cpo 999 947-2
2 CD • 2h 05min • 2003
01.06.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Carlo Goldoni, der große Reformer der italienischen Komödie, hat sich sein Leben lang darüber geärgert, daß seine oft nur aus Geldmangel fabrizierten Opernlibretti international größere Beachtung fanden als seine Stücke für die Sprechbühne. Doch besteht kein Zweifel daran, daß er mit den zahlreichen Gelegenheitsarbeiten fürs Musiktheater auch zur Erneuerung der Opera buffa erheblich beigetragen hat. Die 17 Texte, die er für den fast gleichaltrigen Baldassare Galuppi (1706-1785) geschrieben hat, sind ein guter Beleg dafür. Ohne auf die überlieferten Elemente der Gattung zu verzichten, belebte er sie doch durch die Beigabe von Satire und Ironie sowie von Ansätzen psychologischer Charakterzeichnung.
La diavolessa, 1855 in Venedig uraufgeführt, war die 13. Gemeinschaftsarbeit mit Galuppi und darf – wie die hier vorliegende Ausgrabung durch Wolfgang Katschner und die Lautten Compagney Berlin beweist – in textlicher wie musikalischer Hinsicht als eine Perle italienischer Buffakunst eingeschätzt werden. Der Hauptwitz der Geschichte resultiert daraus, dass der reiche, aber einfältige Don Poppone, der in seinem Keller einen Schatz vergraben wähnt, das standesbewußte Grafenpaar Nastri mit dem abgebrannten Hochstaplerpärchen Dorina und Giannino verwechselt, das von dem schlitzohrigen neapolitanischen Gastwirt Falco zu ihm geschickt wird, um den Schatz heben zu helfen. Als es dazu kommt, prügeln die beiden, als Teufel verkleidet, den Tölpel kräftig durch.
Galuppis Musik hat Witz und Grazie, ist formal abwechslungsreich und melodisch voller Inspiration, kaum einmal werden die gängigen musikalischen Formeln der Gattung eingesetzt. Und die Wiedergabe durch die Lautten Compagney ist so überaus eloquent, dass man dem Stückchen das Etikett „Meisterwerk“ gerne zuerkennt. Die Musik singt, klingt, schwingt und springt, dass es eine Art hat, der Dirigent holt nicht nur alle musikalischen Finessen heraus, sondern setzt auch die theatralischen Energien frei, so dass man die Szene mitzuerleben meint (die Aufnahme ist unter Studio-Bedingungen nach einer Inszenierung des Potsdamer Hans-Otto-Theaters entstanden).
Die durchweg jungen Sänger leisten gute Arbeit, ohne stimmlich Überragendes bieten zu können. Am auffälligsten ist der Altist Johnny Maldonado in der Rolle des Grafen. Die von allen Männern begehrte Dorina der Kremena Dilcheva zeigt mehr Spielwitz als Stimme, Matthias Vieweg (Giannino) und Egbert Junghanns (Don Poppone) bleiben in Stil und Diktion sehr deutsch. Ein Versprechen für die Zukunft geben die beiden Sopranistinnen Bettina Pahn und Doerthe Maria Sandmann.
Ekkehard Pluta [01.06.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Baldasare Galuppi | ||
1 | La Diavolessa (Opera buffa in 3 Akten) |
Interpreten der Einspielung
- Kremena Dilcheva (Dorina - Alt)
- Matthias Vieweg (Giannino - Bariton)
- Tom Allen (Falco - Tenor)
- Johnny Maldonado (Graf Nastri - Alt)
- Bettina Pahn (Gräfin Nastri - Sopran)
- Egbert Junghanns (Don Poppone - Baß)
- Doerthe Maria Sandmann (Ghiandina - Sopran)
- Lautten Compagney Berlin (Ensemble)
- Wolfgang Katschner (Dirigent)