cpo 999 805-2
1 CD • 78min • 2001
02.05.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wilhelm Kienzl (1857–1941) gehört zu jenen vergessenen Komponisten, welche immer ein bisschen zu weit entfernt vom Puls der Musikgeschichte lebten, um diesen entscheidend beeinflussen zu können. Die hier vorgestellten Werke, seine drei Streichquartette aus den Jahren 1880, 1917 und 1928, verdeutlichen dies. Ist das b-Moll-Quartett noch sehr der Klangsprache Schuberts verhaftet und atmet das c-Moll-Quartett einen leicht Brahms’schen Tonfall, so steht das E-Dur-Quartett zu unentschlossen am Rande der Modernität, konkret der Bitonalität. Das sich umfangreich dem Leben des in Oberösterreich geborenen Komponisten widmende Booklet versucht zwar, Kienzls Lebenswerk in entsprechende Relation zu den Ereignissen seiner Zeit zustellen, verglichen mit der Radikalität und kompositorischen Raffinesse, mit der Zeitgenossen wie Reger oder Schönberg die Kammermusik erneuerten, wirkt sein Werk heute jedoch ohne echte Relevanz.
Das ändert freilich nichts an dem musikantisch packenden Interpretationsansatz, den das aus Wien stammende Thomas Christian Ensemble hier gewählt hat. Das kompakte, klanglich homogene und zumeist ernste Spiel, das in einer komplett unsentimentalen, regelrecht trockenen Agogik gründet, präsentiert Kienzl gleich einem Denkmal seiner Epoche. Es erinnert an eine Zeit, in der Aspekte wie Tonalität, thematische Arbeit und formale Schlüssigkeit ihren Spätherbst erlebten.
Robert Spoula [02.05.2003]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wilhelm Kienzl | ||
1 | Streichquartett Nr. 1 op. 22 | |
2 | Streichquartett Nr. 2 op. 99 | |
3 | Streichquartett Nr. 3 op. 113 |
Interpreten der Einspielung
- Thomas Christian Ensemble (Ensemble)