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Besprechung CD

Orlando Gibbons – With a Merrie Noyse Second Service & Consort Anthems

harmonia mundi HMU 907337

1 CD • 60min • 2003

09.08.2004

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Die großen Chorwerke von Orlando Gibbons werden heute im allgemeinen mit Orgel aufgeführt. Indes existiert ein Manuskript von Verse Anthems, in dem die Instrumentalbegleitung in Partiturform notiert ist - möglicherweise ein Hinweis auf die Mitwirkung eines Consorts von Streich- oder Blasinstrumenten. Diese Angelegenheit ist noch nicht eindeutig geklärt, doch die Version, die das englische Gambenensemble Fretwork hier im Verbund mit dem Choir of Magdalen College vorstellt, klingt rundum überzeugend. Einerseits wird das Liniengeflecht transparenter, andererseits reagiert Fretwork sehr sensibel auf die Artikulation und Dynamik der Chores, so daß ein angenehm geschmeidiger Mischklang entsteht.

Im Zentrum dieser CD steht Gibbons' Second Service, bestehend aus dem Te Deum und Jubilate der Morgenmesse sowie dem Magnificat und Nunc dimittis der Vesper. Da dieser Service nur fragmentarisch überliefert ist, hat David Skinner die fehlenden Vokalpartien rekonstruiert, indem er die kontrapunktische Potenz des musikalischen Materials stilkritisch ausgewertet und entfaltet hat. Auf diese Weise ist ein wichtiges Bindeglied der englischen Musikgeschichte zwischen Taverner und Purcell - zumindest als tragfähige Hypothese - zurückgewonnen worden. Welch bedeutender Komponist Gibbons war, wird aber auch an den übrigen Stücken dieser CD deutlich, vor allem in den Verse Anthems This is the record of John und See, see, the Word is incarnate, die den äußeren Rahmen des Programms bilden: Bei aller harmonischen und kontrapunktischen Raffinesse im Detail behält die Musik immer eine angenehme Weite und Offenheit, die den Hörer gewissermaßen zwanglos in den Fluss einbindet. Daß Fretwork, eines der besten Gambenensembles überhaupt, hier seine subtilen Qualitäten voll zur Geltung kommen lässt, versteht sich von selbst. Der englische Chor besticht durch den klaren Focus seines Klangbildes und durch exzellente Knabensolisten. Daß überdies die solistischen Kontratenorpartien nicht von Falsettisten, sondern von hohen Tenören gesungen werden, ist ebenso ein Beleg für das historische Bewusstsein der Interpreten wie ihre bemerkenswert saubere Phrasierung, die deutlicht macht, wie stark Gibbons barocken Ideen in England den Weg gewiesen hat.

Dr. Matthias Hengelbrock [09.08.2004]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Orlando Gibbons
1This is the record of John
2Almighty and Everlasting God
3A Voluntary
4Te Deum
5Jubilate
6Hymns and Songs for the Church
7Magnificat
8Nunc dimittis
9O clap your hands together
10Great King of Gods
11See, see, the Word is incarnate

Interpreten der Einspielung

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