Michael Gielen
Mahler
SWRmusic 93.015
2 CD • 2h 06min • 1998, 1996
18.03.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Zwei Werke, für die der Komponist und Dirigent Michael Gielen der ideale Sachwalter zu sein scheint. Gustav Mahlers Achte, für den Komponisten „gewiss das Größte, was ich je gemacht habe“, bleibt als Zwitter zwischen Sinfonie, Kantate und Oratorium ein problematisches Werk, das in seiner Komplexität und Monumentalität kaum im Konzertsaal oder bei einer Aufnahme „erlöst“, will heißen: wirklich vollkommen realisiert werden kann. So auch hier. Die orchestralen wie vokalen Kräfte musizieren mit deutlichen Qualitätsschwankungen. Dem SWR Orchester fehlt es öfter an Strahlkraft und Brillanz. Unter den (mehrheitlich amerikanischen) Sängern meistern im Grunde nur Margaret Jane Wray, Dagmar Peckova und Anthony Michael-Moore ihren Part wirklich. Solisten wie Chöre artikulieren oft undeutlich, der Chor ist zudem immer wieder (auch in leisen Passagen) nicht genügend präsent. Und seinen Einsatz am Beginn des 2. Teils Waldung... singt er gerade nicht „scharf ausgesprochen und rhythmisiert“, wie Mahler es fordert.
Michael Gielen setzt auf klare Dramaturgie, ruhige Entfaltung, große Bögen, große Deutlichkeit, Durchhörbarkeit, er vermeidet Monumentalität und Auftrumpfen, wozu insbesondere die Schlüsse der beiden Teile verleiten mögen. Leider ist ihm die Aufnahmetechnik nicht immer gefolgt – die Transparenz der Aufnahme ist teilweise nur durchschnittlich.
In Schönbergs Oratorium Die Jakobsleiter, einer Meditation über Leben, Tod und Wiedergeburt, schweben in dieser Aufnahme wirklich die Klänge, „strömt von allen Seiten Musik“, wie es sich der Komponist vorstellte, wird der Sprechgesang virtuos realisiert. John Bröcheler ist ein vorzüglicher Gabriel, Laura Aikin ein suggestiver Sterbender. Der versierte, in allen Stilen geübte, obendrein sehr modulationsfähige Rundfunkchor Berlin spielt seinen prominenten Part immer überlegen. Höchste klangliche Differenzierung und eine subtile Klangregie bei den Einspielbändern nehmen zusätzlich für diese Interpretation ein.
Dr. Helge Grünewald [18.03.2003]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Arnold Schönberg | ||
1 | Jacob's ladder for vocal soloists, choruses and Orchestra (Oratorio, 1917/1944) | |
Gustav Mahler | ||
12 | Symphony No. 8 Eb major (Symphony of the Thousand) |
Interpreten der Einspielung
- John Bröcheler (Gabriel - Bariton)
- Glenn Winslade (Ein Berufener - Tenor)
- Guy Renard (Ein Aufrüherischer - Tenor)
- Hanno Müller-Brachmann (Ein Ringender - Bariton)
- James Johnson (Der Auserwählte - Bariton)
- Thomas Harper (Der Mönch - Tenor)
- Rundfunkchor Berlin (Chor)
- Laura Aikin (Die Seele - Sopran, Die Sterbende - Sopran)
- SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg (Orchester)
- Michael Gielen (Dirigent)
- Alessandra Marc (Magna Peccatrix - Sopran)
- Margaret Jane Wray (Una poenitentium - Sopran)
- Christiane Boesiger (Mater gloriosa - Sopran)
- Dagmar Pecková (Mulier Samaritana - Alt)
- Eugenie Grunewald (Maria Aegyptiaca - Alt)
- Glenn Winslade (Ein Berufener - Tenor, Doctor Marianus - Tenor)
- Anthony Michaels-Moore (Pater ecstaticus - Bariton)
- Peter Lika (Pater profundus - Baß)
- EuropaChorAkademie (Chor)
- Aurelius Sängerknaben (Chor)
- SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg (Orchester)
- Michael Gielen (Dirigent)