Viola lumina
Coviello Classics 50307
1 CD • 49min • 2002
04.05.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Tatjana Masurenkos Interpretation auf der Viola von Bachs d-Moll-Cellosuite ist in vieler Hinsicht außergewöhnlich gelungen, wobei die Oktavtransposition des Notentextes im historischen Kontext keine Besonderheit darstellt – der gambenartige, dabei sehr weiche und farbenreiche Klang ihrer barocken Bratsche trifft die Aura und die Essenz dieser ebenso zarten wie präzisen Musik optimal. In einer eher schlanken und transparenten Streichtechnik mit verhaltenen Schwellern und reduziertem Vibrato erreicht sie einen beseelten, singenden Tonfall, in dem die konstruktiven und mechanischen Elemente der Musik wie verwandelt erscheinen. Geradezu modellhaft vorbildlich ist der agogische Zugriff von Frau Masurenko: die auf- und abschwingend kreisenden Melodie-Formeln des Präludiums etwa sind agogisch minimal „angeschärft“, wobei sich aufgrund der wiederkehrenden Melodiebögen ein so konsequentes wie organisches Konzept der Tonlängenvarianz ergibt. Würde man für ein Taktgefüge von Bachs Notenblatt einen Kreis in die Luft zeichnen, so wäre dieser in der Interpretation von Frau Masurenko minimal elliptisch gekrümmt, aber eben genau so stimmig, wie es die Musik verlangt. Das verhalten-innere Glühen ihres Bach-Spiels wird in Strawinskys Elegie – einem Meisterwerk zurückgenommenen Ausdrucks! – mit einem noblen Grad an Tristesse angereichert, um dann in den glänzend-virtuosen Passagen des Vieuxtemps-Capriccio in das Gegenteil zu münden, in eine souverän-beherrschte und durchaus affirmative Ekstase. Und die schroffen Zeichnungen der Hindemith-Sonate werden mit spröder, virtuos-kontrollierter Rohheit und Energie umgesetzt.
Hans-Christian v. Dadelsen [04.05.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Suite Nr. 2 d-Moll BWV 1008 für Violoncello solo | |
Igor Strawinsky | ||
2 | Élégie für Viola solo (1944) | |
Henri Vieuxtemps | ||
3 | Capriccio c-Moll op. post. 9 für Viola solo | |
Paul Hindemith | ||
4 | Sonate op. 31 Nr. 4 für Viola solo (1923) |
Interpreten der Einspielung
- Tatjana Masurenko (Viola)