert einen Triumph mit Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1. Konzerte in Paris und London folgen. |
1928 | Debütkonzert in der Carnagie Hall am 12.1. unter Thomas Beecham, ebenfalls mit Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 in Anwesenheit von Sergej Rachmaninoff, Josef Hofmann und Josef Lhévinne. Die ersten Schallplattenaufnahmen entstehen. |
1929 | Horowitz kehrt nach Europa zurück und lebt in Paris. |
1930 | Willem Mengelberg und Arturo Toscanini laden ihn zu Konzerten ein. |
1933 | Heirat mit Wanda Toscanini, der Tochter des Dirigenten Arturo Toscanini. |
1934-1938 | Rückzug aus dem öffentlichen Konzertleben. |
1939 | Endgültige Übersiedelung in die USA und dort rege Konzerttätigkeit. |
1942 | Horowitz, der sich seit 1940 in New York niedergelassen hatte, erhält die amerikanische Staatsbürgerschaft. |
1949 | Samuel Barber widmet ihmeine Sonate für Klavier, die Horowitz 1949 uraufführt. |
1953 | Zweiter Rückzug aus dem Konzertleben nach einem Konzert am 23. Februar. 12 Jahre lang tritt Horwoitz nicht mehr öffentlich auf. Für seine Plattenfirma CBS geht er allerdings regelmäßig ins Studio. |
1960 | Horowitz gibt Gedenkkonzerte zum 50. Todestag von Alexander Scriabin, für dessen Musik er sich immer stark gemacht hat. |
1965 | Glanzvolles Comeback am 9. Mai 1965 in der Cargegie Hall in New York. Das Publikum bejubelt den Ausnahmepianisten. Tourneen nach London, Paris und Mailand schießen sich an. |
1978 | Im Januar gibt Horowitz ein Jubiläumskonzert aus Anlaß des 50. Jahrestag seines Amerika-Debüts in der Carnegie Hall. Er spielt Rachmaninoffs drittes Klavierkonzert mit den New Yorker Philharmonikern unter der Leitung von Eugene Ormandy. |
1985-1986 | Horowitz gibt Konzerte in seiner alten Heimat, der Sowjetunion und zwar in Moskau und Leningrad. Es folgt eine Japantournee. Der Konzertmitschnitt des Moskauer Konzerts erscheint auf Schallplatte und wird ein Medienereignis. 1986 tritt er zum letzten Mal in Berlin und Hamburg auf, jedes Mal ein überwältigender Erfolg. Seit 1985 ist er von der Deutschen Grammophon unter Vertrag genommen worden, die seine letzten Schallplatten veröffentlicht. |
1987 | Letztes öffentliches Konzert in Wien. |
1989 | Horowitz stirbt am 5.11.1989 in New York. |