Am 27. November 2019 feiert die russische Geigerin Viktoria Mullova ihren 60. Geburtstag. Sie zählt zu den bedeutendsten Geigerinnen der Gegenwart, die nicht nur mit ihren Interpretationen in historischer Aufführungspraxis aufhorchen ließ, sondern auch mit Interpretationen von Werken von Miles Davis, Duke Ellington, den Beatles u.a. aus dem Bereich der Popmusik und des Jazz. Geboren wurde Mullova 1959 in Schukow, Oblast (Moskau). Ihre musikalische Ausbildung begann an der Moskauer Zentralschule für Musik, anschließend studierte sie am Moskauer Konservatorium bei Leonid Kogan. Ihren ersten Erfolg erzielte sie als Sechzehnjährige mit dem 1. Preis beim Wieniawski-Wettbewerb in Poznán. 1980 gewann sie den Internationalen Jean Sibelius Violin Wettbewerb in Helsinki und erweckte damit erstmals internationale Aufmerksamkeit. Zwei Jahre später erhielt sie die Goldmedaille beim Tschaikowsky-Wettbewerb. Während einer Konzerttournee in Finnland 1983 nutzte sie die Gelegenheit zur Flucht aus der Sowjetunion und setzte sich mit Hilfe des finnischen Journalisten Jyrki Koulumies nach Schweden ab. Von dort aus gelangte sie mit einem Visum in die USA. Zunächst ließ sie sich in Kanada nieder, kehrte dann aber in die USA zurück, wo sie vor allem durch Schallplattenaufnahmen und Konzerte unter Seiji Ozawa, Riccardo Muti und Lorin Maazel rasch an Berühmtheit gewann. Im Laufe ihrer Solo-Karriere trat sie mit fast allen bedeutenden Orchestern und Dirigenten auf. Mitte der 90er-Jahre gründete sie ihr eigenes Mullova Chamber Ensemble, mit dem sie Konzertreisen u.a. auch durch Italien, Deutschland und die Niederlande unternahm. 1995 wurde sie für ihre Aufnahme der Bach Solo-Partiten für einen Grammy Award nominiert, im gleichen Jahre erhielt sie den Echo Klassik und den Preis der Deutschen Schallplattenkritik für ihre Einspielung des Brahms-Violinkonzerts. Für die Violinkonzerte von Tschaikowsky und Sibelius erhielt sie den Grand Prix du Disque und für die Einspielung der Trios von Brahms (Nr. 1, H-Dur) und Beethoven (Erzherzog-Trio) mit André Previn und Heinrich Schiff den Diapason d'Or. Das älteste ihrer drei Kinder ist der Jazzbassist Misha Mullov-Abbado aus ihrer früheren Beziehung mit dem Dirigenten Claudio Abbado. Verheiratet ist Viktoria Mullova mit dem Cellisten Matthew Barley. Sie spielt eine Stradivari von 1723, für das Repertoire bis zur Frühromantik spielt sie eine mit Darmsaiten bespannte Guadagnini.
Tabellarische Biographie
1959 | geboren in Rußland. Ausgebildet am Moskauer Konservatorium, Schülerin u.a. von Oleg Kagan. |
1980 | Gewinn des Sibelus-Wettbewerbs in Helsinki. |
1982 | Gewinn des Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerbs zusammen mit Sergei Stadler. |
1983 | Über Finnland reist Vikoria Mullova nach Schweden und bittet dort um politisches Asyl. Sie reist weiter nach den USA, wo sie von Maxim Schostakowitsch und Mstislav Rostropowitsch unterstützt wird. Philips schließt einen Exklusivvertrag mit ihr ab die erste CD ist eine Aufnahme der Violinkonzerte von Tschaikowsky und Sibelius mit dem Boston Symphony Orchestra unter Seiji Ozawa. Beginn der internationalen Karriere. |
1994 | Gründung des Mullova Chamber Ensembles und erste Tournee des Ensembles durch Italien. |
1995 | Deutschland- und Holland-Tournee mit dem Mullova Chamber Ensemble. |
1998-2000 | Ausgedehnte Europa-Tournee mit Piotr Anderszewski, Konzerte mit dem Amsterdamer Concertgebouw, dem Züricher Tonhalleorchester, dem Israel Philharmonic Orchestra unter Kurt Masur, dem Orchestra of the Age of Enlightenment unter J.E. Gardiner u.a. |
2000/2001 | Projekt "Through the Looking Glass" mit Musik von Miles Davis, Duke Ellington, The Beatles, Joe Zawinul, arrangiert für Vikoria Mullova von Matthew Barley. Daneben Konzerte mit den Berliner Philharmonikern, dem Los Angeles Philharmonic Orchestra, dem Philharmonia Orchestra London u.v.a. Japan-Tournee mit der Kammerphilharmnie Bremen unter Daniel Harding. |
2003 | Auftritt bei den Londoner "Proms". |