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James Levine

US-amer. Dirigent und Pianist

Biographie

Der US-amerikanische Dirigent James Levine war einer der bedeutendsten und künstlerisch einer der prägendsten US-amerikanischen Dirigenten seiner Zeit. Bereits mit 29 Jahren wurde er Chefdirigent der Metropolitan Opera New York. Er leitete die künstlerischen Geschicke des Hauses mehr als 40 Jahre lang und führte dabei das Orchester qualitativ und musikalisch in neue Regionen, so dass es sich auch im symphonischen Bereich mit den namhaftesten Orchestern der Welt messen konnte. Die Jahre unter seiner Leitung gelten bis heute als Glanzzeit der MET. Geboren wurde Levine am 23. Juni 1943 in Cincinnati, Ohio. Er war das älteste von drei Kindern der Eheleute Lawrence, einem wohlhabenden Textilhändler, und Helen Adele, einer Schauspielerin. Seine außergewöhnliche musikalische Begabung zeigte sich schon sehr bald. Mit vier Jahren erhielt er den ersten Klavierunterricht und trat mit zehn Jahren öffentlich als Solist auf: mit dem Cincinnati Symphony Orchestra interpretierte er das zweite Klavierkonzert von Mendelssohn. Der 1. Geiger des LaSalle String Quartets nahm sich des „Wunderkindes“ an, förderte und unterrichtete ihn in Musiktheorie, Harmonielehre, Kontrapunkt, Partiturstudium und Kammermusik. Mit dreizehn Jahren durfte Levine an den Sommerkursen beim Marlboro Music Festival teilnehmen und besuchte ab 1957 das Aspen Music Festival and School. Nach seinem High School-Abschluss 1961 studierte er noch bis 1964 an der Juilliard New York u.a. Dirigieren bei Jean Morel, der ihn bereits in 1960er Jahren einige Opern an der Met dirigieren ließ. Im Jahr 1970 konnte Levine sein Operndebüt an der Welsh National Opera in Cardiff mit Verdis Aida feiern sowie an der San Franciso Opera mit Puccinis Tosca. Seine Karriere nahm stetig Fahrt auf. 1971 leitete er das Chicago Symphony Orchestra beim Ravinia Festival und wurde 1973 bis 1993 dessen Musikdirektor. 1972 stand er zum ersten Mal am Pult des New York Philharmonic Orchestra und bald auch bei den anderen großen US-amerikanischen Orchestern. Nach dem Tode von George Szell 1970 holte man ihn an die Metropolitan Opera, wo er 1971 mit Tosca sein offizielles glanzvolles Debüt gab. 1972 wurde er dort Chefdirigent und 1976 ernannte man ihn zum Musikdirektor auf Lebenszeit. Während seiner Amtszeit dirigierte Levine allein an der Met circa 2000 Vorstellungen in 75 Opern, darunter auch zahlreiche Ersteinstudierungen und -aufführungen des Orchesters und Uraufführungen. Nach 50 Jahren war unter Levines Leitung 1989 erstmals wieder Wagners Der Ring des Nibelungen an der Met zu hören. Daneben nahm er viele Gastdirigate auch bei führenden europäischen Orchestern wahr, wie dem London Symphony Orchestra, den Berliner Philharmonikern, den Wiener Philharmonikern, er war Gastdirigent bei den Salzburger Festspielen und war in den Jahren 1982 bis 1998 zehnmal Gast bei den Bayreuther Festspielen.1996 war er mit den „3 Tenören“ José Carreras, Plácido Domingo und Luciano Pavarotti auf Welttournee unterwegs. Als blendender Pianist war Levine auch als Liedbegleiter und Kammermusikpartner äußerst gefragt. Nach dem Tod von Sergiu Celibidache übernahm Levine 1999 die Leitung der Münchner Philharmoniker. Mit seinem übervollen Terminplan konnte er allerdings die Erwartungen der Münchner nie wirklich erfüllen. 2004 wechselte er zurück in die USA zum Boston Symphony Orchestra. Ein Sturz 2006 leitete das bevorstehende Ende seiner glänzenden Karriere ein. Heftige Rückenschmerzen und Beschwerden, die zusätzlich durch eine fortschreitende Parkinsonerkrankung hinzukamen, machten es ihm schier unmöglich, seinen dirigentischen Verpflichtungen weiter nachzukommen. 2011 gab Levine schließlich seinen Posten in Boston auf. An der Met leitete er ab 2013 das Orchester vom Rollstuhl aus. Den Weg für einen Nachfolger machte er als Musikdirektor auf Lebenszeit erst 2016 frei, als man ihn zum Ehrendirigenten ernannte. So glanzvoll seine Karriere verlief, so unrühmlich ging sie allerdings letztlich zu Ende. 2017 kamen erste Vorwürfe über jahrzehntelangen sexuellen Missbrauch auf. Gegen das Versprechen, die Karriere zu fördern, soll er sich junge Männer gefügig gemacht haben. Die Met nahm Abstand von ihrem einstigen Star, beendete die Zusammenarbeit und kündigte gar den Vertrag des Ehrendirigenten. Levine verklagte daraufhin die Met wegen Rufschädigung und Vertragsbruchs. Man einigte sich schließlich außergerichtlich. Gerichtlich aufgearbeitet wurden die Vorwürfe nicht, da die zu Last gelegten Taten bereits verjährt waren. Über Art und Umfang der Einigung wurde Stillschweigen vereinbart. Laut New York Times wurde aber mittlerweile durch interne Quellen bekannt, dass Levine während des Verfahrens freundliche jahrelange Korrespondenz mit den Anschuldigenden vorgelegt habe, die die Vorwürfe unglaubwürdig erscheinen lassen. Im Laufe seiner Karriere hat James Levine zahlreiche Preise und Ehrungen erhalten, darunter mehrfache Grammy Awards, den Echo Klassik, die vierfache Ehrendoktorwürde (1976 University of Cincinnati, 1992 Northwestern University, 1992 New England Conservatory of Music, 2000 Juilliard School) u.a., insgesamt von 1976 bis 2012 nahezu jährlich ein bis zwei Preise oder Auszeichnungen. Seit 1972 hat Levine mehr als 200 Tonträgeraufnahmen produziert bei EMI, RCA und DG, darunter auch Gesamtaufnahmen der Sinfonien von Mozart, Schumann und Brahms sowie Wagners Der Ring des Nibelungen. James Levine starb am 9.März 2021 in Palm Springs, Kalifornien.

Tabellarische Biographie

1943geboren in Cincinnati, USA. Studium an der Juilliard School of Music, New York u.a. bei Rudolf Serkin.
1953Debüt als Pianist mit dem Cincinnati Symphony Orchestra.
1964Assistent von George Szell bei Cleveland Orchestra.
1971Met-Debüt in New York mit Tosca.
1973Ernennung zum Principal Guest Conductor an der Met.
1975Music Director und künstlerischer Leiter an der Met, New York.
1970Debüt an der Welsh Opera mit Adia.
1975Debüt an der hamburgischen Staatsoper mit Otello, im gleichen Jahr Debüt bei den Salzburger Festspielen mit Mozarts Zauberflöte.
1982Bayreuth-Debüt mit Parsifal.
1986Ernennung zum Künstlerischen Direktor der New Yorker Met.
1999-2003Chefdirigent der Münchner Philharmoniker und Nachfolger von Sergiu Celibidache.
2004Am Montag den 19. Juli 2004, dirigierte James Levine in der Münchner Philharmonie sein letztes Konzert als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Das Programm war identisch mit demjenigen, das Bruno Walter im Jahr 1911 mir den Münchner Philharmonikern dirigierte: Gustav Mahlers Lied von der Erde (damals als Uraufführung!) und seine zweite Sinfonie. Sowohl in den Mahler-Konzerten als auch eine Woche zuvor bei der konzertanten Aufführung von Parsifal wurde James Levine vom Publikum mit "standing ovations" frenetisch gefeiert. Nach seinen ersten Konzerten 1997 mit den Münchner Philharmonikern war rasch klar, dass James Levine der absolute Wunschkandidat des Orchesters als Nachfolger des 1996 verstorbenen Generalmusikdirektors Sergiu Celibidache war. Im September 1999 begann die Amtszeit des weltweit einzigartigen Pultstars, der mit allen internationalen Klangkörpern der Welt gearbeitet hat, und aus dem europäischen Musikleben schon längst nicht mehr wegzudenken war. Prägend wirkte er vor allem durch sein langjähriges Wirken bei den Bayreuther und Salzburger Festspielen. Mit den Münchner Philharmonikern dirigierte er in der Folge 117 Konzerte in München und 31 Tourneekonzerte und verhalf dem Orchester zu deutlicher internationaler Präsenz, so in den gefeierten Konzerten in der New Yorker Carnegie Hall oder beim renommierten Lucerne Festival. Mit Beginn der Saison 2004/2005 Musikdirektor des Boston Symphony Orchestra. Vertragsverlängerung als Musikdirektor der Met durch Joseph Volpe um weitere vier Jahre bis 2011.
2010/2011Mit Ende der Saison verlässt James Levine das Boston Symphony Orchestra. Er muss sich aufgrund von Rückenproblemen mehreren Operationen unterziehen und pausieren.
2013Nach zwei Jahren Abwesenheit kehrt James Levine am 19. Mai für ein Konzert in die Met zurück, das er im Rollstuhl dirigiert. Mit Standing Ovations feiert ihn das Publium. In der kommenden Saison wird er drei Produktionen an der Met leiten.
2016Im April kündigt der 72-jährige James Levine aufgrund seine schweren Parkinson-Erkrankung den Rücktritt von seinem Posten als Generalmusikdirektor der Met an.
2017Im Dezember distanziert sich die Met von James Levine, der auch nach seiner Pensionierung vielfach an der New Yorker Oper dirigierte. Des geht um Missbrauchsvorwürfe von mehreren Männern, die zum Zeitpunlt des Missbrauchs Jungendliche waren.
2021James Levine stirbt im Alter von 77 Jahren am 9. März 2021 in Palm Springs. Sein musikalisches Vermächtnis ist auf zahlreichen Tonträgern dokumentiert.

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