col legno WWE 20300
2 CD/SACD • 1h 51min • 2001
03.06.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Versenkung in klangfarblich und dynamisch extrem ausdifferenzierte Einzelklänge und die angestrebte Raumwirkung des Gesamtklanges gehören zu den faszinierendsten Eigenschaften der Werke des „späten“ Luigi Nono (1924-1990). Er war derjenige Komponist, der die schier unermeßlichen technischen Möglichkeiten des Freiburger Experimentalstudios weit über den Kreis der Fachleute hinaus bekannt machte. Und durch eben diese Möglichkeiten gibt es überhaupt jenen Werkkomplex des „späten“ Nono, der heute als eine Art Vermächtnis des einstigen Avantgardisten an eine Musik der Zukunft anzusehen ist.
Durch die mustergültige und beispielhafte Wiedergabe des mit Nonos Oeuvre bestens vertrauten Freiburger Ensembles lassen sich allerdings auch viele Verbindungslinien zum früheren Nono ziehen, die es geraten sein lassen, die Vermutung eines „Bruches“ in Nonos Entwicklung doch sehr stark zu relativieren. Zum Beispiel die Überführung der verwendeten Texte – in Io zwischen altgriechischen Fragmenten und Hölderlins Schicksalslied, in Das atmende Klarsein aus den Duineser Elegien Rilkes – in musikalischen Klang ist eine in Nonos Werkkonzepten von Anfang an vorhandene Tendenz, die sich von Werk zu Werk weiter entwickelt und in den hier vorgestellten Kompositionen der 1980er Jahre ihren Gipfelpunkt erreicht.
Wenn auch der Tonträger nur einen Teil von Nonos Klangraumvorstellungen transportieren kann, so ist doch in dieser vorzüglichen Einspielung so viel davon eingefangen, daß der Hörer sich leicht einen Begriff davon machen kann, auch wenn er diese Werke nicht durch Live-Aufführungen kennt. Sehr hörenswert!
Dr. Hartmut Lück † [03.06.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Luigi Nono | ||
1 | Io, frammento dal Prometeo IX für Stimmen und Live-Elektronik (1981) | |
2 | Das atmende Klarsein (1980/1983) |
Interpreten der Einspielung
- Katia Plaschka (Sopran)
- Petra Hoffmann (Sopran)
- Monika Bair-Ivenz (Sopran)
- Roberto Fabbriciani (Baßflöte)
- Ciro Scarponi (Kontrabaß-Klarinette)
- Solistenchor Freiburg (Chor)
- André Richard (Dirigent)