Albrecht Mayer
Johann Sebastian Bach - Lieder ohne Worte
Transkriptionen für Oboe und Orchester
DG 476047-2
1 CD • 59min • [P] 2003
18.09.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dem Solisten Albrecht Mayer wird man es nicht verübeln wollen, wenn er seine bestechend kultivierten Bläserkünste auf den unterschiedlichen Instrumententypen der Oboenfamilie hier ebenso perfekt wie arglos in den Dienst eines fragwürdigen Bach-Surrogates gestellt hat. Nicht minder verführerisch assistiert ihm beim Vortrag eines Instrumentalarrangements der Arie Erbarme dich aus der Matthäus-Passion der Stargeiger Nigel Kennedy. Dennoch neigt der Rezensent wenig zum Erbarmen. Denn was da produziert worden ist, hat mit der im Beiheft ziemlich salopp „erklärten“ Bearbeitungspraxis des Barockzeitalters überhaupt nichts zu tun. Und wenn schon Anton Webern als Ricercar-Bearbeiter aus Bachs Musikalischem Opfer als Gewährsmann für die hier handwerklich gut gestrickten Arrangementsmuster von A.N. Tarkmann herhalten muß, dann ließe sich auch andere Prominenz – etwa Mozart oder Schumann – ebenso scheinheilig zitieren.
Allem widerspricht jedoch die vorliegende Programmixtur. Denn was hier demonstriert wird, gehört offenkundig zur Sparte der lukrativen CD-Angebote mit Meditations- und Entspannungsmusiken: viel Largo und Adagio, Streicherpizzikati, Cembalo-Lautenzug, ein paar Allegro-Tupfer, Bach bei Kerzenlicht. Vergoldet mit allen kammermusikalischen Finessen auf höchstem Spielniveau aller Beteiligten wird aufgrund eines recht anfechtbaren Bach-Verständnisses das Schaffen des Thomaskantors als ein Potpourri romantisierender „Lieder ohne Worte“ auf einen zwar schön anzuhörenden, aber fragwürdigen Schmuse- und Kuschelkurs gebracht.
Dr. Gerhard Pätzig [18.09.2003]
Interpreten der Einspielung
- Albrecht Mayer (Oboe)
- Nigel Kennedy (Violine)
- Sinfonia Varsovia (Orchester)